Genanalyse des Beutelmulls veröffentlicht Forscher entschlüsseln das Erbgut des australischen Beutelmulls

Fasziniert vom Beutelmull, der sich durch den australischen Wüstenboden gräbt (v.l.): Dr. Jürgen Schmitz, Dr. Liliya Doronina und Raphael Steffen vom Institut für Experimentelle Pathologie der Universität Münster. (Foto: Uni Münster / M. Ibrahim)
Fasziniert vom Beutelmull, der sich durch den australischen Wüstenboden gräbt (v.l.): Dr. Jürgen Schmitz, Dr. Liliya Doronina und Raphael Steffen vom Institut für Experimentelle Pathologie der Universität Münster. (Foto: Uni Münster / M. Ibrahim)

Ein internationales Forscherteam, darunter auch Wissenschaftler der Uni Münster, hat erstmals das vollständige Erbgut des australischen Beutelmulls entschlüsselt. Diese genetische Analyse, an der auch Wissenschaftler der Universität Münster beteiligt waren, wirft ein neues Licht auf die evolutionären Anpassungen des seltenen Wüstentieres. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht.

Der Beutelmull ist ein unterirdisch lebendes Beuteltier, das sich vor etwa 60 Millionen Jahren an das Leben in den Wüsten Australiens angepasst hat. Mit seinem grabenden Lebensstil entwickelte er eine Reihe außergewöhnlicher Eigenschaften. So verlor er im Laufe der Zeit sein Sehvermögen vollständig, da seine Augen im lichtlosen Untergrund überflüssig wurden. „Vor etwa 16 Millionen Jahren begann die Linse sich zurückzubilden, und vor drei Millionen Jahren wurde schließlich auch das Sehen in Dunkelheit eingestellt“, weiß Dr. Jürgen Schmitz von der Universität Münster. In völliger Dunkelheit gebe es keinen evolutionären Druck, das Sehvermögen aufrechtzuerhalten, wie es in der Medienmitteilung der Universität Münster heißt.

Entscheidende Anpassung

Eine weitere Besonderheit des Beutelmulls ist die Lage seiner Hoden. Anders als bei den meisten Säugetieren verbleiben sie in der Körperhöhle, um beim Graben nicht zu stören. „Diese Anpassung ist unabhängig von anderen grabenden Tieren entstanden“, so Dr. Liliya Doronina, die ebenfalls an der Analyse beteiligt war. Das Genom zeigt zudem, dass der Beutelmull ein doppeltes Gen für fetales Hämoglobin besitzt, das den Sauerstofftransport verbessert – eine entscheidende Anpassung an das Leben im sauerstoffarmen Wüstensand. Diese Fähigkeit macht das Tier auch für die humanmedizinische Forschung interessant.

Überraschender Befund

Das Team der Universität Münster untersuchte darüber hinaus die Verwandtschaftsverhältnisse des Beutelmulls. Mithilfe sogenannter „springender Gene“ fanden sie heraus, dass der Beutelmull enger mit Nasenbeutlern verwandt ist als mit anderen Beuteltieren – ein überraschender Befund, der bisherigen Annahmen widerspricht. „Wir konnten 436 identische Genabschnitte identifizieren, die ausschließlich bei Nasenbeutlern und dem Beutelmull vorkommen“, betont Dr. Doronina.

Die Studie liefert nicht nur Erkenntnisse über die Evolution des Beutelmulls, sondern verdeutlicht auch, wie flexibel Gene sich über Millionen Jahre an veränderte Lebensbedingungen anpassen können. „Diese Einblicke helfen uns, die Evolution besser zu verstehen und die genetische Vielfalt des Lebens zu schätzen“, so Dr. Schmitz abschließend.

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