Am Sonntagabend ging auf der Stubengasse das viertägige Flurstücke Festival zu Ende. Im Interview mit ALLES MÜNSTER zieht Mitorganisator und Kurator Uwe Köhler vom „Theater Titanick“ Bilanz.
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Herr Köhler, Sie haben gerade eben mit Megafon die Flurstücke 2024 beendet. Wie ist Ihr Resümee? Sind Sie zufrieden mit den vier Tagen?
Absolut. Die Reaktionen vom Publikum, der Presse, von Kollegen, den 120 Künstlern, die sich sehr gut aufgenommen fühlten, die alle zufrieden waren und sich richtig wohlgefühlt haben hier in der Stadt, von der Reaktion zu diesen 52 Veranstaltungen, die wir in vier Tagen gemacht haben, mit einem Publikum, das so offen war und alles aufgenommen und aufgesogen hat – das haben wir selten so erlebt. Diese Rückmeldung zeigt etwas über unsere Stadt Münster und zeigt etwas über unsere Arbeit, die wir mit den Flurstücken jetzt zum vierten Mal gemacht haben und auch weiterhin machen werden.
Das Programm war ja sehr vielseitig und hatte eigentlich auch für jedermann was zu bieten.
Ich finde, dass das so ein Breitbandangebot war für sehr viele Leute, die normalerweise nicht ins Theater gehen, nicht ins Museum, aber trotzdem mit Kunst in Berührung kommen. Manchmal zufällig, wie hier bei dem Bau von einem Elefantenhaus, wo dann plötzlich 500 Leute mitmachen, die eigentlich einkaufen gehen wollten, sich von den Kartons verführen lassen und zusammen mit ihren Kindern, die Einkaufstüten neben sich, anfangen mitzubauen. Mehr Bürgerbeteiligung geht fast gar nicht, was man jetzt gerade beim Aufräumen hier auch gemerkt hat. Alle räumen mit auf, fegen die letzten Fetzen vom Elefantenhaus hier runter.
Das war schon bemerkenswert! Den meisten zahlenmäßigen Zuspruch gar es vermutlich allerdings am Freitagabend bei der Gruppe „Ilotopie“, oder?
Ja! Es waren 18.000 Leute am Aasee – wir hatten so 4.000 oder 5.000 gedacht, da kam dann ja plötzlich halb Münster hin. Wir wussten gar nicht, woher die das alle wissen! Wir sind überschwemmt worden vom Publikum, von positiven Reaktionen. Das alles gibt uns die Kraft und auch neue Ideen und Wünsche, das weiterzumachen.
Zum Stichwort „überschwemmt“ – das Elefantenhaus war ja heute nicht mehr ganz in dem Zustand, wie es eigentlich hätte sein sollen. Dementsprechend war auch der Abbau anders, als er eigentlich geplant war. Können Sie dazu ein bisschen was sagen?
Eigentlich war geplant, dass es stehen soll und dann gemeinsam mit dem Publikum eingerissen wird. Wir haben spezielle Konstruktionen an dem Turm angebracht: vier Seile, an denen gezogen wird. Dann wird das normalerweise in sich zusammengezogen und dadurch zerstört, was ein Moment des aktiven Dekonstruierens ist, wie es der Künstler nennt. Das war jetzt schon durch den Regen passiert. Das Gewitter in der Nacht hat das bewirkt, was wir eigentlich mit dem Publikum zusammen machen wollten.
Aber trotzdem war es eine tolle Aktion, dass hier eine Hüpfburg draus wurde und dass viele Kinder und Erwachsene gemeinsam hier auf dem Kartonage-Material herumgehüpft sind, das plattgemacht und dann gemeinsam entsorgt haben. Das war so ein Gefühl von Transformation. Man baut das vorher in einem Tag auf, die Natur lässt es zusammenfallen und gemeinsam räumt man auf. Es war irgendwie so eine symbolische Aktion, die rundum funktioniert hat, wenn auch ganz anders als geplant.
Das unterstreicht das, was Oberbürgermeister Markus Lewe bei der Eröffnungsrede gesagt hat: „Es geht auch um Gemeinsamkeit.“ Das haben Sie jetzt noch einmal ganz kräftig unterstrichen, darum ging es.
Genau. Gemeinsamkeit und auch Berühren! Also Berühren im Sinne von, dass man sich gemeinsam berühren lässt von dem, was da passiert, was man künstlerisch sieht oder auch mitmacht. Dass man sich wieder traut, in größeren Mengen Sachen zu erleben, was ja vor zwei Jahren gar nicht möglich war, vor drei Jahren schon gar nicht. Also die Lust wieder zu bekommen, gemeinsam auch in größeren Mengen Kunst zu erleben, das wollten wir reanimieren. Ich glaube, das ist sehr gelungen.
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