Drei minderjährige Geflüchtete aus dem abgebrannten Flüchtlingslager Moria in Griechenland sind in der vergangenen Woche in Münster aufgenommen worden. „Ein erster Schritt“, finden die Initiativen „Bündnis gegen Abschiebungen“, „Seebrücke“ und „Münster – Stadt der Zuflucht“, betonen aber in einer gemeinsamen Erklärung: „Wir brauchen endlich eine wirkliche Solidarität!“
Die drei unbegleiteten Jugendlichen wurden in einer Wohngruppe des Vinzenzwerks Handorf untergebracht, wie die Stadt Münster auf Anfrage bestätigte. Die Einrichtung verfüge seit Jahren über eine große Erfahrung in der Betreuung minderjähriger Geflüchteter. „Die Aufnahme (…) ist ohne Zweifel bedeutsam und hilfreich für die betroffenen Jugendlichen“, sagt Doris Hess-Diebäcker von der Initiative „Münster – Stadt der Zuflucht“, betont aber zugleich: „Angesichts der menschlichen Katastrophen in den Flüchtlingslagern auf den ägäischen Inseln, die durch den Brand des Lagers Moria auf Lesbos auf die Spitze getrieben wurden, aber seit mehr als 4 Jahren hinreichend bekannt waren, ist es jedoch zutiefst beschämend, dass diese Zuweisung erst jetzt und in so geringer Zahl erfolgt ist.“
Die Stadt Münster ist Mitglied des Bündnisses „Städte sicherer Häfen“. Im März hatte der Rat beschlossen, 80 geflüchtete Menschen aus humanitären Gründen zusätzlich aufzunehmen, hier vor allem hilfsbedürftigste Personen wie unbegleitete Kinder und Jugendliche oder Familien. „Wird Münster jemals die 80 Geflüchteten zugewiesen bekommen, zu deren Aufnahme sich der Rat bereit erklärt hat?“, fragt Anne Willenborg von Seebrücke Münster. „Die bisherige Politik der Europäischen Union und der Bundesregierung zielte eindeutig darauf ab, die Geflüchteten vor den Grenzen Europas zu halten. Aufnahmeprogramme blieben in der Vergangenheit regelmäßig weit hinter ihren formulierten Zielen zurück oder verliefen ganz im Sande“.
Angesichts der Aufnahmebereitschaft von 186 Städten in Deutschland und weiterer Städte in Europa wäre es nach Ansicht der Initiativen gut möglich gewesen, alle in Moria obdachlos gewordenen Menschen auszufliegen. Doch das sei nicht die offizielle Linie europäischer und deutscher Asylpolitik. Um der „Schande Europas“, so beschrieb der Schweizer Soziologe Jean Ziegler die Lebensbedingungen Geflüchteter auf Lesbos, konkrete humanitäre Hilfe entgegenzusetzen, brauche es weitere und verstärkte Bemühungen aus der Zivilgesellschaft in den Kommunen. „Wir werden nicht locker lassen“, so Benedikt Kern vom Bündnis gegen Abschiebungen, „und rufen die VertreterInnen der hiesigen Ratsfraktionen und den OB auf, sich konkret und nachdrücklich gegenüber Land und Bund für die weitere Aufnahme der in Griechenland gestrandeten Menschen einzusetzen!“
Für die drei in Münster aufgenommen minderjährigen Geflüchteten wird das Jugendamt nun beim Familiengericht die Einrichtung einer Vormundschaft beantragen und gleichzeitig die Bedingungen für eine schnelle Aufnahme in entsprechenden Schulklassen (in der Regel internationale Förderklassen an Berufsschulen) vorbereiten. Weitere zeitnahe Aufnahmen sind nach Auskunft der Stadtverwaltung derzeit nicht angekündigt.
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