„Die Bahn macht mobil“, lautet eine Werbebotschaft der Deutschen Bahn. Doch zur Zeit des Streiks der Gewerkschaft der Lokführer steht alles still. Auch der münsterische Hauptbahnhof ist verwaist. Wer kann, sucht sich Alternativen. Die Bahnkunden sind verärgert, doch einige zeigen auch Verständnis.
„Die Bahn macht mobil.“ So lautet ein Werbeslogan des Verkehrsunternehmens Deutsche Bahn. Worte, die dieser Tage mehr denn je nach Ironie klingen und viele Bahnfahrer nur noch mehr verstimmen. Die Gewerkschaft der Lokführer (GdL) hat zum Streik aufgerufen — tausende Züge fallen aus, ganz Deutschland scheint lahm gelegt. Auch in Münster wirkt der Hauptbahnhof verwaist, nur wenige Menschen stehen auf den Bahnsteigen, versuchen einen der wenigen Züge des Ersatzfahrplans zu erwischen. Wer kann, sucht sich zähneknirschend Alternativen. Auch Sabrina Ostermann ärgert sich fürchterlich über den Bahnstreik. Die 27-Jährige wohnt mit ihrem Freund in Münster, studiert aber an der Fachhochschule Recklinghausen. Jeden Tag muss die Studentin mit dem Nahverkehr ins Ruhrgebiet und zurück. Das fällt durch den anstehenden Bahnstreik nun flach. Ihr Freund, der bereits mit dem Studium fertig ist und in einer Firma mit Sitz in Münster arbeitet, besitzt zu Sabrinas Rettung einen eigenen Wagen. „Jetzt muss ich das Auto meines Freundes ausleihen. Das geht aber auch nur, weil er in dieser Woche zufällig keine Termine außerhalb Münsters hat“, so die Studentin. Ihren Kommilitoninnen, die den gleichen Weg haben, möchte sie eine Mitfahrgelegenheit anbieten.
Wohl dem, der nicht auf das tägliche Reisen mit der Bahn angewiesen ist. Vor allem Pendler sind betroffen. Wer seine Reisepläne verschieben oder verlegen kann, scheint dem Streik der Lokführer etwas wohlwollender gegenüber zu stehen. Mareike Hoevelmann beispielsweise sieht dem Streik eher etwas gelassener entgegen. Die gebürtige Münsteranerin ist nach Hamburg verzogen, besucht aber regelmäßig per Bahn Freunde und Familie in ihrer Heimat. „Ich kann die Lokführer verstehen. Wer seinen Forderungen nicht Nachdruck verleiht, geht am Ende leer aus. Und bei Lokführern bleibt es leider nicht aus, dass Unbeteiligte betroffen sind„, zeigt die 31-Jährige Verständnis. Den Besuch der Domstadt muss die Wahlhamburgerin jetzt um einige Zeit verschieben.
Das Verständnis von Alexander Gerdes für den Lokführerstreik geht mittlerweile gegen Null. Der 36-jährige Personalmanager muss unter der Woche mehrmals beruflich nach Berlin und zurück. Dafür hat sich der ICE-Dauerfahrer eine BahnCard angeschafft. Während der Fahrtzeit erledigt der Vielfahrer Arbeiten am Laptop, führt Telefonate. Um seinen beruflichen Verpflichtungen nachkommen zu können, muss sich der Bahnkunde nun einen Mietwagen nehmen. „Dadurch entstehen mir doppelte Kosten. Nicht nur die Gebühren für Auto und Sprit, auch die Arbeitszeit im Zug fällt nun weg. Wer ersetzt mir den Schaden?“, ist Gerdes sichtlich verärgert. „Ich bin mit meiner Geduld am Ende“.
Währenddessen läuft im Fernsehen immer noch der aktuelle Werbespot der Deutschen Bahn, in der fröhliche Familien und Berufspendler entspannt im Zug sitzen. „Diese Zeit gehört dir“, so die zur Zeit zynisch anmutende Botschaft der DB-Kampagne.