
Die Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) hat vergangene Woche darauf hingewiesen, dass das deutsche Gesundheitswesen nicht ausreichend auf große Krisenszenarien wie Naturkatastrophen, schwere Unfälle oder militärische Verteidigungsfälle vorbereitet sei (wir berichteten). Sie fordert eine engere Zusammenarbeit mit der Bundeswehr, dem Katastrophenschutz und humanitären Hilfsorganisationen. Wie sieht die Lage konkret bei uns in Münster aus? Die großen Kliniken der Stadt haben dazu Stellung bezogen.
Die Krankenhäuser in Münster verweisen auf ihre bestehenden Alarm- und Einsatzpläne für Krisenfälle. Das Universitätsklinikum Münster (UKM) etwa verfügt über einen Krankenhaus-Alarm- und Einsatzplan (KAEP), der bei Katastrophen eine schnelle Reaktion durch die Krankenhauseinsatzleitung (KEL) ermöglicht. Ähnliche Strukturen gibt es auch im St. Franziskus-Hospital, im Herz-Jesu-Krankenhaus und dem Maria-Josef-Hospital Greven – alles Häuser der Franziskus Stiftung – sowie bei den Alexianern, die das Clemenshospital und die Raphaelsklinik betreiben. Laut Annika Wolter, Regionalgeschäftsführerin der Franziskus-Stiftung, definieren diese Pläne unter anderem Evakuierungsmaßnahmen, Triagebereiche und die Zusammenarbeit mit Rettungsdiensten und Behörden. Ein computergestütztes Alarmserversystem sorge in den Alexianer-Häusern für eine schnelle und situationsangepasste Alarmierung.
Vorbereitungen auf einen Massenanfall von Verletzten (ManV)
Im Falle eines Massenanfalls von Verletzten sehen sich die Krankenhäuser grundsätzlich gut vorbereitet. Das St. Franziskus-Hospital erklärt, dass in einer solchen Situation alle planbaren Operationen abgesagt und Patienten, deren Zustand es erlaubt, entlassen würden. Dadurch könnten Betten und Personal kurzfristig für Notfälle bereitgestellt werden. Ähnlich äußern sich die Alexianer, die auf regelmäßige Notfallübungen und ihre Erfahrungen aus vergangenen Großlagen wie der Amokfahrt am Kiepenkerl verweisen. Zudem sei es ein großer Vorteil, mit dem Alexianer-Verbund Teil eines sehr großen und effektiven Netzwerks zu sein, das schon in Corona seine Wirksamkeit gezeigt habe. Auch das UKM teilt mit, regelmäßig Krisenübungen durchzuführen, um Abläufe zu testen und weiterzuentwickeln.

Langfristige Herausforderungen und Anpassungen
Die Kliniken sehen sich jedoch mit langfristigen Herausforderungen konfrontiert. So betont das UKM, dass sich das Krisenmanagement an neue Bedrohungslagen wie Naturkatastrophen oder militärische Konflikte anpassen müsse. Zwar seien Vorkehrungen für viele Szenarien getroffen, doch eine vollständige Vorbereitung auf unvorhersehbare Krisen sei naturgemäß nicht möglich. Zudem müsse sich Deutschland sicherheitspolitisch neu ausrichten und von anderen Ländern lernen, die bereits entsprechende Maßnahmen umgesetzt haben.
Energie- und Infrastrukturversorgung in Krisenzeiten
Ein weiteres Thema ist die Absicherung der Energie- und Infrastrukturversorgung in Krisenzeiten. Die Kliniken verweisen darauf, dass gesetzlich vorgeschriebene Notfallaggregate vorhanden sind, die eine Stromversorgung für mindestens 72 Stunden sicherstellen. Im Anschluss sei eine Dieselzulieferung erforderlich. Die Alexianer haben nach eigenen Angaben ihre Treibstofflager für Notstromaggregate erweitert und setzen auf medizinische Geräte mit eingebauten Stromspeichern. Das St. Franziskus-Hospital ergänzt, dass eine eigenständige Wasserversorgung sowie ein Notfallkonzept für IT-Systeme existieren.
Fazit
Die Stellungnahmen der Münsteraner Kliniken zeigen, dass umfangreiche Notfallpläne und Strukturen vorhanden sind, um auf verschiedene Krisensituationen zu reagieren. Regelmäßige Übungen sorgen für eine fortlaufende Optimierung der Abläufe. Dennoch sehen die Krankenhäuser Nachbesserungsbedarf – insbesondere im Hinblick auf eine sicherheitspolitische Neuausrichtung und eine bessere Vernetzung mit nationalen und internationalen Krisenplänen.
- Kliniken sehen sich für Krisen gewappnet So bereiten sich Münsters Krankenhäuser auf größere Lagen vor - 7. April 2025
- Fotostrecke: Margot Friedländer (04.04.2025) Friedenspreis im Rahmen der Westfälischen Friedenskonferenz - 4. April 2025
- Friends Don’t Lie eröffnen Oelde Open Air 23. August 2025 im Vier-Jahreszeiten-Park / Support für Kapelle Petra und Madsen - 4. April 2025