Obwohl der Treffpunkt „An der Clemenskirche“ nur wenige Schritte vom Erbdrostenhof entfernt zentral in Münsters Innenstadt liegt, ist er vielen Bürgern unbekannt. Und wer ihn aus eigener Erfahrung kennt, erzählt nicht unbedingt gerne darüber, aus Scham. Vor 40 Jahren wurde die Einrichtung für Menschen in sozialen Notlagen von den Clemensschwestern gegründet und seine Bedeutung hat in vier Jahrzehnten nichts von seiner Aktualität verloren.
„Waren es anfangs überwiegend Wohnungslose, die zu uns gekommen sind, finden sich heute immer mehr Menschen mit psychischen Problemen unter den Gästen“, berichtet Heinrich Klockenkemper, der als ehrenamtlicher Mitarbeiter vom ersten Tag an mit dabei war.
Untrennbar mit der Geschichte des „Treffpunkts“ verbunden ist der Name der Clemensschwester Eveline. Als mit einem Gottesdienst in der Mutterhauskirche der Clemensschwestern und einem anschließenden Festakt im Foyer der benachbarten Raphaelsklinik das runde Jubiläum gefeiert wurde, fiel der Name dieser Ordensschwester immer wieder, die mit ihre resoluten aber auch warmherzigen Art die Einrichtung aufgebaut und lange Zeit geleitet hat. 1995 erhielt sie für ihr Engagement das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen. „Für die Stadt ist diese Einrichtung ein unglaublicher Gewinn“ betonte Oberbürgermeister Markus Lewe in seiner Glückwunschrede und machte deutlich, dass die Frage, wem die Stadt gehöre, durch die Existenz von Einrichtungen wie dem Treffpunkt beantwortet werde: „Die Stadt gehört allen Bürgern, nicht nur den Reichen!“ Auch Stadtdechant Jörg Hagemann bestärkte das Team um den Leiter der Einrichtung, Matthias Eichbauer, in seinem Engagement: „Machen Sie weiter so, ohne Sie ginge es in Münster nicht!“ Der stellvertretende Generalvikar Dr. Jochen Reidegeld, der den Festgottesdienst abhielt, sagte in seiner Predigt: „Ich hoffe, dass das Leuchten, das vom Treffpunkt ausgeht, auch die Blinden in Münster sehend macht“.
Während eines Podiumsgesprächs, das vom Kliniksprecher Michael Bührke moderiert wurde, erinnerte sich der ehemalige Leiter des Hauses der Wohnungslosenhilfe, Bernd Mülbrecht, an die Zeit vor 40 Jahren, als zahlreiche soziale Einrichtungen für Menschen in sozialen Notlagen gegründet wurden: „Es war eine sehr bewegte Zeit, es gab einen großen Modernisierungsstau in Deutschland und alle wussten, dass etwas passieren musste“. Als ehemaliger Besucher des Treffpunktes „An der Clemenskirche“ berichtete Rogerio dos Santos von seinen Erfahrungen. „Ich wurde arbeitslos, musste von Hartz IV leben und verlor meine Wohnung. Wenn du Probleme hast, dann wirst du ausgestoßen und verachtet. Im Treffpunkt habe ich Menschen kennengelernt, die mir zugehört haben, das gab mir neuen Mut“. Mit viel Engagement machte sich dos Santos selbstständig und leitet heute ein Restaurant. Eichbauer gab zu bedenken, dass trotz solcher Erfolgsgeschichten die Wohnungslosenhilfe keine Wohnungslosigkeit bekämpfe und die Politik in der Pflicht stehe, verstärkt bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Auch Mülbrecht sieht diesbezüglich noch „Luft nach oben“.
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