Am Freitag informiert das Projekt Marischa aus Münster anlässlich des „Internationalen Tags der Sexarbeit“ ab 15:00 Uhr auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs über seine Arbeit und lädt interessierte Bürgerinnen und Bürger zum direkten Austausch ein. Das Marischa-Team setzt sich gleichzeitig dafür ein, die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Menschen im sexuellen Dienstleistungsgewerbe zu verbessern.
Jedes Jahr am 2. Juni machen Sexarbeitende auf die bestehende Diskriminierung in ihrer Branche aufmerksam. Im Jahr 1975 besetzten etwa 100 Prostituierte eine Kirche in Frankreich, um auf die schwierige Situation von Frauen in der Prostitution hinzuweisen und staatliche Stellen dazu aufzufordern, für menschenwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen zu sorgen. „Heute, 48 Jahre später, sind die diskriminierenden Strukturen und die vielen prekären Lebens- und Arbeitsverhältnisse immer noch vorhanden“, sagt Yanica Grachenova vom Projekt Marischa. „Es gibt jedoch viele Möglichkeiten, diesen Missständen entgegenzuwirken. Eine davon ist die Kommunikation, bei der nicht über, sondern mit den betroffenen Personen gesprochen wird, um Vorurteile, Stereotypen und falsche Annahmen abzubauen“, fügt Grachenova hinzu.
„Häufig werden dabei emotionale Themen miteinander vermischt. Es wird schnell behauptet, dass eine unvoreingenommene Einstellung zur Sexarbeit bestimmte Unterdrückungsmechanismen, Ausbeutungsverhältnisse, Menschenhandel, Zwang oder mafiöse Strukturen ignoriert oder toleriert“, sagt auch Susanne Kock vom Projekt Marischa. „Aber wenn solche Missstände vorliegen, sprechen wir nicht mehr über Sexarbeit, sondern über sexualisierte Gewalt, die immer abzulehnen ist.“ Grachenova ergänzt, dass Sexarbeit immer mit Konsens verbunden sei, also mit beiderseitigem Einverständnis. Daher widerspreche es nicht, gegen Zwangsprostitution, Menschenhandel und Ausbeutung zu sein und gleichzeitig für die Rechte von aktiven Sexarbeitenden einzutreten.
Das Projekt Marischa engagiert sich seit etwa zehn Jahren für Sexarbeitende in und um Münster und unterstützt sie bei ihren Anliegen und Herausforderungen. Das Projekt steht für Parteilichkeit, Wertschätzung und Akzeptanz. Gleichzeitig plädiert es für eine Gesellschaft ohne Doppelmoral, Vorherrschaft und Benachteiligung aufgrund des Geschlechts, der Herkunft oder des sozialen Standes.