
Viele Spaziergängerinnen und Spaziergänger, die an der Promenade unterwegs sind, freuen sich über die bunten Blumenbeete zwischen Buddenturm und ehemaligem Finanzamt an der Münzstraße. Unser Gastautor Josef Scheller gewährt einen Blick hinter die Kulissen der schönen Anlage an der Promenade.
Heute am 1. März beginnt der meteorologische Frühling. Zaghaft wagen sich die ersten Frühblüher, Schneeglöckchen, bunte Krokusse und goldgelbe Mini-Narzissen, deren Knollen in die Buddenturm-Beete gesetzt wurden, ans Licht. Dieser Rastplatz zwischen Buddenturm, Promenade und Kuhviertel hat sich Dank einer Bürgerinitiative, die vom Amt für Grünflächen aktiv begleitet wird, zu einer Oase vielfältiger Erholungsmöglichkeiten gemausert. “Ocularplan der äußeren Gräben, der auf den äußeren Wall, inneren Graben und Wall angelegten Promenaden, Garten und Begräbnisse”, so beschrieb der Architekt und berühmte Baumeister Johann Conrad Schlaun 1728 seine Präsentation zur Umgestaltung des Geländes am Buddenturm und Schleifung der Stadtmauer. Heute ist diese Örtlichkeit ein idyllischer Treffpunkt als Zwischenstopp beim Joggen auf der Promenade, als schattiger Ort zum Meditieren, die Natur beobachten oder zum Lesen. Zunehmend auch, um auf der Grünfläche einen Empfang zu geben, zu picknicken oder ein Sonnenbad zu nehmen.

Nicht minder interessant ist es, hier Insekten, Schmetterlinge und die Vogelwelt zu beobachten. Spechte klopfen, um ihr Revier abzugrenzen, Rotkehlchen und Amseln nisten und brüten im Gesträuch, Hummeln suchen nach Pollen. Außerdem lohnt sich von hier, mit Blick auf den Liebeshügel an der Kreuzschanze, ein Abstecher zur gegenüber liegenden Seite der Promenade beim Eisenman-Brunnen, bei der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, bei der “verschwiegenen” Eule und dem Komponisten Julius Otto Grimm. Besuchern, die hungrig oder durstig geworden sind, wird der Weg vom Buddenturm kommend über die Buddenstraße vorbei am Drübbelken zum Rosenplatz ins Kuhviertel empfohlen. Hier bieten einzigartige, urige Lokale westfälische Gemütlichkeit und Münsterländer Köstlichkeiten an. Insider behaupten: Besucher sind erst dann richtig in Münster gewesen, wenn sie den Prinzipalmarkt, den Dom und das Kuhviertel erkundet haben.
Zurück zu den Buddenturm-Beeten
Bis vor einigen Jahren war hier am Buddenturm ein mehr oder weniger lauter, meistens nächtlicher Treffpunkt mit anschließend verstreuten Flaschenscherben sowie einem Haufen von hinterlassenem Unrat jeder Art, á la “Dreck zieht Dreck an”. Dank der ersten Stammrosen-Bepflanzung, sowie von Seniorinnen gespendeten Balkonblühern, viel Durchhaltevermögen und mit den Mitarbeitenden der städtischen Abfallbeseitigung sowie den Bediensteten des Ordnungsamtes verbesserte sich das Erscheinungsbild sukzessive. Einige Nachbarn von der Münzstraße, Bewohner des Kuhviertels und Personen, die ihre anonym abgestellten und hier wieder eingepflanzten, blühenden Balkonpflanzen besuchten, unterstützten das Sauberhalten. Besonders lobenswert sind Aktivitäten von sehr jungen Mitwirkenden: Zwei fleißige FÖJ-lerinnen vom Amt für Grünflächen unterstützen im Frühjahr und Herbst das Gärtnern.
Anlieger Joern stellt schon mal sonntags die Grünschnitt-Abfallsäcke an die Straße und Student Tim überraschte bereits zwei Mal mit einer unentgeltlichen XXL-Spende Naturdüngerpellets. Ein lettischer Stammgast rastet hier und setzt zur Freude der Besucher seine persönlichen Lieblings-Sommerblüher in die Beete. Mal unterhaltsam oder auch schon mal stressig sind immer wiederkehrende Fragen und “gut gemeinte” Empfehlungen von Spaziergängern oder angereisten, nebenan parkenden Münster-Besuchern. Dazu eine Anekdote: An einem frühlingshaften, vorgerückten Sonntagmorgen schaute ich nach, ob dieser Rastplatz sauber geblieben war. Auf einer Bank ruhten – eher noch als schon – kuschelnd zwei Teenies. Die unter der Bank liegenden Dinge verrieten mehr als gewollt ihre nächtliche Beschäftigung. Schmunzelnd unterstellte ich, dass sie doch wohl erfüllte Stunden verbracht hätten. Woraufhin er kurz die Augen öffnete und schläfrig brümmelte: “Eh, Alter, du warst doch auch mal jung, wa?” Mein Fazit: “Ob schwarz-weiß oder farbig, ob dünn oder rund. Jeder Vogel ist willkommen, Münster ist bunt.”
Nichts ist beständiger als Veränderung
Inzwischen hat sich herausgestellt, dass nur wenige Rosensorten unter den weit ausladenden, prächtigen Parkbäumen gedeihen. Das führte zum Neudenken und Umgestalten. Inzwischen wachsen auf den Beeten noch etliche andere “Rosen”-Pflanzen, die im laufenden Jahr mit ihren Blüten für Insektennahrung sorgen. Adonisröschen, Vergissmeinnicht und Kamelien gehören zu den ersten blühenden Stauden. Es folgen ihnen im Mai die gern in lichten Wäldern wachsenden Alpenrosen. Danach erblühen die wuchtigen, stark duftenden Pfingstrosen und blaue Irise. Im Sommer strecken Stockrosen ihre robusten Blütenstängel empor. Besonders beliebt ist der mehrfarbige Sommerphlox. Den Schlussakkord setzen Winterastern und weiße Christrosen.
Vom Anfang zum Schluss
Wann genau datiert beginnt denn nun der Frühling? Da gibt es eine Anzahl von Antworten und Meinungen. Selbstversorger waren in alten Zeiten die ersten Frühlingsstarter. Sie legten bereits am 21. Februar die Sünt-Peiters-Baunen (Sankt Peters Bohnen). Der 1. März ist das meteorologische Datum, kalendarisch ist es in diesem Jahr der 20. März, nach dem julianischen Kalender der 7. März. „An Gertrudis, 17. März, geht der erste Gärtner aus”, sagen Hausfrauen, die einen Gemüsegarten bewirtschaften. Hobbygärtner sind weniger an einen fixen Termin gebunden. Für sie beginnt der Frühling, wenn die Forsythien blühen und die Rosen zurückgeschnitten werden. Für viele Männer, respektive für die, die es noch werden wollen, beginnt das Frühjahr jedoch erst am 1. Mai oder am Vatertag, wenn sie ein frischgezapftes Maibock mit einer schaumigen Blume in einer gläsernen Biertulpe genießen. Bleibt an dieser Stelle unbeantwortet: Und wann beginnt der zweite Frühling?