Gleich an drei von den letzten vier Tagen sind die Zucchini Sistaz in der Friedenskapelle Münster vor begeistertem Publikum aufgetreten. Das Konzert mit ihrem aktuellen Programm „Tag am Meer“ am Freitag war schon lange geplant und ausverkauft, ebenso wie das Doppelkonzert mit dem Trio Wildes Holz am Samstag. Relativ kurzfristig kam das Jubiläumskonzert am letzten Donnerstag hinzu, mit dem das 20-jährige Bestehen des Konzertsaals auf der Loddenheide gefeiert wurde. Den Abschluss fand die viertägige Geburtstagsparty der Friedenskapelle am Sonntagnachmittag mit Wildes Holz. Die Zucchini Sistaz feierten bei dieser Gelegenheit auch die offizielle Veröffentlichung ihrer neuen CD.
Ein gemeinsamer Auftritt der drei Damen von den Zucchini Sistaz mit den drei Herren von Wildes Holz ist nicht oft zu erleben, den sollte man sich nicht entgehen lassen. „Wir sind voller Vorfreude“, meinte Zucchini-Bassistin Jule Balandat zu Beginn des Konzerts am Samstagabend, „denn mit Wildes Holz aufzutreten ist für uns so, als würden ein Jungs- und ein Mädcheninternat zusammen Abi-Ball feiern.“ Nachdem die Sistaz den Abend mit Liedern von ihren „strandneuen Album“ eröffnet hatten, enterten die drei Jungs von Wildes Holz mitten im Jazzstandard „Caravan“ so nach und nach die Bühne um einzusteigen. Dabei erhielt Bassist Markus Conrads besonders viel Applaus – ganz eindeutig für seinen Kopfschmuck im Stil der Zucchini Sistaz.
Nachdem sie gemeinsam die „Radel-Hymne“ gespielt hatten, verließen die drei Frauen die Bühne und überließen sie dem Männer-Trio und deren eigenen Programm. Darunter waren Jazz-Klassiker wie „Blue Rondo a la Turk“ von Dave Brubeck ebenso zu finden wie verschiedene Medleys mit überraschenden Wendungen hin zu unerwarteten, aber vertrauten Melodien – wobei die Blockflöte in sehr unterschiedlichen Größen stets die Hauptrolle spielte. Manche ihrer Versionen bekannter Popsongs wirken eher wie Parodien, so wie bei Madonnas frühem Hit „Like A Virgin“, das Tobias Reisige auf einer sehr kleinen Flöte und mit gelegentlichen „Kieksern“ im Refrain spielte. Sein größtes Instrument, die Subgroßbassblockflöte, verlangt schon wegen der tiefen Töne viel Respekt – aber auch wegen seiner gefährlichen Bemalung mit einem grimmigen Gesicht. Bei „Mensch“ trägt es dazu bei, diesen Erfolgstitel von Herbert Grönemeyer mal mit anderen Ohren zu hören. Da die tiefen Töne damit schon versorgt waren, griff Markus Conrads in solchen Fällen zur Mandoline statt zum Kontrabass
Immer wieder wechselten sich Wildes Holz und Zucchini Sistaz auf der Bühne ab. Besonders bejubelt wurden aber ihre gemeinsamen Auftritte. Wie schon bei ihrem gemeinsamen Konzert zum 15-jährigen Bestehen der Friedenskapelle 2018, nötigten die Sistaz einen Bruder nach dem anderen zum Singen, auch den neuen Gitarristen Johannes Behr. Der machte – unterstützt von den Sistaz als Backgroundchor – eine ziemlich gute Figur mit „Venus“, dem größten Hit der niederländischen Band Shocking Blue, die er kurzerhand in „Shocking Green“ umtaufte. „Es hat schon seinen Grund, dass wir eine reine Instrumentalband sind“, meinte dagegen Tobias Reisige und revanchierte sich bei den Zucchinis mit drei neongrünen Blockflöten aus Kunststoff. Wie ängstliche Musikschülerinnen ließen sich die von ihm einweisen, bis es mit dem Zusammenspiel klappte und Coldplays „Viva La Vida“ erklang. Mit solchen Szenen boten die beiden Trios viel mehr als ein Konzert, sondern einen rundum unterhaltenden Abend.
Den gab es auch am Donnerstag schon, beim Konzert der Zucchini Sistaz zum 20. Jahrestag der Einweihung der Friedenskapelle. Extra zu diesem Anlass blieb der hintere Teil des Saals unbestuhlt, so dass hier getanzt werden konnte. Und weil dann und am Freitag die neue CD „Tag am Meer“ erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, hatte das Trio für einige Lieder ausnahmsweise ein paar Begleitmusiker hinter sich auf der Bühne: Rudi Marhold am Schlagzeug und ein Streichquartet unter der Leitung von Christoph König. Für besondere Gänsehaut-Momente sorgten bei dem Charles Trenet-Klassiker „La Mer“ aber nicht nur die Streicher, sondern auch das Meer der vom Publikum geschwenkten Taschentücher. Egal bei welchem Konzert der Zucchini Sistaz man an diesem Wochenende war, es endete stets mit Partystimmung.
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