Der Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) verzeichnete 2020 nach einem Start als wachstumsstärkster Airport in Deutschland einen Corona-bedingt drastischen Rückgang der Fluggastzahlen – wie eben alle Flughäfen. Dennoch blieb die Zahl der Starts und Landungen weiter auf recht hohem Niveau. Ein Aktionsbündnis fordert angesichts der Klimakrise und des Finanzierungsbedarfs einen Ausstieg der beteiligten Landkreise und der Städte Münster und Osnabrück aus dem Betrieb des FMO.
Das Jahr 2020 stand im Luftverkehr komplett unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Ab März war der Flugverkehr drastischen Einschränkungen unterworfen. So nutzten im vergangenen Jahr 223.518 Fluggäste den FMO, was gegenüber dem Jahr 2019 ein Rückgang um 77,5 Prozent bedeutet. Damit liege der FMO prozentual im Schnitt der anderen deutschen Verkehrsflughäfen. Bis zum Einsetzen der Corona-Pandemie „verlief der Start in das Jahr 2020 für den FMO überaus positiv und der FMO war mit einer Steigerung der Fluggastzahlen von 25 Prozent wachstumsstärkster Airport in Deutschland“, heißt es in der „Presse-Information“ des Flughafens.
„Sehr erfreulich hingegen hat sich die Zahl der Starts und Landungen behauptet“, liest man dort weiter. Denn mit 30.223 Flugbewegungen sank dieser Wert nur um 18,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit gehörte der FMO laut Pressemeldung deutschlandweit zu den Airports mit dem geringsten Rückgang. Als Grund dafür wird die große Anzahl an Flügen der sogenannten „Allgemeinen Luftfahrt“ angeführt, gemeint sind damit vor allem Business-, Privat-, Ambulanz-, Schulungs- und Hilfsflüge. „Diese intensive Nutzung des FMO zeigt anschaulich die hohe Systemrelevanz der Infrastruktur gerade auch in einer Pandemiezeit“, folgern die Betreiber daraus.
Bereits heute einen detaillierten Ausblick auf die Entwicklung des Jahres 2021 zu prognostizieren, sei „aufgrund der bekannten Unsicherheiten beim weiteren Pandemieverlauf seriös nicht möglich“. Die Betreiber hoffen nach den nun begonnenen Impfungen aber darauf, „dass Reisen im Verlauf dieses Jahres wieder unter anderen Bedingungen möglich sein wird“. So hätten die Fluggesellschaften bereits jetzt einen Großteil der geplanten Strecken zur Buchung freigeschaltet. Beliebte Ziele, wie die Kanarischen und griechischen Inseln, die Türkei, Hurghada oder Mallorca, sollen 2021 dadurch „wieder sicher und einfach erreicht werden“ können.
Aktionsbündnis fordert „FMO – Ausstieg jetzt!“
Einen ganz anderen Kurs verfolgt das regionale Aktionsbündnis „FMO – Ausstieg jetzt!“, das die wieder aufflammende öffentliche Debatte um einen Flughafen-Ausstieg begrüßt. Angesichts der Klimakrise und eines Finanzierungsbedarfs von über 80 Mio. Euro für die nächsten 10 Jahren sei es wichtig, „dass die Öffentlichkeit transparent und auf Grundlage von Fakten informiert wird“, heißt es in ihrer Pressemitteilung.
So geht das Bündnis in einem Antwortschreiben an den Landrat im Kreis Warendorf, Dr. Olaf Gericke, detailliert auf die Argumente des Geschäftsführers der FMO GmbH, Prof. Dr. Rainer Schwarz, ein. „Uns ist es ein Anliegen, dass sich die Bürgerinnen und Bürger von den Kosten des FMO-Betriebs selbst ein Bild machen können“, begründet Stefan Wilker die ausführliche Darlegung der wirtschaftlichen Zahlen zu dem maroden Regionalflughafen. „Die Entscheidungen über die Zukunft des FMO dürfen in den kommunalen Gremien der Region nicht mehr einfach still und leise durchgewunken werden.“
Neben den Finanzlöchern stünde insbesondere die strukturelle Einbindung des Flughafens in der Region im Mittelpunkt des Antwortschreibens. „Uns reicht die gebetsmühlenartige Wiederholung von regionalen Wertschöpfungsvermutungen nicht“, stellt Jürgen Blümer klar. „Wir benötigen belastbare, zukunftssichere Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit.“ Dazu zählt das Aktionsbündnis unter anderem die Offenlegung einer umfänglichen Klimabilanz des FMO, die mit alternativen Verkehrskonzepten verglichen wird. Für die bisherigen Wirtschaftlichkeitsgutachten erwartet das Aktionsbündnis „eine zeitgemäße Aktualisierung aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen und unter Beteiligung von Umweltverbänden, wie dies z.B. bei der Erstellung des Luftverkehrskonzepts für das Bundesverkehrsministerium umgesetzt wurde“.
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