Filmfans und Macher treffen sich in diesen Tagen im Schloßtheater, denn dort laufen noch bis nächsten Sonntag (1. Oktober) ausgewählte Leinwandspezialitäten beim Filmfestival Münster. Am Freitag wurde es mit „Es brennt“, dem Spielfilmdebüt von Erol Afşin, feierlich eröffnet. Dieser Wettbewerbsbeitrag forderte das Premierenpublikum nicht nur emotional heraus, sondern animierte es anschließend auch zu einer angeregten Diskussion über Rassismus in Deutschland.
Da der Regisseur selbst nicht vor Ort war, meldete er sich direkt vor dem Film per Videobotschaft von der großen Leinwand aus seinem Heimatort Adana in der Türkei mit einem Gruß nach Münster. Erol Afşin, der bisher vor allem als Schauspieler bekannt ist, hat mit „Es brennt“ einen wahren Fall aus Dresden zur Grundlage genommen. Das nimmt einem – trotz all der Verfremdungen zwischendurch – gerade beim authentischen Schluss ziemlich mit. Geradezu mutig erschien es daher, dass ausgerechnet der Darsteller der Person, die man in diesem Moment am meisten verabscheute, gleich nach dem Abspann vor das Publikum trat. Schauspieler Nicolas Garin, der in dem Film Franz Klaus spielt, den rassistischen Gegner des sympathischen Ehepaars Amal (Halima Ilter) und Omar (Kida Khodr Ramadan), spürte dabei sogar den Impuls, sich für seine Rolle entschuldigen zu müssen, wie er bekannte.
Im Interview mit Moderator Gian-Philip Andreas erzählte Garin von den Dreharbeiten, bei denen er keine Chance erhielt, irgendwann auch mal nett agieren zu können. Natürlich konnte er bei den naheliegenden Fragen zu den Absichten des Regisseurs oft nur Vermutungen anstellen, auch wenn so manche Zuschauer gerne mehr erfahren hätten. So stießen sich manche an einigen recht künstlich geratenen Szenen und fühlten sich an Brecht’sches Theater erinnert. Aber bald glitt die Fragestunde zum Film hinüber in eine grundsätzliche Diskussion zum Alltagsrassismus – und genau da wird sicher auch die zukünftige Rolle dieses Werks zu finden sein. Es ist jetzt schon abzusehen, dass er in den nächsten Jahren eher bei Veranstaltungen mit anschließender Diskussion gezeigt wird, als dass er im regulären Kinoprogramm läuft.
Im Programm des Filmfestivals Münster tritt dieser gegen sieben weitere Filme im „European First Feature Film Competition“ an. Es sind also alles Erstlingswerke ihrer Regisseurinnen und Regisseure. Die Keimzelle des Festivals, das früher deswegen auch mal „Filmzwerge“ hieß, ist aber der Kurzfilmwettbewerb, der inzwischen längst europaweit ausgeschrieben wird.
„Weit mehr als 800 Werke aus 35 europäischen Ländern wurden für den Wettbewerb eingereicht, so viele wie noch nie“, sagte Risna Olthuis, die gemeinsam mit Carsten Happe das Festival leitet. Daraus haben die beiden und ihr Team insgesamt 32 Kurzfilme mit einer Länge zwischen 3 und 30 Minuten ausgewählt – ein Job, um den sie nicht zu beneiden sind. Sie betonen, dass diese Filme allesamt erstmals in Münster zu sehen sind, sie wurden erst 2022 oder 2023 an Filmhochschulen oder unabhängig gedreht. Hier kann sich neben einer Jury übrigens auch das Publikum an der Bewertung beteiligen, um den traditionellen Publikumspreis zu vergeben.
In dem jüngsten Wettbewerb „Westfalen Connection“ wird zum fünften Mal der beste Film der Region gekürt, aber in diesem Jahr zum ersten Mal in gleich zwei Kategorien. Nicht nur Kurzfilme bis 30 Minuten werden damit ausgezeichnet, sondern erstmals auch Langfilme! Zusätzlich zu den Wettbewerben laufen noch zwei besondere Reihen im Festival-Programm: In der Reihe „Focus NL“ werden wie gewohnt aktuelle niederländische Spielfilme präsentiert, in der Reihe „Nightwatch“ liegt der Schwerpunkt diesmal auf italienischen Thrillern der 1970er Jahre, den „Giallo-Filmen“.
Einige Highlights sind an diesem Wochenende schon gelaufen, manche werden unter der Woche wiederholt, andere warten noch auf ihren Aufführungstermin. Das gesamte Programm findet ihr unter filmfestival-muenster.de.
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