Das Filmfestival Münster begann 1981 unter dem Namen Filmzwerge, damals ausschließlich mit Kurzfilmen. Seit 1997 heißt es Filmfestival Münster, zeigt auch lange Spielfilme und findet alle zwei Jahre statt. Jetzt kehrt es nach mehreren Umzügen (Stadt New York, Cineplex) an seinen Ursprungsort, das Schloßtheater zurück. Heute Abend wird das 17. Filmfestival Münster eröffnet, bis Sonntag könnt ihr dort viele ganz unterschiedliche Filme sehen, kurze wie lange.
ALLES MÜNSTER-Redakteur Ralf Clausen hat Carsten Happe, der das Festival zusammen mit Risna Olthuis leitet, im Festivalbüro unterm Dach des Pumpenhauses besucht. Lest ruhig bis zum Ende des Artikels, unten verlosen wir Freikarten für das Filmfestival. :-)
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Carsten, ihr seid mit dem Filmfestival Münster nicht mehr im Cineplex, sondern im Schloßtheater. Wie kam es dazu?
Ja, wir sind zum ersten Mal seit 2003 wieder im Schloßtheater. Wir haben uns in den letzten Jahren schon sehr wohl gefühlt im Cineplex, weil wir es uns selbst auch immer hübsch machen konnten und unsere eigenen Nischen geschafft haben, mit einer eigenen Lounge. Aber wir waren da immer so ein bisschen nur zu Gast, während das normale Popcorn-Kino parallel lief. Im Schloßtheater ist das ganz anders, da haben wir das Haus für uns. Das ist von den Betreibern, den Münsterischen Filmbetrieben, auch so gewollt. Im Schloßtheater läuft seit langem das Kinderfilmfest, seit letztem Jahr das Zebra-Poetry-Filmfestival und jetzt auch wieder wir mit dem Filmfestival Münster – das ergibt zusammen ein klares Profil als Festivalkino. Das kommt uns total entgegen, dadurch haben wir ein kompaktes Kino, das wir alleine komplett bespielen. Das hat dann wirklich Festival-Charakter, da kann viel eher ein direkter Austausch zwischen Publikum und Filmemachern enstehen. Es verläuft sich nicht so wie im Cineplex.
Die Filme sollen aber nicht nur angeschaut werden, sie stehen auch in einem richtigen Wettbewerb?
Im Europäischen Wettbewerb geht es um den Preis für die beste Regie. Dafür gibt es eine internationale Jury, die unter den acht teilnehmenden Filmen auswählt, wo es die beste Regie-Leistung gibt. Unter ihnen sind sechs Debutfilme, auf dieses Merkmal haben wir diesmal besonders geachtet. Also auf Nachwuchsfilmer, die trotzdem schon sehr weit sind, die einen qualitativ hochwertigen Film gemacht haben, aber immer noch am Anfang ihrer Karriere stehen. Als zweites gibt es den Kurzfilmwettbewerb, das „Herzstück“ wie wir sagen, weil es schon seit Anbeginn des Festivals dazugehört. Da treten in diesem Jahr 32 Filme gegeneinander an. Da vergibt eine Jury und parallel auch das Publikum einen Preis. Und als dritten Wettbewerb die „Westfalen-Connection“, die wir vor zwei Jahren ausgeweitet haben, von Münster auf ganz Westfalen. Da können die Zuschauer unter zehn Filmen für ihren Liebling entscheiden, für den Publikumspreis.
Wie läuft das dann ab mit den Stimmen aus dem Publikum? Werfen die irgendwelche Kügelchen irgendwo rein?
Nee, wir geben vorher Stimmzettel aus, da kann man die Filme auf einer Skala von 1 bis 5 bewerten, von superschlecht bis supergut. Der bestbewertete Film bekommt dann den Preis.
Wie oft sind die Kurzfilme zu sehen, alle nur einmal?
Die Kurzfilmblöcke werden wiederholt, es gibt jeden Film zweimal.
Wie viele Filme habt ihr euch für die Auswahl der Filme angesehen? Und wie lange habt ihr dafür gebraucht?
So etwa 640 Kurzfilme haben wir gesichtet. Wir waren zu fünft und haben direkt nach dem Einsendeschluss am 15. Juni angefangen und dann bis Ende Juli dran gesessen. Das geht maximal fünf, sechs Stunden am Stück, da kann man die Filme noch unterscheiden. Aber irgendwann ist dann auch Schluss. Wir haben 20 bis 25 Stunden pro Woche Filme geguckt, das kann schon zur Arbeit werden. Es gibt leider auch einen Bodensatz an schlechten Filmen… Die 32, die wir jetzt ausgesucht haben, sind aber so gut wie nie zuvor.
Warum sind so viele Filme für euch schlecht? Liegt es an der Technik oder am Erzählerischen?
Am Erzählerischen. Damit meine ich nicht unbedingt die Amateurfilme. Uns sind gerade viele Filme aus dem Hochschulen aufgefallen, die technisch sauber sind, aber total einfallslos erzählt waren. Da ist so viel auf Nummer Sicher, die wagen nichts und betreten ausgetretene Pfade. Das wird dann langweilig, das beste Bild und der beste Ton nützen nichts, wenn der Film fade ist.
Was wollt ihr denn da lieber zeigen?
Wir wollen Filme, die anders sind. Die eine Haltung haben. Die nicht so gefällig sind, die auch mal die Perspektiven wechseln, die etwas Eigenes erzählen, eine eigene Handschrift haben. Wenn die eine Idee haben, müssen sie überhaupt nicht technisch perfekt sein. Wir wollen überrascht werden, das kann auf allen möglichen Wegen entstehen. Wir haben zum Beispiel eine Computer-Animation drin, die absichtlich tausende Fehler und sogenannte Glitches, also Bildfehler hat. Der Film arbeitet damit, dass er aus diesen Fehlern besteht. Er entwickelt daraus seine ganz eigene Schönheit. Der Film heißt dann auch noch „Ugly“, er dreht sich um eine total häßliche Katze, die versucht in einer atomar zerstörten Umgebung zu überleben. Dann rasen Pixel auf sie zu – und man denkt: „Was geht hier ab? Was ist hier los?“ Das ist einfach anders, und genau das wollen wir. Sachen, die nicht nur dem üblichen Mainstream entsprechen, den wir überall sehen können.
Damit packt ihr dann auch eher das Publikum, oder?
Das hoffen wir. Das versuchen wir natürlich auch mit dem Europäischen Programm. Da ist ein Film dabei, um den wir richtig kämpfen mussten und der erst am Montag hier angekommen ist. Eine Koproduktion aus Estland, Niederlande und Polen. Den Film „November“ hat der estnische Regisseur Rainer Sarnet nach einem Bestseller aus seinem Heimatland gedreht, den hier keiner kennt. Die Geschichte basiert auf folkloristischen Sagen des 19. Jahrhunderts, es geht um Wölfe, Magie und irgendwelche seltsamen Kreaturen. Der Film ist in schwarz-weiß und hat eine unglaubliche Kamera-Arbeit, das schwarz ist wirklich nachtschwarz. Er hat beim Tribeca-Festival in New York dieses Jahr den Preis für die beste Kamera gewonnen, wir zeigen ihn als Deutschland-Premiere. Es war eine Odyssee, den Film nach Münster zu holen, der gerade durch alle Welt tourt. Es gibt nur eine Kopie, die zurzeit von Helsinki über Luxemburg nach Kopenhagen unterwegs und gerade rechtzeitig bei uns angekommen ist. Das ist ein Festival-Film, den kriegst du nur hier zu sehen und der öffnet dir die Augen. Der ist so surreal und so eigen, so etwas wollen wir zeigen, und so etwas will hoffentlich auch das Publikum sehen. Der Film ist übrigens auch im Wettbewerb.
Das Filmfestival beginnt am Mittwoch und geht bis Sonntag?
Ja, es beginnt am Mittwoch um 19:30 Uhr, da läuft dann auch schon der erste Film aus dem Europäischen Spielfilm-Wettbewerb, „Sommerhäuser“, der einzige deutsche Film dabei. Und danach gibt es den ersten Film aus der Sektion „Nightwatch“, einer Schiene mit Genre-Filmen. Neben den drei Wettbewerben gibt es auch zwei große Neben-Reihen im Rahmenprogramm. Einmal den langjährigen Länderschwerpunkt Niederlande, der nun erstmals erweitert wird auf Flandern. Das zweite ist die Spät-Schiene „Nightwatch“, mit Filmen aus den Bereichen Thriller, Horror und allem, was so ins Phantastische Kino rüberwechselt.
Erhofft ihr euch, damit andere Zuschauergruppen zu erschließen?
Ja schon, die Reihe haben wir seit etwa zehn Jahren dabei. Das lockt schon so ein bisschen ein anderes Publikum. Und sie läuft im Spätprogramm, wo der etwas härtere Stoff besser hinpasst.
Die wichtigste Frage zum Schluss: gibt es noch Karten und wo bekomme ich die?
Für die meisten Vorstellungen gibt es noch welche. Das geht auf den ganz normalen Wegen: an der Kinokasse im Schloßtheater und auch im Cineplex, natürlich auch online über die Cineplex-Website.
Einen Link zum Buchungssystem findet ihr auch auf der Homepage des Filmfestivals. Dort gibt es natürlich auch das gesamte Programm für die fünf Tage. Außerdem hat hier jeder gezeigte Film eine eigene Seite, auf der der Inhalt kurz vorgestellt wird (das gilt sogar für alle Kurzfilme!).
Verlosung
Wir verlosen 3×2 Freikarten für eine beliebige Aufführung des Filmfestivals (sofern sie nicht ausverkauft ist). Wer gewinnen möchte, füllt einfach unser Gewinnspielformular aus und hofft darauf, dass er aus der Lostrommel gezogen wird. Bitte tragt das Stichwort „Filmfestival“ ein und im gleichen Feld den Namen des Films, den ihr sehen wollt. Natürlich müsst ihr auch hier unsere Teilnahmebedingungen beachten. Das Gewinnspiel beginnt sofort und endet heute Abend (4.10.17) um 18:00 Uhr.
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