In den ersten Monaten nach Baubeginn der Erweiterung der Feuerwache am York-Ring war sich Feuerwehr-Chef Benno Fritzen nicht mehr so sicher, ob er die Inbetriebnahme während seiner Dienstzeit noch erleben würde. Denn nach dem Start im Januar 2013 machte die Rohbaufirma Pleite und der Bau ruhte für vier Monate. Nun wurde die neue Leitstelle in Betrieb genommen und der Anbau gestern Abend feierlich eröffnet.
Mit der Inbetriebnahme des Erweiterungsgebäudes der Feuer- und Rettungswache 1 verbessert sich die technische Infrastruktur der Gefahrenabwehr der Stadt Münster erheblich. Das ist auch dringend nötig: „Mit den steigenden Unfallquoten, bedingt durch die vielen Fahrräder im zunehmenden Autoverkehr, steigt in der Bevölkerung das Bedürfnis nach Sicherheit und stellt so hohe Anforderungen an Feuerwehr und Rettungsdienst“, erklärt Oberbürgermeister Markus Lewe.
Neben einer Fahrzeughalle für zehn Fahrzeuge beherbergt der Neubau insbesondere die neue integrierte Leitstelle für Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz der Stadt Münster. Die bisherige Leitstelle entsprach seit vielen Jahren nicht mehr den heutigen Anforderungen. Als sie 1970 in den Betrieb ging, hatte die Stadt 200.000 Einwohner auf einer Fläche von 74 km²; in der Leitstelle wurden jährlich rund 16.000 Einsätze disponiert. Zwischenzeitlich ist die Bevölkerung auf über 300.000 Einwohner angewachsen, die Stadtfläche vergrößerte sich nach der kommunalen Neuordnung im Jahr 1975 mit aktuell 302 km² um mehr als das Dreifache. „Im vergangenen Jahr wurden in der Leitstelle über 45.000 Einsätze disponiert“, weiß Fritzen und zeigt stolz die neuen Räumlichkeiten. Dort werden bereits seit vier Wochen die Notrufe angenommen.
Für die Feuerwehr-Einsatzleitung sowie für den Krisenstab der Stadt standen bislang nur provisorisch eingerichtete Räumlichkeiten zur Verfügung. Die Einschränkungen wurden besonders deutlich beim Sturm „Kyrill“ im Jahr 2007: Sowohl die technische Infrastruktur zur Entgegennahme und Disposition von Notrufen als auch die Räumlichkeiten für die Stabsarbeit wurden den Anforderungen nicht mehr gerecht. Im Jahr drauf erstellte die Feuerwehr daher eine Bedarfsanalyse und entwickelte daraus das Projekt für die Erweiterung. In diesem Rahmen wurde die Zahl der Einsatzleitplätze, an denen die Notrufe abgefragt und die Einsatzmaßnahmen disponiert werden, von fünf auf neun erhöht. Die Anzahl der so genannten „Uberlaufplätze“ zur Abfrage des Notrufes 112 bei einem sehr hohen Notrufaufkommen wurde von vier auf zwölf erhöht, der Notruf kann so zukünftig an bis zu 21 Plätzen parallel abgefragt werden.
„Schon mit dem Bau der Feuerwache 2 am Hafen haben wir 2004 einen Quantensprung gemacht, heute machen wir den nächsten“, so Feuerwehr-Chef Fritzen. Dann geht plötzlich sein Pieper los: Zum Glück nur ein Probealarm, der zweimal im Monat durchgeführt wird.
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