Echte Fans sehen sich den sonntäglichen „Tatort“ am liebsten in gemeinschaftlicher Runde an, zusammen mit Familie, Freunden oder sogar in einer Kneipe. Weil der nächste Münster-Tatort schon der 30. Fall von Kommissar Frank Thiel und Prof. Karl-Friedrich Boerne ist, gab es diesmal eine Open-Air-Kinopremiere bei allerbestem Spätsommerwetter vor dem Schloss. Das passte hervorragend, denn das Schloss war auch Drehort für die neue Folge „Feierstunde“, die am 25. September im TV zu sehen ist.
Zur Feier des Tages waren Axel Prahl und Claus D. Clausnitzer gekommen, die auch live immer wieder in ihre Rollen als „Thiel“ und „Vaddern“ fielen – sei es beim Fotografieren oder auf der Bühne. Jan Josef Liefers konnte leider nicht zur Premiere erscheinen, obwohl er in der neuen Folge eine ganz besondere Rolle spielt. Er grüßte mit einer Videobotschaft von der riesigen Leinwand. Sein Selfie-Filmchen von einem Drehort in Bayern hatte er sogar mit einem Handkuss in Richtung der Tatort-Fans in Münster abgeschlossen.
Bevor es dunkel genug war, um den Film zu zeigen, präsentierte Moderator Matthias Bongard (WDR) nicht nur die beiden Stars, sondern auch ein paar der wichtigen Menschen aus dem Hintergrund. So ist die Producerin Katrin Kuhn von Anfang bis Ende einer Folge dabei, also von der Stoffentwicklung bis zur Postproduktion, und muss sich dafür so manche Nacht um die Ohren schlagen. Prof. Gebhard Henke darf sich beim WDR sogar „Tatort-Koordinator“ nennen, was ihm aber gar nicht so viel Einfluss gibt, wie man glauben könnte: „Cooler Titel, ne? Aber die hören trotzdem nicht auf mich“. Und schließlich kam Regisseur Lars Jessen auf die Bühne, der jetzt schon seinen zweiten Münster-Tatort gedreht hat. Bekannt ist er aber durch Filme, wie „Fraktus“ oder „Am Tag als Bobby Ewing starb“. Nur dass diese bekannten Filme längst nicht so viele Zuschauer ins Kino locken, als „die heilige Kuh Tatort“ vor den Fernseher. Trotzdem hofft Axel Prahl, dass es irgendwann mal klappt mit der Idee, den Münster-Tatort ins Kino zu bringen. „Auch wenn Til Schweiger damit vor die Wand gefahren ist“, fügte er hinzu und ließ das heisere Lachen von Kommissar Thiel hören, wofür er Szenen-Applaus bekam.
Den Versuch, die beiden Schauspieler zu einem Spiel zu bewegen, hätte sich Matthias Bongard allerdings sparen können. Er wollte Dialog-Szenen vorlesen und herausfinden, ob Prahl und Clausnitzer sich noch gut genug erinnern und die Szene weiterspielen können. „Ich schmeiß meine Texte, wenn wir fertig sind, doch gleich in den Papierkorb,“ winkte Claus D. Clausnitzer ab. Axel Prahl und Lars Jessen nutzten aber die Gelegenheit, das Drehbuch von Elke Schuch zu loben. Weil ein großer Teil in einem Raum spielt, hat es etwas von einem Kammerspiel.
In der „Feierstunde“ wird Prof. Karl-Friedrich Boerne gefeiert, weil er für sein Forschungsprojekt „Virtuelle Obduktion von Mumien“ saftige Fördergelder an die Uni Münster gelockt hat. Das gefällt nicht allen Kollegen, einer hegt sogar Mordgelüste. Das findet Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Grossmann) gar nicht so besonders, schließlich hat doch „jeder von uns ihn am liebsten schon mal umbringen wollen“. Tatsächlich ist diese Folge aber gar nicht so klamaukig, wie viele andere zuvor. Und auch grobe Patzer sucht man hier vergeblich. „Passt!“ konnten die Zuschauer ausrufen, als ein Fluchtauto westlich der Bettentürme der Uniklinik unterwegs ist und kurz danach gemeldet wird, dass es in Richtung Billerbeck fahrend gesehen wurde. Im Lauf der Handlung stellt sich immer wieder die Frage, wer hier eigentlich das Sagen hat: Thiel oder der Einsatzleiter des SEK, Prof. Boerne oder Prof. Götz, die Psychologin oder der Kommissar? Und wer hat eigentlich aus welchen Gründen alles vor, Boerne zu töten? Und wer darf entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt für Sterbehilfe ist? Trotz dieser schweren Frage müssen wir auch in dieser Jubiläumsfolge nicht auf die gewohnten Spitzen zwischen den Hauptdarstellern verzichten. „Jetzt ist auch schon ein Virus nach ihm benannt…“ ist einmal als Stoßseufzer zu hören – und sicher jeder weiß, wer damit gemeint ist.
Weil das „Sommernachtskino“ schon längst vorbei ist, hat das Cineplex Münster die riesige aufblasbare Leinwand für zwei Aufführungen extra noch einmal aufstellen lassen – und 3.500 Stühle. Alle Plätze waren gestern ausverkauft, hieß es, obwohl ganz vorne noch ein paar frei geblieben waren – es haben sich einige eben lieber auf dem Rasen gemütlich gemacht. Für heute Abend (Sonntag, 11. September) sollen aber noch Karten an der Abendkasse verfügbar sein. Allerdings werden dann keine der prominenten Tatort-Macher vorher live auf der Bühne stehen.
Wir haben die Dreharbeiten zu „Feierstunde“ begleitet. Schaut mal hier.
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