Vielleicht war es der Imageverlust, nicht mehr Deutschlands Fahrradhauptstadt zu sein, der Münsters Stadtoberhaupt dazu motivierte, Dampf im Kessel zu machen: „Karlsruhe, Freiburg, zieht euch warm an!“. Oberbürgermeister Markus Lewe zeigt sich kämpferisch und auch Stadtbaurat Robin Denstorff ist sich darüber im Klaren, dass große Dinge passieren müssen, damit Münster auf zwei Rädern den Weg in die Zukunft antreten kann: „Wir planen hier die Fahrradstadt 2.0, es braucht eine intelligente Planung mit Haupt- und Nebennetzen bei den Radwegen“.
Konkret wird die erste von insgesamt 13 geplanten Velorouten in Angriff genommen, die Strecke zwischen Telgte und der Promenade soll Ende kommenden Jahres zum größten Teil fertig sein, wie Gerhard Rüller, Abteilungsleiter im Amt für Mobilität und Tiefbau, betont. Parallel wird der Weg am Dortmund-Ems-Kanal zwischen Greven und Senden nicht nur durchgehend asphaltiert, sondern auf der gesamten Länge von 27 Kilometern auf mindestens drei Meter verbreitert. Überhaupt werden sowohl die Velorouten als auch die Strecke am Kanal den Bedürfnissen einer modernen Fahrradinfrastruktur angepasst. „Es geht nicht nur darum, dass der Radweg attraktiver ist. Was passiert zum Beispiel an Kreuzungen?“, zeigt Denstorff eine der zentralen Fragen auf.
Auf der zwölf Kilometer langen Strecke zwischen Münster und Telgte wird die Veloroute nur an einer einzigen Stelle keine Vorfahrt haben, bei der Überquerung des Rings. Im Bereich der Dyckburgstraße werden Bodensensoren einen nahenden Radfahrer erkennen und eine zukünftige Ampel so steuern, dass der Radfahrer grundsätzlich bei Grün die Straße überqueren kann. In den abgelegeneren Bereichen werden smarte Straßenbeleuchtungen immer dann den Weg erhellen, wenn ein Radfahrer auf ihm unterwegs ist. Ein konsequenter Winterdienst soll zudem dafür sorgen, dass die Wege durchgehend von Januar bis Dezember nutzbar sind.
Neben den Velorouten und dem Schnellweg am Kanal sollen auch die bestehenden Fahrradstraßen so aufgewertet werden, dass sie ihrem Namen gerecht werden. „Auf der Fahrradstraße ist der Radfahrer zu Hause und der Autofahrer zu Gast“, erklärt der Stadtbaurat und macht klar, dass dort der Radfahrer die Geschwindigkeit vorgibt und auch mehrere Radfahrer nebeneinander fahren können, wenn sie dies gerne möchten. Der häufigste Grund für Unfälle in Fahrradstraßen sei das unbedachte Öffnen der Fahrertür, wie die Experten erklären. Die durchgehende Rotfärbung der Fahrradstraßen im zentralen und die Beibehaltung der Straßenfarbe im äußeren Bereich soll dafür sorgen, dass die Radfahrer mittiger fahren und somit einen größeren Abstand zu den parkenden Fahrzeugen einhalten.
Die Kosten für die Veloroute zwischen Telgte und Münster wird von den Stadtvertretern auf 3,9 Millionen Euro beziffert, wobei 0,8 Millionen vom Land finanziert werden. Eventuell kommen noch Zuschüsse vom Bund für die sogenannte adaptive Beleuchtung der Radwege hinzu. Der Ausbau der Kanalstrecke wird rund 11 Millionen Euro kosten, von denen das Wasser- und Schifffahrtsamt acht Millionen übernehmen wird. „Wir befinden uns in voller Fahrt und schlagen hier eine neue Etappe ein“, wie der Oberbürgermeister betont.
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