Eine Leiche in Ritterrüstung, einen solchen Fall hatte selbst Prof. Boerne noch nie. Für die Ermittlungen legt der Gerichtsmediziner selber die komplizierte Schutzbekleidung an. Kommissar Thiel ist sich sicher: Der Tod des Burgherrn war kein Unfall. Im Interview sprechen die Hauptdarsteller Axel Prahl und Jan Josef Liefers sowie die Regisseurin Buket Alakuş über den neuen Münster-Tatort „Es lebe der König“, der am 13.12.20 im ERSTEN ausgestrahlt wird.
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Wie ist es, viel Zeit auf einer Ritterburg zu verbringen?
Liefers: Ohne Corona wäre die Geschichte etwas opulenter abgelaufen. Die Maßnahmen gegen SARSCov2 sind auch beim Münster-„Tatort“ nicht ohne Nebenwirkungen geblieben. Aber ich denke, wir haben gemeinsam das Beste daraus gemacht, und diese Folge ist ein sehr gelungener und unterhaltsamer Beitrag mitten aus der Pandemie.
Prahl: Es war, trotz all der Widrigkeiten, eine sehr konzentrierte Arbeit. Insbesondere der letzte Tag der Ermittlungen, die zur Verhaftung des Mörders führte, hat mir große Freude bereitet und das nicht nur, weil wir den Täter dingfest machen konnten. Aber, sehen Sie selbst…!
Wären Sie persönlich gerne ein Zeitreisender und würden mal einen Blick ins dunkle Mittelalter werfen wollen?
Liefers: Nein, das Mittelalter wäre nicht mein erstes Ziel auf einer Zeitreise. Lieber würde ich in die Zukunft reisen, als in die Vergangenheit. Und wenn es partout die Vergangenheit sein müsste, dann wäre es wohl eher die Renaissance, also der Wechsel vom Mittelalter zur Neuzeit. Der Mensch rückte mehr ins Zentrum des Interesses, nicht mehr nur das Göttliche. Ich hätte gern mit Da Vinci einen Wein getrunken, mit Johannes Gutenberg Scrabble gespielt, mit Martin Luther um die Wette gerülpst und Graf Dracula sein Bloody-Mary-Rezept geklaut.
Was war die größere Herausforderung: Ihren ersten „Tatort“ in Szene zu setzen oder die neue Situation, unter Corona-Bedingungen zu drehen?
Alakuş: Bevor Corona die Welt auf den Kopf gestellt hat, hatten wir schon ein fertiges super Drehbuch, motivierte Schauspieler und ein tolles Team. Sogar unsere Wasserburg für „Es lebe der König“ haben wir schon 2019 gefunden. Doch dann kam der Lockdown. Aber ich hatte großes Glück. Vom ganzen Team wurde ich als Neuling gut aufgefangen und wir alle wollten weiter den Film machen.
Im Grunde genommen waren wir alle gezwungen, „anders“ kreativ zu sein, was manchmal zu großartigen Ideen geführt hat und manchmal aber auch frustrierend war. Als wir endlich nach dem Lockdown mit den Drehvorbereitungen beginnen durften, war das Drehen unter Corona-Bedingungen „Neuland“ für uns alle. Obwohl wir mit der verantwortlichen WDR-Redakteurin Sophie Seitz, Produzentin Iris Kiefer und ihrem Team lange Gespräche geführt haben und theoretisch sehr gut auf den Dreh vorbereitet waren, mussten sich die Abläufe in der Praxis natürlich erst einspielen. Denn vieles, was beim Drehen eigentlich normal ist, wurde plötzlich zum Problem und wir mussten uns ständig neue Lösungen überlegen, wie wir einen Film drehen, ohne uns gegenseitig zu nah zu kommen. Wir hatten zum Beispiel für jeden Schauspieler eine eigene Box mit seinen Requisiten organisiert, in die jeweils nur er selbst hineingreifen durfte, um seine Sachen herauszunehmen, sodass sichergestellt war, dass niemand anders die Gegenstände berührte. Auch dass die Teammitglieder während des Drehs immer Masken tragen mussten, dass bei allen morgens und abends Fieber gemessen wurde, kostete natürlich Zeit.
Endlich kann hier Thiel gegenüber Boerne auch mal mit historischem Wissen zu Münster auftrumpfen: ein Tag der Freude?
Prahl: Für diesen Triumph musste ich einen dicken Wälzer über das Reich der Wiedertäufer auswendig lernen und das war keineswegs nur Freude. Aber es hat sich doch gelohnt. Erfolg ist eben oft auch eine Frage der Ausdauer.
Das Kettenhemd steht Prof. Boerne ausgesprochen gut. Wäre er ein guter Ritter gewesen?
Liefers: Mal ehrlich, gibt es irgendetwas, dass dem Professor nicht steht? Selbst in einem Tütü würde er bella figura machen. Und natürlich wäre er ein Vorzeige-Ritter! Wahrscheinlich als Don Quijote.
Wie hätten sich Frank Thiel und Karl-Friedrich Boerne zur Zeit der Wiedertäufer geschlagen – und auf welche Seite?
Prahl: Frank Thiels Reinkarnationstherapie hat ergeben, dass er Anno 1533 und auch in allen darauffolgenden Jahrhunderten auf einer Insel gelebt haben muss. Vermutlich Helgoland, zumindest hat er während der Rückführungs-Trance die „Lange Anna“ gesehen, das Wahrzeichen Helgolands. Somit ist die Chance, dass sich Thiel und Boerne bei den Wiedertäufern getroffen hätten, ziemlich gering. Dass Boerne seinerzeit in der 70-köpfigen, städtischen Gildeversammlung saß, die das Wiedertäuferreich überhaupt erst ermöglicht hatte, ist ja wohl kaum zu bezweifeln.
Für Prof. Boerne lassen Sie sich zweimal im Jahr einen Bart stehen. In „Es lebe der König“ zieht Thiel nach in Sachen Gesichtsbehaarung – wer hat da den stattlicheren Bart und warum?
Liefers: Diese Geschichte muss Axel selbst erzählen! In gewisser Hinsicht ist auch diese Gesichtsbehaarung durch Corona erklärbar. Der zweite Teil der Frage ist natürlich überflüssig, denn das beantwortet sich ja von selbst. Thiels Zisselgezadder ist ja nicht ernst zu nehmen. Boerne dagegen trägt einen gepflegten Erfolgsbart!
Sie erwähnten einmal, dass sie mit dem „Tatort“ aufgewachsen sind und das sonntägliche Ritual für ihre ganze Familie bedeutsam war…?
Alakuş: In meiner Kindheit hatten wir einen Schwarz-Weiß-Fernseher. So wie unsere deutschen Nachbarn saßen auch wir alle abends gerne davor und da meine Mutter jeden Sonntag die Fernbedienung kaperte, lief bei uns „Schimanski“. Für meine Mutter war Götz George – mit seinen blonden Haaren, den blauen Augen und dazu dieser Schnäuzer – einfach ein türkischer Traum vom deutschen Mann. Mein Vater war natürlich tierisch eifersüchtig und hatte immer was zu meckern, was er alles für unglaubwürdig oder aufgesetzt hielt, und ich war genervt, da ich meiner Mutter alle Dialoge synchron übersetzen musste und selbst nicht den „Tatort“ genießen konnte.
Kaffee kochen kann er, aber Hand aufs Herz: Wie macht sich der neue Kollege im Polizeipräsidium sonst?
Prahl: Oh ja, Kaffee kochen kann er – und wie! Wenn ich da manchmal an die „Plörre“ seiner Vorgängerin Nadeshda zurückdenke… Aber der Wodka von ihrem Vater war großartig! Spaß beiseite. Der Kollege Schrader ist echt super. Der hat Sachen drauf, da werden Sie noch staunen.
(Schauspielerin Friederike Kempter hatte nach 17 Jahren in ihrer Rolle als Kommissarin Nadeshda Krusenstern den Münster-Tatort verlassen. Anm. d. Red.)
Münster-Tatort: „Es lebe der König“ | Sonntag, 13.12.20 | 20:15 Uhr im ERSTEN
Quelle: WDR
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