Michelle Barthel gehört zu Deutschlands bekanntesten Schauspielerinnen. Mit gerade 29 Jahren hat sie in über 40 Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt und kann bereits jetzt auf eine bemerkenswerte Karriere zurückblicken. Mit ihrer charakteristischen Mimik und unverwechelbaren Stimme hat die Münsteranerin vielen Produktionen ihre eigene Prägung verliehen. Wir sprachen mit ihr über die Anfänge in Schapdetten und Münster, ihre Karriere, ihre Zukunftspläne und vieles mehr.
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Sie sind in Schapdetten aufgewachsen und haben unter anderem in Münster die Marienschule besucht. Sie waren dort in der Theater-AG und in Schapdetten in der Theatergruppe Bühnenecho. Denken Sie an diese Anfangszeiten gelegentlich zurück? War das für Sie eine prägende Zeit?
Auf jeden Fall. Da hatte ich das erste Mal in meinem Leben eine Berührung mit diesem Beruf. Damals war das so, dass wir ganz neu nach Schapdetten gezogen sind mit meiner Familie. Das war meine erste Aktivität, mein erstes Hobby, das mich und meine Familie in das Dorf integriert hat. Ich war froh und glücklich, auf diese Weise neue Freunde kennen zu lernen. Ich habe ganz viel Spaß gehabt, in diese Rollen zu schlüpfen und ich bin total dankbar für die Rollen, die ich schon als sehr junger Mensch spielen durfte.
Erinnern Sie sich daran, wie Sie nach Schapdetten gezogen sind?
Ja, das auf jeden Fall. Ich bin in Remscheid geboren und habe dann die ersten fünf Jahre in Wuppertal gelebt. Wir sind dann ins Münsterland gezogen.
War das schlimm?
[lacht] Schlimm? Also gar nicht. Wir sind aufs Land gezogen, das war prima für uns Kinder, ich habe noch zwei jüngere Schwestern. Das war natürlich großartig, im Wald spielen zu können und die Natur zu haben.
Haben Sie noch einen Bezug zu Münster und zu Ihrer alten Heimat?
Ja, also an jeder Ecke habe ich noch Erinnerungen. Ich habe in der Marienschule Abitur gemacht, das ist erst zehn Jahre her. Wenn ich an die Orte zurückgehe, habe ich noch ganz viele Erinnerungen. Was ich mit meinen Freunden und mit meiner Familie erlebt habe, das ist Heimat hier in Münster.
Kehren Sie noch oft zurück?
Ich bin viel rumgekommen, nach meinem Abitur bin ich direkt nach Berlin gezogen und habe auch zeitweise beruflich in München und in Köln gelebt. Ich lebe jetzt in Frankreich, weil mein Mann Franzose ist, er ist Seemann. Jetzt pendele ich sehr viel zwischen den beiden Ländern.
Wo leben Sie in Frankreich?
In Nantes. In ein anderes Land zu gehen, auch um die Sprache zu lernen, ist natürlich total spannend. Sich da zu akklimatisieren und die Kultur mitzunehmen, wenn man dort in dem Land und in der Stadt ankommt, dann ist das noch mal was ganz anderes, als wenn man kurz auf der Durchreise ist. Deswegen liebe ich das sehr.
Mit Ihrem Namen Michelle sind Sie da ja eigentlich eh zu Hause.
Ja. Wobei es immer sehr witzig ist, wenn ich sage, dass ich Michelle heiße. Normalerweise ist das eine andere Generation, eine männliche andere Generation, die Michelle heißt. Da heißen nicht so viele Frauen Michelle.
Sie mögen Münster?
Ja, es ist ja auch ein besonderer Ort. Ich finde, dass es kulturell wahnsinnig viel zu erleben gibt, super viele Festivals und sonstige Angebote. Es ist auch gerade kulinarisch toll. Und die Stadt selber, die Architektur, ist einfach ein wunderschöner Ort. Man ist, glaube ich, auch einfach sehr in Frieden hier. Hier ist immer so viel Ruhe. Man kann hier das Leben auf eine andere Art und Weise genießen und man ist auch super schnell auf dem Land.
Sie haben in weit über 40 Filmproduktionen mitgespielt, Sie haben unter anderem den Grimmepreis und die Auszeichnung „Beste Schauspielerin international“ beim internationalen Fernsehfestival in Biarritz gewonnen, Sie haben den Förderpreis des Deutschen Fernsehpreises erhalten und gehören zu den populärsten deutschen Schauspielerinnen. War das für Sie absehbar, als Sie ihre Karriere gestartet haben? Wie ging es eigentlich los?
Ich habe in Schapdetten und in der Schule Theater gespielt. Eine Freundin von mir hat, ich glaube, es war in den Westfälischen Nachrichten, einen Aufruf für ein Kindercasting in Gievenbeck gelesen. In Gievenbeck [lacht], für einen Kinderkinofilm und sie hatte mir davon erzählt und hat mich gefragt, ob ich sie dorthin begleiten möchte. Ich bin dann vor Ort gefragt worden, ob ich mir vorstellen könnte, in dem Film einen Jungen zu küssen, das wäre die Bedingung und ich habe gesagt, ja, das kann ich mir vorstellen. Dann wurde ich nochmal zu einem anderen Casting eingeladen und das hat dann geklappt. Und so bin ich dann quasi über eine Zeitungsannonce mit neun Jahren das erste Mal zum Film gekommen.
Und den Jungen zu küssen, war kein Problem?
Das war gar kein Problem für mich in dieser Zeit. Nein, und die Dreharbeiten waren wahnsinnig spannend. Das ist jetzt schon 20 Jahre her und es war ganz spannend und total aufregend, sehr jung diese Filmwelt kennen zu lernen und darin aufzuwachsen. Eigentlich war es immer ein Bestandteil, der immer da war, mit dem ich aufgewachsen bin. Damals hat meine Grundschule das „Schloßtheater“ gemietet, um gemeinsam den Film zu sehen. Ich habe denen vorher gesagt, dass sie bei der Kussszene nicht lachen sollen. Dann kam die Szene und erst war’s still, dann haben die ersten gelacht und dann der ganze Kinosaal [lacht]!
Verselbstständigt sich die Karriere irgendwann, oder muss man da immer dran bleiben?
Also es ist ein Beruf, der wahnsinnig viel Disziplin erfordert. Ich finde, dass das ein Handwerk ist, das nie vollendet ist. Ich finde es ganz wichtig, dass man eine Grundausbildung hat. Dadurch, dass ich älter werde, meine Rollen sich verändern und ich mich weiterentwickle, muss ich mein Handwerk dem auch immer wieder anpassen. Das finde ich so spannend an diesem Beruf, dass ich niemals sagen kann, dass ich ausgelernt habe oder jetzt eine fertige Schauspielerin bin, weil ich mich selber stets verändere und damit auch mein Beruf. Durch das Alter werden auch die Rollen anders. Ich habe angefangen mit Kinderrollen, über jugendliche Rollen und jetzt eben die jungen Erwachsenen. Das ist natürlich spannend, diese Veränderung auch in meinen Rollen zu sehen und nicht nur in meinem privaten Leben.
Sie haben auf der Bühne angefangen, dann gab es eine starke Verlagerung Richtung Film. Vermissen Sie die Bühne?
Das ist eine sehr spannende Frage. Ich finde, dass es zwar schon Ähnlichkeiten zwischen dem Bühnen- und dem Filmschauspiel gibt, aber es ist auch ein ganz anderer Beruf für mich. Auf der Bühne zu stehen bedeutet, dass man dabei ist, man spürt das Publikum und man nimmt das Publikum mit. Das ist wahnsinnig spannend und vibrierend. Beim Film ist es so, dass das alles in einem ganz kleinen beschützten Rahmen stattfindet, und es sehr darum geht, mit ganz feinen Instrumenten, mit ganz feiner Musik, Emotionen, Gefühle und Charaktere zu beschreiben, was ich auch liebe. Also ich kann gar nicht sagen, was ich besser finde, weil beides einfach seinen unglaublichen Reiz hat und auch eine ganz eigene Magie.
Können Sie sich vorstellen, dass es irgendwann wieder stärker Richtung Theater geht?
Auf jeden Fall. Ich habe große Lust, irgendwann wieder Theater zu spielen. Das würde mir wahnsinnig viel Spaß machen.
Gibt es eine Traumrolle beim Theater?
Ich hatte schon mal das Glück, dass ich in einem Theaterstück Jeanne d’Arc spielen durfte, ich hatte zu der Zeit noch abrasierte Haare. Und es war eine Rolle, die mich nachträglich total begleitet hat, weil all das, was ich mit dieser Figur auf der Bühne erlebt habe, eine ganz besondere Erfahrung war, die ich so auch noch nicht erfahren habe. Das ist, glaube ich, eine sehr eigene, ganz besondere Rolle, die man sonst so gar nicht findet.
Wenn Sie ein Rezeptbuch für junge Nachwuchs-Schauspielerinnen und -Schauspieler schreiben müssten, was würden Sie denen mit auf den Weg geben?
Oh, ich würde auf jeden Fall sofort sagen, dass sie niemals zulassen dürfen, dass diese Spiellust und dieser Spieldrang von irgendjemandem ausgelöscht wird. Dass sie sich vertrauen können, dass sie niemals aufgeben dürfen, dieser Spiellust nachzugehen, dass sie so einzigartig, wie sie sind, genau richtig sind. Das hört sich nach so einem spirituellen Spruch an, aber das meine ich wirklich so. Dass sie da, wo die größte Angst ist, die größten Geschenke finden.
Was heißt das?
Wenn Sie vor einer Szene oder vor einer Figur Respekt oder Angst haben, oder auch Zweifel bei einer Szene, dann habe ich die Erfahrung gemacht, dass, wenn man sich dem stellt, dort die größten Geschenke sind und da, wo man die Kontrolle abgibt, das Schönste entstehen kann, was man vorher gar nicht so planen konnte.
Sie haben sowohl im Münster Tatort als auch bei Wilsberg mitgespielt. Was hat mehr Spaß gemacht?
Oooohh… [lacht]. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass ich bei beiden Projekten total herzlich und warm aufgenommen worden bin und dass es als Münsteranerin natürlich schon immer ein großer Traum von mir war, beim Münster Tatort mit zu spielen. Und auch bei Wilsberg, weil das für mich so ein Heimspiel war. Ich habe zwar bei beiden Projekten nicht in Münster gedreht, die werden ja überwiegend in Köln produziert, aber es war trotzdem schon immer ein Gedanke von mir, dass es einfach schön wäre, so ein Heimspiel haben zu können.
In beiden Teams kommt ja bis auf Mechthild Großmann niemand wirklich aus Münster…
Wir sind sogar auf dieselbe Schule gegangen und haben beide unser Abitur an der Marienschule gemacht.
Konnten Sie den Schauspielerinnen und Schauspielern ein paar Tipps geben? Nach dem Motto, wenn ihr in Münster seid, dann geht doch mal da und da hin?
Auf jeden Fall habe ich viel von Münster geschwärmt und auch viel von meiner Kindheit und meiner Jugend erzählt und dass ich hier aufgewachsen bin. Das war während der Drehzeit immer Thema. Aber ich glaube, dass dadurch, dass die Projekte schon sehr lange auch im Münster drehen, ich keine neuen Tipps geben konnte.
Aber Sie hätten mit denen lieber in Münster gedreht als in Köln?
Für mich ging es mehr um das Projekt und darum, dass es den Münster-Bezug gibt. Das war das, was mich eigentlich am meisten freute.
Sie wohnen jetzt in Nantes?
Also ich lebe quasi in Deutschland und in Frankreich, also in beiden Ländern. Ich pendle sehr viel.
Wo wohnen Sie in Deutschland?
In Köln.
Wenn Sie nach Münster kommen, gibt es da Orte, die Sie immer wieder besuchen?
Ich laufe sehr gerne durch die Baumberge. Mit meiner Familie durch die Wälder, das ist der ganz klassische Familiensonntagsspaziergang. Ansonsten schlendere ich sehr gerne durch die Innenstadt und auch durch die Altstadt und treffe mich dann mit meinen alten Freundinnen und Freunden. Ich muss aber schon sagen, dass sich in der Stadt nicht viel verändert und das ist auch genau gut so.
Haben Sie noch viele persönliche Beziehungen hier?
Ja, ich habe das große Glück, dass um Weihnachten herum alle nach Hause kommen. Ich habe ganz viele Freunde, die in Köln leben oder in Berlin oder München. Wenn dann an Weihnachten alle einmal im Jahr zusammenkommen, dann haben wir eine kleine Tradition, dass wir jedes Jahr zusammen kegeln [lacht]. In der alten Wirtschaft von einem Freund aus unserem Freundeskreis. Mittlerweile fängt es jetzt schon an, dass meine Freunde Kinder bekommen oder verheiratet sind. Das ist jetzt gerade so die Übergangszeit und wir merken dann schon, dass wir alle unser eigenes Leben beginnen. Und wenn wir uns wieder begegnen, einfach hören, wie es den anderen geht.
Auf der Seite Ihrer Agentur steht, dass Sie tanzen und Fußball spielen. Spielen Sie noch Fußball?
Ich habe gespielt. Ich habe ganz lange Ballett getanzt und dann vom einen auf den anderen Tag gemerkt, dass ich gerne etwas anderes ausprobieren möchte. Ich bin dann mit meiner Balletttasche einfach ein paar Straßen weiter gegangen, weil ich wusste, dass die Mädchenmannschaft dort trainiert. Ich habe dort gefragt, ob ich bei denen mittrainieren darf und habe ein bisschen in der Abwehr gespielt. Ich glaube, ich war ein bisschen talentierter im Tanzen als im Fußball. Aber das war mir egal, weil ich einfach Spaß hatte, etwas Neues auszuprobieren.
Ich wollte gerade fragen, ob Sie jetzt beim FC Nantes spielen
Ich kann da ja mal mit meiner Balletttasche vorbeikommen, vielleicht lassen Sie mich ja mitspielen [lacht].
Neben Fußball spielen Sie noch Gitarre, auch in einer Band. Gibt es die noch?
Leider nein. Auch diese Band hat sich dann in alle Winde verstreut, wie das dann eben ist, wenn man nach der Schulzeit anfängt zu studieren. Aber ich mache noch sehr viel Musik. Ich habe eine ganz tolle Gruppe in Nantes gefunden, mit denen jamme ich einfach. Das ist aber nicht für die Bühne, das ist einfach für uns. Da machen wir zusammen Musik, das ist so eine Open-Class, also jeder kann kommen und das ist immer sehr viel Spaß.
Werden Sie eigentlich erkannt auf der Straße?
Also ich hatte schon sehr viele schöne Begegnungen. Es wird eher meine Stimme erkannt, als mein Aussehen. Ich erinnere mich an eine Sache. Ich war in einem Restaurant und eine Dame am Nebentisch sagte zu mir, entschuldigen Sie, Ihre Stimme kommt mir so bekannt vor. Kann es sein, dass Sie die Gitarrenlehrerin meines Sohnes sind? Nein, aber vielleicht haben Sie die Stimme schon mal in einem Film gehört. Ich bin ja immer wieder verändert in den Rollen. Aber immer, wenn ich erkannt werde, gerade in Münster, und Menschen zu mir kommen und sagen, ich finde Ihre Filme toll, das ist einfach ein Riesengefühl, dann schwebt man den ganzen Tag. Es ist einfach dieses Glück, jemanden auf so eine Art und Weise berühren zu können, dass es bleibt.
Ist das für Sie immer noch ein Mysterium, dass es dazu gekommen ist, in Ihrem Leben?
Ich bin unendlich dankbar für diese Möglichkeit, dass ich das gefunden habe. Das ist ein Beruf, den ich so liebe, dass ich mir nicht vorstellen kann, was ich sonst machen könnte. Man stellt sich ja schon nach dem Abitur diese Fragen. Das wäre doch jetzt der Moment, du kannst jetzt alles studieren oder eine Ausbildung machen. Ist es das wirklich in deinem Leben? Das habe ich mich nie gefragt. Ich habe mich irgendwie nie gefragt, was ich gerne machen will, weil ich dachte, dass ich es schon gefunden habe, was ich machen möchte in meinem Leben.
Sie spielen oft etwas desolate Persönlichkeiten, schwierige Charaktere, Menschen am Rande der Gesellschaft. Sind das Rollen, die Ihnen liegen, oder sind die ihnen so ein bisschen so auf den Leib geschrieben? Wenn es heißt, wir brauchen eine Drogenkranke, sagen die dann, ach nehmen wir eben die Barthel?
Ich habe zum Beispiel in dem Film „Goldjungs“ eine Sekretärin in einer Bank gespielt, das war eine Geschichte, die in den 70ern spielt, die Figur war sehr leicht und total neugierig und hatte ganz viel Spaß, neue Sachen kennenzulernen, das war kein schwerer Charakter. Also ich bewerte das ehrlich gesagt gar nicht so. Wenn ich ein Drehbuch lese und eine Figur neu entdecke, dann finde ich es immer am allerspannenden, herauszufinden, warum sie diese Entscheidung innerhalb der Geschichte trifft und was sie dazu bewegt hat, überhaupt an diesem Punkt in ihrem Leben zu stehen. Ich finde, dass es ganz wichtig ist als Schauspieler, dass man nicht bewertet, auch wenn es Rollen sind, die moralisch unkorrekte Entscheidungen treffen. Ich finde es ganz wichtig, dass ich als Schauspielerin nicht mit einer wertenden Haltung an diese Figuren herangehe, sondern immer versuche nachzuvollziehen, warum sie ihre Entscheidungen treffen. Und das finde ich am allerspannenden, ich entdecke jedes Mal auch mich selber in ihnen. Ich sehe das immer so als ein Haus und diese Rollen führen mich in bestimmte Räume, die ich in mir vielleicht noch nicht kenne, aber die sie mir zeigen und ich mit denen ich mich identifizieren kann. Ich glaube, wenn diese Verbindung besteht, dann kann auch der Zuschauer das besser nachvollziehen, weil letztendlich haben wir alle unsere Gründe, warum wir so oder so handeln.
Ist es Ihnen auch schon passiert, dass Sie in einer Rolle irgendwann denken, dass das jetzt nicht mehr funktioniert, dass etwas nicht passt und diese Figuren jetzt eigentlich anders reagieren müssten?
So extrem ist es mir noch nie passiert, aber es gibt manchmal Entscheidungen, wenn man das Drehbuch liest und die Szene probt, dass man dann merkt, dass ich jetzt nichts sagen kann. Dann sage ich manchmal, lass uns einfach mal gucken, ob sich diese Information auch so überträgt. Ich finde es total spannend zu sehen, wo man Worte aussparen kann und was sich auch so überträgt. Ich liebe die Pausen und Stille ist im Film einer der spannendsten Momente, die es gibt. Ich versuche das immer in die Bücher und in die Szenen rein zu mogeln. Häufig sind Szenen doch so geschrieben, dass Menschen einen Raum und betreten und es gibt ganz viele Informationen und Austausch und dann passiert etwas oder sie gehen wieder aus dem Raum heraus. Ich finde es immer sehr spannend, was passiert, wenn man eigentlich nichts sagt oder einfach auch mal Pausen zulässt, das passiert ja im echten Leben auch.
Lassen sich die Regisseurinnen und Regisseure darauf ein?
Ja, viele. Ja, ich habe da auf jeden Fall immer sehr gute Erfahrungen gemacht. Ich kann als Schauspielerin natürlich auch nicht einfach alles verändern aber ich kann meine Angebote machen und letztendlich findet man da gemeinsam immer ein Weg.
Was steht denn das Nächstes an?
Ich habe jetzt zum ersten Mal auf Französisch gedreht und das war eine wahnsinnig spannende Erfahrung, weil es nicht meine Muttersprache ist. Diese Sprache mit meinen Emotionen zu verbinden, das war auf jeden Fall eine ganz neue Erfahrung für mich und hat sehr viel Spaß gemacht. Ich bin sehr gespannt auf das Ergebnis! Und ich wage außerdem quasi einen neuen Schritt, ich habe selber ein Drehbuch geschrieben und habe ein ganz tolles Team gefunden, das diesen Film mit mir noch in diesem Jahr verwirklichen wird. Ein mittelanger Film wird es werden und darauf freue ich mich wahnsinnig, ich bin jetzt schon sehr aufgeregt. Nach 20 Jahren hat es mich gepackt einfach mal selber zu schreiben, weil ich es liebe, Filme zu machen und ich glaube, dass es ein guter Schritt ist, einfach etwas Neues kennenzulernen!
Drehen ihr diesen Film in Frankreich oder in Deutschland?
In Deutschland.
Und worum geht’s?
Es geht um Trauer, es geht um ein Geschwisterpaar. Es ist eine Geschichte, die in einer Nacht spielt und mehr möchte ich noch gar nicht verraten.
Das reicht ja auch. Und wann wird der herauskommen?
Ich konzentriere mich erstmal darauf, dass wir den Film machen und dann würde ich mich riesig freuen, wenn wir den auf Festivals zeigen können. Wenn er fertig ist, werden wir ihn auf jeden Fall einschicken und vielleicht komme ich dann mit diesem Film auch wieder nach Münster, das wäre natürlich großartig!
Ist das dann eine neue Entwicklung in Ihrem Leben, dass Sie in die Regie wechseln?
Ich wurde mal gefragt, ob ich mir vorstellen kann, was ich im Alter machen möchte. Ich will so lange als Schauspielerin arbeiten, bis es nicht mehr geht, irgendwie kann ich mir gar nicht vorstellen, mit diesem Beruf in Rente zu gehen [lacht]. Aber weil ich Regie und auch das Schreiben und einfach den Prozess, Filme zu machen, so toll finde, ist das etwas, was mich jetzt reizt und ich probiere das jetzt aus. Aber ich würde niemals sagen, dass ich die Schauspielerei bleiben lasse. Das wird immer bei mir bleiben und ein Teil von mir sein.
Und Münster
Und Münster [lacht].
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