Am Freitag hatte die Polizei die Warendorfer Straße zwischen Piusallee und Hohenzollernring von 8 bis 20 Uhr gesperrt. Anlass war der PARK(ing) Day, der diesmal unter dem Motto „Viertel for Future“/ „PARK(ing) Day @ Warendorfer Straße“ stand.
Zwichen Ring und Eisenbahnbrücke präsentierten sich dabei viele Initiativen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Nicht nur Vereine, die das Radfahren in den Vordergrund stellen, wie der ADFC oder die Veranstalter des jährlichen 24h-Rennen auf der Promenade, sondern auch Umweltverbände, Parteien oder Wohn-Initiativen. Die Parkbuchten standen nicht wie üblich voller Autos, sondern dienten an verschiedenen Stellen als Bühnen für kleine Konzerte, Vorträge und sogar Lesungen von Gedichten. Die Straße selbst wurde als Freizeitort genutzt, mit Rollschuhen oder Spaßrädern, zum Tanzen und sogar für Yoga-Übungen. Die meisten Besucher schlenderten aber nur von Stand zu Stand und ließen sich hier und da informieren. Manche wagten sich sogar auf das Rennrad, mit dem sie die nötige Energie für das Fahrradkino erzeugten, um dabei Kurzfilme zu sehen. Mitunter wirkte es wie ein Straßenfest, das war es aber nicht.
„Das findet nicht jeder gut, was hier passiert. Aber sonst müssten wir auch nicht demonstrieren. Wenn alle damit einverstanden wären, dann wäre es ja die Norm“, stellte der Verammlunsgleiter Joachim Bick von der Interessengemeinschaft Fahrradstadt Münster (fahrradstadt.ms) im Gespräch mit uns klar. Denn beim „PARK(ing) Day“ handelt es sich um eine polizeilich angemeldete politische Demonstration. Da wollten wir von ihm natürlich wissen, was deren Hauptaussage ist: „Hauptsächlich geht es darum, zu hinterfragen, wie öffentlicher Raum heute verteilt ist. Da wird sehr viel Platz dem Autoverkehr zugeteilt: Hier auf der Warendorfer Straße sieht man zwei sehr breite Spuren plus jeweils ein Parkstreifen mit dabei. Nicht überall sind Parkmöglichkeiten, aber immer da, wo es machbar ist. Man hat den Raum für den Auoverkehr so weit ausgedehnt, wie es irgendwie geht.“
„Und obwohl hier auch sehr viele Radfahrer unterwegs sind, ist es nicht gerade der exklusivste Radweg. Über die Breite des Gehwegs kann man streiten, ob es bei den vielen Außenbereichen der Gastronomie noch ausreichend ist“. Tatsächlich erscheint der Gehweg hier auf der Warendorfer Straße breiter als zum Beispiel auf der Wolbecker Straße, wo der „PARK(ing) Day“ im letzten Jahr stattfand. Aber auch hier ist der Radweg nirgendwo die erwünschten zwei Meter breit, sondern eher um 1,60 Meter, und ist zwischendurch auch immer wieder mal in fast 90°-Kurven verschwenkt. Diesen Kurven folgen längst nicht alle Radfahrer wie vorgesehen, sondern verkürzen über den Gehweg, was Fußgänger und Anlieger stört. „Dieses Verhalten ist aber nicht wirklich überraschend“, so Joachim Bick weiter. „Viele Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern entstehen daraus, dass Fuß- und Radwege auf so engem Raum zusammengequetscht werden.“
Das bestätigte auch Thorsten Knölte vom Fußgängerverein FUSS e.V., der ebenfalls beim „PARK(ing) Day“ vertreten war. Den bundesweiten Fachverband Fußverkehr Deutschland gibt es schon einige Jahrzehnte, die Ortsgruppe Münster hat sich aber erst vor einigen Monaten gegründet. Ebenso wie Joachim Bick von der IG Fahrradstadt Münster weist auch Knölke auf die Studie „Die Stadt für Morgen“ vom Umweltbundesamt hin, in der als Ziel ein Motorisierungsgrad von maximal 150 zugelassene Pkw pro 1000 Einwohner ausgegeben wird, inklusive Carsharing- und Taxifahrzeugen. Beide wiesen darauf hin, dass es sich in Münster zuletzt in die falsche Richtung entwickelt hat: die Zahl der Kraftfahrzeuge ist im letzten Jahr in dem oft als Fahrradstadt gepriesenen Münster erneut gestiegen, auf jetzt 553 KFZ pro 1.000 Einwohner. Wir entfernen uns also immer weiter vom Ziel.
Aber Joachim Bick betonte: „Es geht nicht einfach nur um ‚Autos raus!‘. Die Leute sollen einfach erfahren, wie so eine Straße ohne Autos wirken kann.“ Der „PARK(ing) Day“ will, dass die Menschen sich mit diesen Fragen beschäftigen. Und das tun dann auch diejenigen, die nicht selbst kommen, sondern nur auf Facebook & Co. kommentieren. „Selbst auf der Straße zu tanzen, auf der sonst nur Autos fahren, ist eine politische Botschaft“, so Bick abschließend. „Das merke ich auch an den Reaktionen, dass es nicht etwas Bedutungsloses ist. Das hat eine Relevanz, und das merkt man ganz deutlich daran, wie die Leute positiv oder negativ reagieren. Damit hat es eine Außenwirkung und das ist das Ziel einer politischen Demonstration.“
Luca Jacob hat die Eindrücke vom PARK(ing) Day auch für uns gefilmt. Hier der Link zu Instagram:
Weitere Bilder von Thomas Hölscher und Luca Jacob gibt es in unserer Fotostrecke:
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Ja, wenn schönes Wetter ist, dann macht der Parking Day viel Spaß.
Aber wenn es richtig trüb, kalt und regnerisch gewesen wäre, dann wäre nix los gewesen….