„Was? Sowas wurde in Münster noch in den 1960er Jahren aufgestellt?“ wunderten sich die Zuhörer, als Michael Bieber das Kürassierdenkmal an der Aegidiischanze erläuterte. Seine Gestaltung erinnert nämlich sehr stark an die Machart der NS-Kunst. Das ist kein Wunder, war doch ihr Schöpfer Bernhard von Plettenberg mit seinen Entwürfen für die Nibelungenbrücke in Linz so etwas wie ein Lieblingskünstler von Hitler geworden.
Das erklärt auch, warum dieser Bildhauer nach dem Zweiten Weltkrieg in seiner westfälischen Heimat nicht so viele Aufträge bekam. Aber eben diesen hier, und das Ergebnis Denkmal steht noch immer unkommentiert im städtischen Raum.
„Gemeinsam Denkmale erhalten“ war das das diesjährige Motto des deutschlandweiten „Tag des offenen Denkmals“. Diesmal ging es also weniger darum, sonst verschlossene Orte zu öffnen oder aktuelle Ausgrabungen zu zeigen. Schwerpunkt war vielmehr, wie die Bauten vergangener Zeiten erhalten und restauriert werden. Das bürgerschaftliche Engagement stand bei dem umfassenden Programm noch stärker im Fokus, als das der Restauratoren und anderer Fachleute. Als Beispiel sei die „Aktion Bürgerbaum“ genannt, die Patenschaften für neue Alleebäume übernommen hat, nachdem vor neun Jahren rund um das Schloss viele alte Bäume dem Orkan Kyrill zum Opfer gefallen waren. Dem Schloss und seinen Gärten widmeten sich daher mehrere Infostände und Führungen.
„Gemeinsam Denkmale erhalten – aber kritisch hinterfragen“ war das Motto einer Fahrradtour zu Kriegerehrenmalen. Die hatten freiwillige Helfer der Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO) der Universität Münster organisiert und sich fleißig durch die Archive gewühlt. Dabei kam schnell heraus, dass es in Münster lange Zeit wesentlich leichter war, kriegsverherrlichende Denkmäler wie das für das Kürassierregiment Nr. 4 aufzustellen, als eines für den Westfälischen Frieden. Solch ein Denkmal hat es tatsächlich mal gegeben, und es stand ab 1905 ebenfalls an der Promenade am Kanonengraben. Sabeth Goldemann hatte die undankbare Aufgabe übernommen, ein Denkmal zu erläutern, das es nicht mehr gibt und an das sich kaum noch jemand erinnert. Es war nämlich in der damaligen Stadtgesellschaft eher unbeliebt und wurde nach 1939 daher ohne zu Zögern angeboten, um für die Rüstungsindustrie eingeschmolzen zu werden.
Die Fahrradtour begann beim Traindenkmal nahe des Ludgerikreisels und endete in einer wenig beachteten Ecke des Schlossgartens, wo mit dem „Stehenden Soldat“ von 1923 eines der umstrittensten Kriegerehrenmale der Stadt zu finden ist – schließlich wird hier mit einer Inschrift ziemlich unverhohlen zur Revanche für die Niederlage im Ersten Weltkrieg aufgerufen. Etwas schwieriger war dagegen für manche Münsteraner das bekannte Dreizehner-Denkmal an der Promenade zu entschlüsseln, wie Michael Bieber zu berichten wusste. Weil aber der deutlich lesbare Wahlspruch „Treue um Treue“ inzwischen von der Bundeswehr als „für Gedenkfeiern unwürdig“ erklärt wurde, sollen die Gedenkfeiern zum Volkstrauertag ab diesem Jahr nicht mehr hier, sondern im Rathausinnenhof stattfinden. Die Organisatoren dieser Führung halten nichts davon, diese strittigen Ehrenmale zu zerstören oder zu zensieren. Was ihnen aber fehlt, sind Informationen für Betrachter, seien es Schilder direkt vor Ort oder QR-Codes zu erläuternden Internet-Seiten. Ganz im Sinne des Mottos „Gemeinsam Denkmale erhalten – aber kritisch hinterfragen“.
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