Gestern eröffnete der neue Wilsberg-Film „Gene lügen nicht“ das bisher erst dritte Wochenende mit Münster-Krimis im Doppelpack, bevor es heute Abend in der ARD mit dem neuen Tatort „Des Teufels langer Atem“ weiter geht. Wir haben direkt nach der Ausstrahlung im ZDF unsere Leser gefragt, wie ihnen die 74. Wilsberg-Folge gefiel.
Eins vorab: Ein neuer Quotenbrecher ist die neue Episode „Gene lügen nicht“ gestern Abend nicht gewesen. Aber muss das auch immer sein? Wir finden: Nein! Dafür gab es wieder deutlich „mehr Münster“ im Film. Ein durchaus solide Folge brachte am Ende des Tages eine Einschaltquote von 7,87 Mio. und einen Marktanteil von 26,4 %. Für alle Wilsberg-Ultras und Statistiker: Hiermit steht die Folge auf Platz 8 im Ranking. Spitzenreiter bleibt „Vaterfreuden“ (April 2020, 8,79 Mio.).
Wir hatten direkt nach der Ausstrahlung auf Facebook und Instagram unsere Follower um ihre Meinungen und Kommentare zum neuesten Wilsberg-Film gebeten (auf Twitter auch, aber Twitter schaut wohl keinen „Wilsberg“, wie wir dort als einzige Antwort bekamen). Die Resonanz ist durchaus positiv: viele haben auch dieses Mal wieder kurz und knapp mit Aussagen geantwortet, wie „Spitze“, „Super“, „Großartig“, „Top wie immer“, „Absolute Superklasse“ oder mit ihren Avataren, die einen oder sogar zwei Daumen hochhalten. Mehr User, als wir es sonst gewohnt sind, haben sich ausführlicher geäußert. Einige haben sogar recht umfassende Filmkritiken geschrieben – vielen Dank dafür. Übrigens: es darf gerne weiter kommentiert werden, es wird nur nichts mehr in diesem Text verwendet.
„Spannend, witzig und sehr unterhaltsam“
„Endlich wieder ein ‚echter‘ Wilsberg!“, meinen nicht nur Veronika Vereno und Martin Heister, auch Antje Schäfers stellt fest: „Das alte Niveau wird wieder erreicht.“ Vor allem das ausgewogene Verhältnis zwischen Humor und einer nachvollziehbaren und spannenden Geschichte wird immer wieder hervorgehoben. „Spannend, witzig und sehr unterhaltsam“, findet es Silke Greitemeier, während Heike Freia Frank „ein raffiniert gesponnenes Netz voller Spannung“ ausgemacht hat. Heike Hartmann meint sogar, „die Inszenierung ist überragend gelungen! Eine der besten Folgen überhaupt“, während Matto Limpi lapidar feststellt „war auf jeden Fall besser und lustiger wie die letzten“. Auch wir von ALLES MÜNSTER hatten an dieser Episode deutlich mehr Spaß als an so einigen vorhergehenden, und das hat mehrere Gründe, zu denen sich unsere Leserinnen und Leser auch geäußert haben.
Da werden neben der Story wie immer besonders häufig die Schauspieler genannt. So fand Michael Pingel, es „wurde ganz klasse und auch kurzweilig gespielt. Die Zusammensetzung der Schauspieler macht Wilsberg zu etwas Besonderem.“ Die meisten erfreuen sich an Roland Jankowsky in seiner Rolle als Overbeck. Für Angelika Jaschik ist er sogar der „heimliche Hauptdarsteller“, während die Rolle einigen wenigen inzwischen zu viel Klamauk in die Reihe bringt. Martin Zumbült meint sogar, „Overbeck ist leider mittlerweile total überzeichnet, eine Karikatur seiner selbst.“ Auch Instagram-Userin si.mone_na fand diese Folge „sehr gut bis auf die albernen Szenen mit Overbeck“. Der bietet bei aller Nähe zur Karikatur aber dem eigentlichen Hauptdarsteller, Leonard Lansink als Georg Wilsberg, die perfekte Vorlage für kleine, spitzfindige Äußerungen: „Wir zwei Intellektuellen müssen doch zusammen halten, nicht wahr Overbeck?“ zitiert Susanne Sieben ihn direkt aus dem Film und fügt hinzu: „Zum totlachen“.
Mehr Tiefe als in den letzten Folgen erhielt die Rolle von Oliver Korittke als Ekki Talkötter, der hier einen bisher unbekannten Halbbruder bekommt, aber am Ende um ihn trauern muss. Das bringt auch der gesamten Story eine traurige Note, die allerdings nicht bei allen Zuschauern auf Gegenliebe gestoßen ist. So bewertet Jan Mittelstaedt: „Klasse gespielt. Aber auch traurig, dass Ekki erst seinen Bruder findet und gleich wieder verliert“. Noch öfter wird bemängelt, dass Ekki derzeit „verloddert“ aussieht und sich „unbedingt rasieren“ sollte. Ulrich Kretschmer meint sogar: „Korittke sah nicht nur etwas derangiert, sondern regelrecht verkommen aus. Ich weiß nicht, ob das seiner Rolle noch gerecht wird?“
„Auch immer gut: Wenn ältere Nebenrollen wieder auftauchen“
Das Besondere an der neuen Episode „Gene lügen nicht“ war aber für uns, dass so viele aus früheren Folgen bekannte Gesichter zu sehen waren, wie schon lange nicht mehr. Das fiel auch Instagram-User markusvondergathen auf: „Auch immer gut: Wenn ältere Nebenrollen wieder auftauchen“. Da waren endlich mal wieder Vittorio Alfieri als Grabowski und Rainer Laupichler als Kriminalrat Schaaf dabei – beides ausgesprochen opportunistische Vorgesetzte, die trotz der kleinen Rollen von ihren Darstellern mit großem Spielwitz vorgetragen wurden. Isabell Polak hatte zum dritten Mal nach „In Treu und Glauben“ (2016) und „Vaterfreuden“ (2020) als Ekkis Ex-Freundin Kerstin Buckebrede eine durchaus wichtige Nebenrolle und auch Janina Fautz als Merle war nach zwei Folgen mit kleinerer Besetzung wieder dabei. Die wegen der Corona-Pandemie auferlegten Einschränkungen sollte man dieser Wilsberg-Folge offensichtlich nicht mehr ansehen. So war endlich wieder das wohlbekannte Antiquariat zu sehen – wenn auch nur von außen. Denn drinnen wären die immer noch gültigen Abstandsregeln nicht einzuhalten gewesen.
Auf einen Filmfehler wies Michael Hodak hin: „Frauenstraße ist Einbahnstraße“ – darauf antwortete der offizielle, von Leonard Lansink selbst betriebene Facebook-Acount von Georg Wilsberg: „Wilsberg ist das egal“. Aber nicht nur zwischen Antiquariat und Überwasserkirche wurde für diese Folge gedreht, auch an weiteren mehr oder weniger prominenten Orten in Münster. So freute sich unsere Leserin Polly Seidel über Szenen im im Kuhviertel: „Hat mir gut gefallen, nicht zuletzt auch wegen der Orte meiner Jugend, u.a. spielte es auf der Hollenbeckerstraße. Dort bin ich aufgewachsen“. Bekannt vorkommen dürfte den Ortskundigen auch die „Aronabank“, wo Georg Wilsberg sich vergeblich um einen Kredit bemüht. Gedreht wurden diese Szenen im Gebäude des Regierungspräsidiums am Domplatz, vor allem das markante Foyer hat einen hohen Wiedererkennungswert. Ein weiterer Drehort in der Innenstadt von Münster war am Erbdrostenhof, wo die Kanzlei der Anwältin Tessa Tilker residiert.
Das Namensschild dieser Kanzlei sorgte ebenfalls für Entzücken, nicht nur bei Werner Farwick: Livesey, Trelawney und Gunn – alle drei Namen „sind aus dem weltberühmten Buch ‚Die Schatzinsel‘ von Robert Louis Stevenson. Solche Bonbons steh ich total drauf! Herrlich, Danke!“ Viele Anspielungen hielt diese Wilsberg-Folge bereit, auf Literatur und Philosophie, auf Filmgeschichte und Musik. Nicht alles war so offensichtlich, wie die Aufforderung „Folge dem weißen Kaninchen“ aus „Alice im Wunderland“ oder der Auftritt von Georg Wilsberg auf dem Golfplatz wie einst Gert Fröbe in „Goldfinger“. Aber das macht den Spaß ja aus und verführt womöglich dazu, die Folge noch einmal in der Mediathek zu sehen, um weitere Anspielungen zu finden. Und um zu notieren, welche Lieder diesmal anklingen, oft nur sehr kurz. So viel bekannte Musik war wohl noch nie in einem „Wilsberg“ zu hören, das fiel auch unseren Lesern auf. Es scheint, als hätte man mit all diesen Dingen dem aus Altersgründen scheidenden ZDF-Redakteur Martin R. Neumann erfreuen wollen, der die Reihe von Anfang an betreut und überhaupt erst ins Fernsehen gebracht hat.
„Ein rundum guter, gelungener und unterhaltsamer Krimiabend“
Natürlich hat es auch diesmal wieder ein paar kritische Stimmen gegeben: den einen hatte es zu wenig Witz (Brigitte Von Ameln: „Es gab bessere Folgen mit mehr Spass“), den anderen zu viel (Rudolf Schapmann: „Das war eine Komödie und kein Krimi“). Viele vermissen Alex und fremdeln noch mit Patricia Meeden als neuer Anwältin Tessa Tilker, so wie Heidi Cramer: „Seit Alex nicht mehr dabei ist, hat die Serie doch sehr nachgelassen. Was diese neue Anwältin für eine Rolle spielt, erschließt sich mir nicht.“ Und Daniela Többen fand die neue Folge zwar „Mega“, merkte dazu jedoch an: „Aber immer wieder schade das man vorher schon weiß wer der/die Mörder sind. Weil man die fiesen Schauspieler halt schon kennt“. Ulrich Kretschmer urteilt sogar: „Die Luft ist raus. Die neuen Folgen wirken auf mich wie pflichtgemäß, aber lustlos heruntergedreht!“ Jan Mittelstaedt ist da ganz anderer Meinung und fasst seine lange Kritik mit diesen Worten zusammen, denen wir uns gerne anschließen: „Alles in allem ein rundum guter, gelungener und unterhaltsamer Krimiabend mit dem Etwas an (subtilen) Humor, ohne in billigen Klamauk abzutriften.“
„Ich warte immer drauf, das Boerne mal ein Buch bei Wilsberg kauft“, meint Corinna Herold. Das werden wir wahrscheinlich nie erleben, auch wenn die Fans der beiden Münster-Krimis Tatort und Wilsberg schon lange auf eine gemeinsame Folge hoffen. Aber immerhin ist dieses das dritte Wochenende in der Fernsehgeschichte, wo beide Serien im Doppelpack zu sehen sind. Heute Abend geht der Spaß mit den Münster-Krimis um 20:15 Uhr also weiter mit dem nächsten neuen Tatort mit Thiel und Boerne unter dem Titel „Des Teufels langer Atem“ weiter!
Der 40. Fall wird für Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) zum regelrechten Albtraum. Mit einem kompletten Filmriss, dafür aber mit einem Plüsch-Koala und Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) auf der Bettkante, wacht Münsters Chefermittler eines Morgens in einem Hotel auf. Boerne, so kennt man ihn, ist stets zur Stelle, wenn seine höchst qualitative Expertise gefragt ist.
Thiel wird schnell klar, dass er tatsächlich dringend auf Boernes Hilfe angewiesen ist. Denn ganz in der Nähe wurde in einem Wald eine Leiche aufgefunden: sein Ex-Chef bei der Hamburger Mordkommission. Thiel hatte vor über 20 Jahren Arne Hartnack des Mordes überführt, ins Gefängnis gebracht und seitdem nicht mehr gesehen. Oder doch? Boerne ist fasziniert von Thiels Amnesie, der mehr und mehr unter Mordverdacht gerät, nachdem seine Dienstwaffe verschwunden ist. Auch für „Vaddern“ (Claus D. Clausnitzer) gibt es nicht viel zu lachen: Er bekommt eine schlimme Diagnose.
12 Drehtage waren die Filmemacher für die neue Episode in und um Münster unterwegs, alleine drei Tage in der UKM-Pathologie. In den weiteren Rollen sind u. a. zu sehen: ChrisTine Urspruch, Björn Meyer, Mechthild Großmann, Kim Riedle, Banafshe Hourmazdi und Judith Goldberg.
Tatort: „Des Teufels langer Atem“ | 16. Januar 2022 um 20:15 Uhr im ERSTEN
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War begeistert ,soviel Geist und Humor schon lange vermisst. Auch die
Musik war geschmackvoll und passend ausgesucht. Mich würden die
einzelnen angespielten Titel interessieren kann man sie erfahren, würde
mich riesig freuen.
Vielen Dank im Voraus
Horst Schickram