Am Montag feierte die neue „Wilsberg“-Folge „Alle Jahre wieder“, die am 23. Dezember auf dem ZDF ausgestrahlt wird, seine Premiere im Cineplex Münster. Zahlreiche Fans waren wieder erschienen und füllten gleich drei Kinosäle – und sie belagerten die anwesenden Schauspieler, die in aller Seelenruhe die Autogramm- und Selfie-Wünsche erfüllten. Wilsberg-Darsteller Leonard Lansink wurde diesmal begleitet von Ina Paule Klink, also seiner Film-Nichte Alex Holtkamp, und von Kristin Suckow, die hier seine Klientin Marie spielt.
Als hochschwangere junge Frau taucht diese Marie ausgerechnet am Morgen des 24. Dezembers im Antiquariat von Wilsberg auf, weil sie ihren Freund Johannes vermisst. Der Antiquar und Privatdetektiv hatte sich eigentlich schon auf die gemeinsame Weihnachtsfeier mit Ekki, Alex und der Kommissarin Anna Springer gefreut. Aber die haben ihn alle aus ganz unterschiedlichen Gründen sitzen lassen, dabei hat er doch endlich mal rechtzeitig daran gedacht, Orangenmarmelade zu besorgen. Moment: Wilsberg, Weihnachten, Orangenmarmelade – da war doch was? Richtig: vor acht Jahren begeisterte die Folge „Oh du tödliche…“ das Publikum mit seinen vielen Running Gags – und mit einem verzweifelten Kommissar Overbeck, der sich selbst im Tresor eines Juweliers eingeschlossen hatte. Beim New York Festival wurde der Film als einziger deutscher Beitrag im Bereich „TV-Movie/Drama Special“ mit einer Medaille ausgezeichnet. Und alle Jahre wieder um die Feiertage herum strahlt das ZDF diese inzwischen zum Kult gewordene Folge aus. Da musste ALLES MÜNSTER natürlich gleich bei Regisseur Dominic Müller nachfragen, ob mit „Alle Jahre wieder“ an den großen Erfolg von „Oh du tödliche…“ von 2009 angeknüpft werden soll.
„Das würde mich natürlich glücklich machen“, gab Regisseur Müller zu. „In die Fußstapfen von ‚Oh du tödliche…‘ zu treten, das Hans-Günther Bücking gedreht hat, wäre natürlich toll. Es ist aber auch ganz schön, wenn man zwei Wilsberg-Weihnachtsfolgen hat. Die kann das ZDF dann immer abwechselnd zeigen.“ Unseren Vorschlag, beide Folgen als Double-Feature direkt hintereinander zu zeigen, steigerte Dominic Müller verschmitzt geschäftstüchtig: „Oder als Doppel-Weihnachts-DVD herausbringen?“ Erstmal geht es aber um die Fernsehzuschauer am 23. Dezember, die sicher recht zahlreich sein werden: „Wir haben großes Glück, dass wir keine 24 Stunden vor dem Heiligen Abend ausgestrahlt werden. Und natürlich verlangt so ein Sendeplatz, es ein wenig turbulenter und bunter zu gestalten, als es bei den Menschen zuhause ist. Wir hoffen, das Wetter spielt mit, damit sie sicher nach Hause finden und bis 20:15 Uhr alle Geschenke eingekauft haben.“
Tatsächlich hat diese Folge eine deutlich größere Dichte an Gags und witzigen Anspielungen, als wir es zuletzt vom Wilsberg gewohnt waren. Und er hat ein hervorragendes Tempo und Timing. Dass diese Folge 15 Minuten länger ist als sonst, merkt man daher nicht. Da passte es gut, dass nach der Vorführung auch der Cutter Martin Wolf mit auf der Bühne stand. Selbstverständlich war der verantwortliche ZDF-Redakteur Martin R. Neumann ebenfalls wieder dabei. Er hat sich diesmal mit möglichst albernen Namen für Klingelschilder eingebracht, die irgendwie weihnachtlich klingen sollen: „Herr Rodes“ oder „Hella Stern“ zum Beispiel. Die obligatorische Ente wird in dieser Folge nicht nur zu hören sein (am Aasee), sondern auch zu sehen: Im Antiquariat steht der hölzerne Wasservogel, über und über beklebt mit Zeitschriftenartikeln über Wilsberg. Und Bielefeld kommt mit dem Kennzeichen „BI – MS 69“ am Fluchtwagen der als Weihnachtsmänner verkleideten Bankräuber ins Spiel. Einer dieser Räuber wurde von Nic Romm gespielt, der sich ebenfalls am Montag dem Publikum im Cineplex zeigte. Es fehlte allerdings Nikolai Kinski, der seinen Komplizen spielte. Moderator Adam Riese verriet aber, dass der Sohn des legendären Klaus Kinski der langjährige Freund von Ina Paule Klink ist. Sie beteuerte, nichts dafür getan zu haben, um ihn endlich auch mal bei einem Wilsberg-Dreh an ihrer Seite zu haben.
Mit „Alle Jahre wieder“ ist dem gesamten Team eine unterhaltsame Folge mit viel Witz gelungen. Um alle Gags mitzubekommen, muss man schon gut aufpassen, denn sie sind meistens schnell vorbei. Münsteraner werden sicher auch auf andere Dinge achten, zum Beispiel auf den seltsam-vertraut klingenden Namen eines Kinderheims („St. Gievenbeck in Münster-Hiltrup“), oder auf welchen Wegen die Autos so gefahren werden („Das würde für uns in echt sehr, sehr teuer,“ meinte Adam Riese zu Recht). Auch die vielen schönen Weihnachtslieder aus den 50er bis 80er Jahren werden meistens nur sehr kurz angespielt. Dafür wird nahezu jede Möglichkeit ausgereizt, auf Weihnachten Bezug zu nehmen.
Da sucht Overbeck ein Kostüm, um als Hirte an einem integrativen Krippenspiel für Geflüchtete teilzunehmen, verkleidet sich dann aber so lächerlich wie möglich als Scheich. Und die hochschwangere Marie bekommt ihre Wehen schließlich zwischen den Strohballen in einem echten Stall. Schauspielerin Kristin Suckow gestand uns, dass sie diesen „fetten Silikonbauch“, den sie während der Dreharbeiten tragen musste, bei ihren Heimfahrten nach Berlin schon wieder vermisst hätte: „Das war total absurd. Dass man sich emotional an so ein Stück Silikon binden kann, war eine ganz krasse Erfahrung für mich. Da ist man sonst so stolz, mit Sport und so einen flachen Bauch zu halten, und nun fehlte was.“ Der Wilsberg-Folge „Alle Jahre wieder“ fehlt dagegen nichts, am Ende nicht einmal die zu den Feiertagen passende Familien-Rührseligkeit.
"Alle Jahre wieder" ist am 23.12.2017 von 20:15 - 22:00 Uhr im ZDF zu sehen. Schon am 06.01.2018 gibt es den nächsten neuen Wilsberg von Dominic Müller: Die Folge "Morderney" wurde zum größten Teil in "Münsters nördlichsten Stadtteil" gedreht, wie Leonard Lansink sagte, nämlich auf Norderney.
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