Die Stimmung ist anders als sonst am Stand des „Kaffeefreunds“ im Schatten der Josephskirche, „Es ist wie auf einer Beerdigung“, bringt es einer der Gäste auf den Punkt. Für die meisten der Anwesenden ist dies nichts weniger als das Ende einer Ära. Nach über 13 Jahren schenkt Dominik Schweer hinter seiner italienischen Kaffeemaschine zum letzten Mal aus, umgeben von Freunden, Nachbarn und Stammkunden. Viele sind alles gleichzeitig.
Er war eine Institution, nur selten war sein schwarz lackiertes Mobil der Marke Piaggio nicht von Kaffeeliebhabern umringt, die entweder mit einem soliden Koffeinschub in den Tag starten, sich die Mittagspause mit einem Latte versüßen oder einfach nur mal so einen Cappuccino trinken wollten. Viele Gäste sind seit Jahren Stammkunden, was nicht nur am gelungenen Kaffee lag. Ein guter Kaffee braucht eben Zeit, sowohl bei der Herstellung, als auch beim Genuss. Zeit, die am besten mit einem angenehmen Gespräch verbracht wird und dafür war der 57-Jährige immer zu haben. Wie ein Barkeeper hörte er ruhig zu und hatte immer einen guten Tipp, einen Witz oder auch Trost auf Lager. Das könnte auch an seinem ursprünglichen Beruf liegen, Schweer ist gelernter Erzieher. Noch dazu ist er Münsteraner durch und durch, „ich wurde am Aasee geboren!“
Die Nachricht über das Ende seiner Zeit als Quelle guten Kaffees im Südviertel traf viele seiner Kundinnen und Kunden aus heiterem Himmel, manche machten sich Sorgen, vermuteten gar eine schwere Krankheit, die dahinterstecken könnte. Doch auch hier weiß „Der Kaffeefreund“ zu beruhigen, „Es geht mir prima, ich gehe im Guten!“ Tatsächlich brachte ihn eine attraktive Stellenausschreibung auf die Idee, seinen Kaffeestand aufzugeben. „Ich werde ab August als Hausmeister in einem Wohnheim der Alexianer im ehemaligen Lourdeskloster an der Frauenstraße anfangen.“ Die Missionsschwestern von der unbefleckten Empfängnis der Mutter Gottes haben das Gebäude verlassen und die Alexianer bauen die Immobilie zu einem Wohnheim für ihre Auszubildenden der Pflege aus. Zukünftig unter den wachsamen Augen von Dominik Schweer.
Auch wenn sich viele Stammgäste für „ihren Dominik“ freuen, dass das lange Stehen hinter der italienischen Kaffeemaschine bei Wind und Wetter ein Ende hat, hoffen manche auch darauf, dass es irgendwie weitergeht. So wie Heike Stegemann, die seit dem ersten Tag am 5. Januar 2010 zu den Stammgästen zählt. „Ich habe früher hier in der Nähe gewohnt, inzwischen wohne ich in Handorf. Ich versuche es aber immer einzurichten, bei Dominik vorbeizuschauen!“ Neben ihr stehen Matthias Schwanitz und Ralf Wendt, ebenfalls Stammgäste seit vielen Jahren. Aus wie vielen Stammgästen unter der fürsorglichen Obhut von Dominik Schweer im Laufe der Zeit Freunde wurden, ist wohl nicht nachzuvollziehen, etliche dürften es sein. Schön wäre es, wenn der schwarze Piaggio irgendwann wieder vor der Josephskirche stehen und den Duft von frisch gebrühtem Kaffee verbreiten würde. Ob es ohne Dominik Schweer an den glänzenden Hebeln dasselbe sein wird?
Fotos: Bührke
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Ein Leben ohne Tattoos ist zwar möglich, aber scheinbar nicht lebenswert. Ein Kaffee bei diesem Tintling wäre bei mir wegen vorzeitig einsetzenden Augenkrebses ohnehin nicht in Frage gekommen.
Ob Rainer H wohl unter jedem Beitrag der ihm in den Weg kommt seine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit gegen tätowierte Menschen kundtut?
Ich findest öde.
Echt schade…
Der Dominik hat in 2011 (damals noch mit dem Fahrrad) unsere Hochzeitsfeier im Lorenz Süd mir seinem Kaffee bereichert…
Alles Gute für Dich, Dominik!
Jo