Seit über 7 Monaten ist die Baustelle am Hafencenter stillgelegt, nachdem das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster einen Baustopp für das Großprojekt verhängt hatte. Das könnte sich bald ändern. Medienberichten zufolge haben sich die Beteiligten auf einen Kompromiss geeinigt.
Eigentlich sollten auf dem 22.000 Quadratmeter großen Grundstück am Hansaring rund 15.000 Quadratmeter Gebäudeflächen für Einzelhandel, Gastronomie, Büros, Arztpraxen und Wohnungen mit Parkplätzen und einer Tiefgarage für insgesamt an die 600 Autos entstehen. Nach langem Hin und Her ordnete das OVG im Februar schließlich einen Baustopp an. Der Grund: Die erforderliche Umweltverträglichkeitsprüfung war nach Einschätzung der Richter fehlerhaft und die Auswirkungen des Bauprojektes auf den Verkehr im Viertel nicht ausreichend berücksichtigt worden. Eine „Heilung“ des Bebauungsplans sollte her.
Nun könnte schon bald wieder Bewegung in die Großbaustelle kommen. Zwischen Investoren, Stadt und Lokalpolitik sind in den vergangenen Tagen Gespräche geführt worden, wie nun bekannt wurde. Über deren Inhalt schweigt man sich bislang allerdings größtenteils noch aus. „Darüber wurde im Kreise der Teilnehmer Stillschweigen bis Anfang nächster Woche vereinbart“, ließ die Bauherrin, die Stroetmann GmbH, über ihre Agentur mitteilen. „Die Herren Stroetmann fühlen sich an diese Vereinbarung gebunden, auch wenn von anderer Seite bereits Informationen an die Öffentlichkeit gelangt sind.“ Kommenden Mittwoch wollen die Investoren ihre Pläne vorstellen.
Wie die Westfälischen Nachrichten (WN) gestern berichteten, soll der Investor einen Kompromiss-Vorschlag gemacht haben: weniger Verkaufsfläche, weniger Parkplätze, dafür mehr Sozialwohnungen – und ein paar weitere Dinge, wie begrünte Dächer, Elektroladestationen, ein Stadtteilbüro und ein kleiner Park. Laut WN haben die Verhandlungspartner der schwarz-grünen Rathauskoalition den zuletzt vorgestellten Plänen zugestimmt. Bewegen mussten sich dabei die Grünen, die dieses Bauprojekt bisher stets abgelehnt haben. Ob ihre Verhandlungsführer die eigene Fraktion, die Mitglieder und letzlich auch die Wähler mit dem Ergebnis überzeugen können, muss sich noch zeigen.
Heftiger Wind bläst ihnen jedenfalls schon mal von den kleineren Oppositionsparteien entgegen, die das Hafencenter weiterhin ablehnen. „Wieder einmal verraten die Grünen ihre ureigenste Position!“, regte sich ÖDP Ratsherr Franz Pohlmann laut einer Pressemeldung seiner Partei auf Facebook auf. „Natürlich ist der Status quo mit einer Bauruine an exponierter Stelle ein unhaltbarer Zustand. Das bedeutet aber nicht, dass man mit ein paar kosmetischen Änderungen das Problem beheben könnte“, heißt es dort weiter. „Dass die grüne Parteispitze nunmehr ein E-Center befürworten will, das mit unter 3.000 m² nur geringfügig kleiner ist als ursprünglich geplant, ist ein Schlag ins Gesicht der Bewohner*innen des Hansaviertels“, erklärt DIE LINKE Münster in ihrer Pressemitteilung zum Thema. Weiter heißt es dort, dass die Grünen „nicht nur ihre eigenen Grundsätze über Bord werfen, sondern dass ihnen augenscheinlich auch die Bedürfnisse der Münsteraner*innen, ja sogar der eigenen Parteibasis, weitestgehend egal sind.“
Auch Rainer Bode, immerhin Mitglied der Grünen, meldete sich im Namen der Initiative „ZukunftHafen“ mit der klaren Aussage: „Es bleibt dabei: Hafeninitativen sagen nein zum Einkaufszentrum! Da gibt es auch keinen Kompromiss, das Ding etwas kleiner zu machen.“ Nach Meinung von Bode sollen „an der Stelle, wo das Einkaufszentrum geplant war, Wohnungen und andere sinnvolle Dinge hin, aber kein Einzel-, Groß oder wie auch immer Handel.“ Mit der nun geplanten Verkleinerung der Verkaufsfläche werde „das Problem nicht gelöst, insbesondere der Streitpunkt Verkehr“. Bode droht in seinem auch über andere Kanäle verbreiteten Leserbrief an die WN, dass die Bürgerinitiative daher auch weiter den Klageweg beschreiten werde und schließt mit den Worten: „Konsequenz: Die Baustelle ruht auf jeden Fall die nächsten 3 bis 5 Jahre. Wer will das? Wir nicht.“ Das letzte Wort darüber, wie es beim Hafencenter weitergeht, ist also längst noch nicht gesprochen.
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