Ein trauriges Jubiläum Gedanken zum 9.9.2024, dem 25. weltweiten FASD-Tag 

Autorin Iris Brandewiede (li.) und Fotografin Ingrid Hagenhenrich zeigen einen kleinen Teil ihrer Ausstellung zum Thema FASD. (Foto: Vera Dörenkämper)
Autorin Iris Brandewiede (li.) und Fotografin Ingrid Hagenhenrich zeigen einen kleinen Teil ihrer Ausstellung zum Thema FASD. (Foto: Vera Dörenkämper)

Entgegen der Redewendung, ein „Gläschen in Ehren“ könne auch Schwangeren niemand verwehren, gibt es tatsächlich keine sichere Menge Alkohol während der embryonalen und fetalen Entwicklung. Über den Blutkreislauf haben Mutter und werdendes Kind direkt nach dem Konsum denselben Alkoholspiegel – die unausgereifte Leber kann aber die toxische Wirkung weitaus langsamer abbauen.

Es ist ein trauriges Jubiläum, dass auch 25 Jahre nach Erfindung des Gedenktages nach Schätzung von Forschenden eines von 330 Babys mit dem FASD zur Welt kommt. (Quelle: Vortrag Dr. Reinhold Feldmann / FASD-Fachzentrum Walstedde, Fachtag „FASD und Schule“ in der FH Münster am 30.08.2024).

In der Empowerment-Serie „Starke Geister“ haben bei ALLES MÜNSTER im Laufe des letzten Jahres ein Dutzend junge Erwachsene, die vom Fetalen Alkoholsyndrom (FAS) betroffen sind, ihre Stärken gezeigt. FAS ist die stärkste Ausprägung der Fetalen Alkoholspektrumstörung, mit sichtbaren Folgen wie Besonderheiten im Körperbau und hohen gesundheitlichen Auswirkungen. FASD (Fetal Alcohol Spectrum Disorder) umfasst ein Spektrum weniger offensichtlicher Störungen, die sich ebenfalls lebenslang beeinträchtigend auf die Gesundheit auswirken – körperlich, geistig und psychisch.

ALLES MÜNSTER-Reihe „Starke Geister“

Die zwölf jungen Erwachsenen aus der Reihe „Starke Geister“ repräsentieren eine Gruppe von Menschen, die vom Beginn ihres Lebens an mit schweren Einschränkungen, häufig mit Fehldiagnosen und ohne medizinische Anerkennung oder angemessenen Hilfen leben. Sie alle sind aus ihren Ursprungsfamilien in Obhut genommen und in Pflegefamilien oder Wohngruppen betreut worden, manche haben mehrere Wechsel der Bezugspersonen und betreuenden Systeme hinter sich.

Die FASD Fotoausstellung in der FH Münster. (Foto: Iris Brandewiede)
Die FASD Fotoausstellung in der FH Münster. (Foto: Iris Brandewiede)

Sie stehen nur für einen Teil der FAS(D)-Betroffenen, denn Alkoholschädigung findet in ebenso Durchschnittsfamilien und quer durch alle Gesellschaftsschichten statt. Gerade hier besteht Schätzungen zufolge die höhere Dunkelziffer, denn aufgrund von Scham- und Schuldgefühlen ist es oft nicht möglich, diese Diagnose bei Auffälligkeiten des Kindes in Betracht zu ziehen.

Im Rahmen eines Online-Magazins, das Stärkung und Förderung gesellschaftlicher Teilhabe im Blick hat, können wir keine wissenschaftliche Einordnung leisten. Dazu finden sich weiterführende Veröffentlichungen in der Info-Box. Was wir tun können, ist zu ermutigen, sich damit auseinander zu setzen, wie FAS das Leben der jungen Protagonisten und Protagonistinnen geprägt hat. Sie alle setzen mit hoher Kraft und Energie ihre Lebensziele um und tragen zur Aufklärung bei, damit andere nicht dieselbe Schädigung erleiden müssen. In einer Fotoausstellung vertiefen Ingrid Hagenhenrich und Iris Brandewiede diese Eindrücke, welche bereits bei verschiedenen Fachtagen zu sehen waren. Das macht hoffentlich Mut und fördert Kampagnen, die schon Jugendliche darin bestärken, als junge Paare und insbesondere als werdende Mütter mit Nullkommanull Alkohol durch die Schwangerschaft zu kommen!

Hier verlinken wir die Vertonung eines Gedichts von Selina Spetter. „Schau mal Mama“ appelliert an ihre suchtkranke leibliche Mutter, die sie nie kennengelernt hat. In Form einer Ballade erzählt sie von den Einschränkungen in allen Lebensphasen bis zum Erwachsenenleben. Selinas Mutter hat nie auf den Appell ihrer Tochter reagiert. Sie ist jüngst mit knapp sechzig Jahren an den Folgen einer Erkrankung verstorben.

Ausführlicher Artikel zu 25 Jahren FASD vom FASD Fachzentrum Hamburg e.V.

Zusammenfassende Informationen des Bundesgesundheitsministeriums

Die FH Münster bietet Weiterbildungsangebote zum FASD

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert