Ein Sommer wie kein zweiter Regisseurin Natja Brunckhorst präsentiert ihren neuen Film „Zwei zu Eins“ im Cineplex

Maren (Sandra Hüller) und Robert (Max Riemelt) kennen sich seit Kindertagen. (Foto: Bastian E.)
Maren (Sandra Hüller) und Robert (Max Riemelt) kennen sich seit Kindertagen. (Foto: Bastian E.)

Was, wenn man plötzlich einen Haufen Geld findet, welches keiner vermissen würde? In dieser Situation befinden sich die Hauptdarsteller des neuen Films „Zwei zu Eins“ und sind sich bei der Antwort einig: Einpacken und auf den Kopf hauen!  

Was zunächst wie reine Fiktion erscheint, beruht auf einer wahren – der deutschen – Geschichte. Im April 1990 wurde auf Beschluss der Staatsbank der DDR der gesamte Bestand an DDR-Banknoten in der Untertageanlage in Halberstadt eingelagert, um dort zu verrotten. Es hatte durch die bevorstehende Wiedervereinigung Deutschlands und der Einführung der Deutschen Mark keinen Wert mehr. AUßER man nutzte neben den Lücken im Lüftungsschacht auch die des Gesetzes.

„Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit, die Figuren habe ich jedoch erfunden. Aber es hätte sich genau so abspielen können!“ sagt Regisseurin Natja Brunckhorst, die 2021 mit der Komödie „Alles in bester Ordnung“ ihr Regie-Debüt gab. Bekannt ist sie als Schauspielerin – ihre bekannteste Rolle wohl die der Christiane F. in „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“.

Der Sommer, in dem alles anders war
Die Kinogäste durften auch einen Teil des Geldes mitnehmen. (Foto: Bastian E.)
Die Kinogäste durften auch einen Teil des Geldes mitnehmen. (Foto: Bastian E.)

In ihrem neuen Werk ermöglicht sie uns eine Zeitreise in den Sommer 1990: Die DDR befindet sich in Umbruchstimmung. Die alten Gesetze sind aufgehoben, die neuen greifen noch nicht. Alles scheint möglich. Als gebürtige (West-)Berlinerin habe Brunckhorst dieses Jahr nicht live miterlebt, da sie gerade in Bochum ihre Schauspielausbildung absolvierte. „Im Nachhinein hat mir das total leid getan, nicht in Berlin gewesen zu sein, weil das ja so ’ne wilde Zeit war. Die Zeit der Möglichkeiten, alles war neu und aufregend. Und wahrscheinlich habe ich deswegen jetzt mit so viel Lust und Liebe recherchiert.“

In warmes Sepia getauchte Bilder erinnern einen an alte Kinderfotos, die man aus Omas Zigarrenschachtel kramt. Gartenstühle, die in der brütenden Hitze vor dem Plattenbau stehen und auf denen hoffnungsvoll und gespannt über die ungewisse Zukunft geplaudert wird. Mal mit mehr und mal mit weniger Berliner Schnauze.

Liebe zu dritt

Die weibliche Hauptrolle Maren, gespielt von keiner geringeren als der Oscar-nominierten Sandra Hüller, steht in einem Dreiecks-Liebesverhältnis mit Robert (Max Riemelt) und Volker (Ronald Zehrfeld). Auf die Sorgen über die Arbeitslosigkeit stapeln sich Beziehungsprobleme, welche durch Marens unaufgeregte und liebevolle Art zu keinem Zeitpunkt ernsthaft bedrückend wirken. „Mir war es wichtig, das Gefühl der Leichtigkeit dieses Sommers zu transportieren,“ betont Brunckhorst.

Regisseurin Natja Brunckhorst im Interview mit ALLES MÜNSTER. (Foto: Bastian E.)
Regisseurin Natja Brunckhorst im Interview mit ALLES MÜNSTER. (Foto: Bastian E.)

Der Film bietet mit seiner polyamourösen Romanze, dem räuberischen Coup und der geschichtlichen Basis einen gelungenen Querschnitt durch sämtliche Genres. „Aber hauptsächlich würde ich den Film unter Komödie einordnen.“, sagt die Regisseurin im Interview mit ALLES MÜNSTER. Warum es ausgerechnet eine Dreieckskonstellation sei, begründet Brunckhorst so: „Weil es eine spannende Geschichte ist. Die drei kennen sich ja schon seit Kindertagen, haben sich schon als Kinder geliebt und können von ihrer Liebe nicht so richtig loslassen. Und da es nur eine Frau und zwei Männer gibt, müssen die eben irgendwie damit umgehen.“

Und als besagte Männer beim nächtlichen Gespräch auf der Terrasse genau dies versuchen, fallen ihnen immer wiederkehrende Transporter auf. Letztendlich führt die Spur zu einem Untertagelager, in dem sich meterhoch alte DDR-Banknoten stapeln. Wie Dagobert Duck planschen sie in einem Schwimmbad aus Geld, euphorisiert durch die neu gewonnene Freiheit.

Und watt nu?
Was stellt man nun mit so viel Geld an? (Foto: Jasmin Otmann)
Was stellt man nun mit so viel Geld an? (Foto: Jasmin Otmann)

Mit vollgestopften Rucksäcken treten sie den Heimweg an, um zu Hause ernüchtert festzustellen, dass diese Währung doch keinen Wert mehr hat. Und da kommt Olli Dittrich ins Spiel! Oder vielmehr der von ihm gespielte aufdringliche Kochtöpfe-Vertreter, der den Dieben nichtsahnend einen neuen Horizont öffnet: Das Geld kann im Westen nämlich noch 3 Tage umgetauscht werden! Getreu dem Motto „Mehr Hände können mehr Geld aus dem Fenster werfen“ wird die Nachbarschaft zusammengetrommelt.

Beeindruckend ist das Gewand aus Zeitlosigkeit, das Brunckhorst diesem historisch so festgezurrten Zeitraum der Vergangenheit überwirft. Wie gelingt dieser Spagat, Frau Brunckhorst?

„Geld und Gerechtigkeit ist immer ein Thema. Ebenso die Dreiecksgeschichte. Das sind Themen, die zu jeder Zeit aktuell sind. Was bei ZWEI ZU EINS noch das Add-on ist, dass wir sehr genau recherchiert haben, was in dieser Zeit alles war und wie die Leute sich gefühlt haben. Diese emotionale Wahrheit haben wir aufgenommen und so ist es wirklich eine schöne Mischung geworden.“

Natja Brunckhorst beantwortet dem Publikum Fragen zu ihrem neuen Film. (Foto: Bastian E.)
Natja Brunckhorst beantwortet dem Publikum Fragen zu ihrem neuen Film. (Foto: Bastian E.)
Kino ist Seelenfutter

„Wenn man ins Kino geht, betritt man eine andere Welt.“ schwärmt Brunckhorst. „Wir werden geleitet durch Musik, Bildsprache, Kameraführung. Wir sind zwar intellektuelle Wesen, aber durch Bilder und Musik kriegt unsere Seele Futter. Wir als Künstler bereiten quasi eine Reise vor, auf der die Seele dann Abenteuer erleben kann. Ich persönlich bin an guten Filmen gereift, so wie Kinder das durch Märchen tun. Und das ist meine Verantwortung, dass ich gute Seelennahrung herstelle.“

Geld für alle!

Im Anschluss an die Vorstellung beantwortete die Regisseurin im Cineplex Fragen aus dem Publikum und kam nicht umher, die Geschichte der versteckten Banknoten noch etwas näher zu erläutern. „Aber ihr braucht jetzt nicht nach Halberstadt zu gehen“, warnt sie, „da liegt kein Geld mehr!“ Dafür aber im Foyer des Kinos. „Wenn Ihr rausgeht, kriegt ihr Geld. Das ist sozusagen umgekehrtes Begrüßungsgeld. Nehmt Euch reichlich! Wir haben für den Film 1,3 Millionen Scheine gedruckt. Die müssen weg!“ Und so zog jeder Kinogast von dannen – mit einem satten Geldbetrag und einer hoffentlich ebenso satten Seele.

Die Geschichte über das Lager voller Banknoten beruht auf wahren Ereignissen in der DDR. (Foto: Bastian E.)
Die Geschichte über das Lager voller Banknoten beruht auf wahren Ereignissen in der DDR. (Foto: Bastian E.)

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