Stößel, Shaker und ein Sieb? Nicht nötig – für einen frisch gemixten Cocktail benötigen vier Studierende der FH Münster kein übliches Barzubehör mehr, sondern nur noch ihre selbst entwickelte Cocktailmaschine und ein Smartphone. Mara Eisel, Ole Meinecke, Roberto González Iznaola und Lukas Wolters haben das gemeinsame Projekt im Rahmen ihres Elektrotechnikstudiums im Labor für Nachrichtentechnik (NTLab) verwirklicht.
Der Automat kann Cocktails mit bis zu acht verschiedenen Zutaten zubereiten. Über eine App, die die Studierenden selbst geschrieben haben, muss nur noch das gewünschte Mischgetränk ausgewählt werden und schon fließen alle Flüssigkeiten passgenau ins Glas. Ein kleiner Wermutstropfen für Cocktailfans: Hier wird ausschließlich gerührt, nicht geschüttelt. „Es war super, ein Projekt komplett frei zu gestalten und umzusetzen“, berichtet Meinecke rückblickend. „Wir hatten anfangs mehr Ideen, als wir letztendlich umsetzen konnten. Die Maschine sollte auf jeden Fall gut aussehen, das war uns wichtig“, ergänzt er. Prof. Dr. Götz Kappen, Leiter des NTLabs, unterstützte und beriet die Studierenden während der gesamten Projektphase und übernahm die Materialkosten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Eine farbige LED-Beleuchtung an den beiden Vorderseiten des Geräts zeigt während der Zubereitung den Prozessfortschritt an. Als Rührstab dient ein verzierter Trinkhalm, den die Studierenden mittels 3D-Drucker hergestellt haben. Der Großteil der verbauten Technik verbirgt sich unter einer schwarz glänzenden Verkleidung. Ein Raspberry Pi, ein vollwertiger Computer im Mini-Format, steuert alle Anwendungen. Sogenannte Dehnmessstreifen im Boden erkennen anhand des Gewichts ein Glas, sobald es auf den dafür vorgesehenen Platz unter den Auslauf gestellt wird. Für die Flüssigkeitszufuhr sorgen acht Pumpen auf der Rückseite. Als zusätzliches Gimmick gibt es einen separaten Etikettendrucker, der ebenfalls über die App angesteuert wird und Namensaufkleber für das Glas druckt.
Wegen Corona fand die Projektarbeit überwiegend online statt. „Ich war sozusagen Augen und Hände vor Ort“, erklärt Wolters, der die Maschine mehr oder weniger alleine zu Hause zusammenbaute. Die Teammitglieder tauschten sich wöchentlich in Videokonferenzen aus und besprachen gemeinsam das weitere Vorgehen „Das war schon eine Herausforderung. Im Labor wäre es sicherlich einfacher gewesen“, sagt Gonzáles Iznaola. „Aber ich denke, wir haben uns gut organisiert.“ Trotz der Umstände hat die Projektarbeit allen gut gefallen. „Viele Sachen haben wir vorher noch nicht selbst gemacht, sodass man sich erst reinfuchsen musste, zum Beispiel in die Programmiersprache Python. Zum Schluss hat es aber richtig Spaß gemacht“, resümiert Eisel. Cocktailverkostungen en masse gab es während der Entwicklungsphase übrigens nicht. „Die Testläufe haben wir mit Wasser gemacht. Erste alkoholfreie Cocktails liefen erst ganz zum Schluss“, sagt Wolters.
Eine größere Vermarktung ihres Projektes planen die vier erstmal nicht. „Die Realisierung als Massenprodukt ist eher schwierig, dafür ist die Nachfrage zu gering und die Cocktailmaschine in der Produktion zu teuer“, erklärt Eisel. In ihren Bekanntenkreisen gebe es jedoch schon einige Interessierte. „Für Freunde würde ich die Maschine noch einmal nachbauen“, versichert Meinecke. Zum Schluss stellte sich noch die Frage: Was passiert mit dem Prototyp? Dazu handelte Kappen einen Deal mit den Studierenden aus – sie dürfen die Cocktailmaschine behalten, wenn sie als Gegenleistung ein Video für das Labor produzieren. Das ist aktuell in Arbeit.
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