Ob der interreligiöse Dialog am Hüffer-Campus zukünftige Konflikte verhindern wird, ist fraglich. Es wäre aber schon viel gewonnen, wenn religionsbedingte Ursachen für Kriege und Auseinandersetzungen zukünftig besser bewertet und eingeordnet werden könnten und so die Arbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Diplomatie wirksam unterstützen würden. Auch bei Spannungen im eigenen Land, wie sie aktuell durch pro-palästinensische Demonstrationen immer wieder auftreten, dürften die Stellungnahmen von Expertinnen und Experten des Campus zukünftig von großem Wert sein.
In einer aufgeklärten Welt können Religionen vielleicht private Entscheidungen beinflussen, die Politik hingegen sollte rational und zum Wohle des Volkes agieren. Kriegerische Auseinandersetzungen wie in Nordirland, dem Kosovo oder jüngst in Israel machen ebenso wie die Unterdrückung zumindest der weiblichen Bevölkerung im Iran immer wieder deutlich, dass wir von diesem Punkt noch weit entfernt sind. Auch wenn die Religionen zum Teil nur als Konfliktursache vorgeschoben werden, so sind sie doch für diesen Zweck überaus wirksam. Man mag angesichts dieser mörderischen Auseinandersetzungen ungläubig den Kopf schütteln, die Macht der Religionen zu unterschätzen, wäre jedoch weltfremd und gefährlich. Sie zu verstehen und religiösen Eiferern mit der Macht des Wissens zu begegnen, könnte ein Weg aus dem Dilemma sein. Wenn die Stimme der Wissenschaft denn Gehör findet.
Interessant dürfte es zukünftig werden, wenn vor dem stattlichen Gebäude hinter dem Hüffer-Stift die Regenbogenfahne oder eine Nationalflagge wie zum Beispiel die Israels gehisst wird. An diesem Punkt könnte der Hüffer-Campus zum Reagenzglas werden für den interreligiösen Umgang miteinander, bei uns und anderswo. Münster profiliert sich in den letzten Jahren zunehmend als Friedensstadt, am Hüffer-Campus kann neben der reinen Religionswissenschaft auch eine kontinuierliche Friedensarbeit zur gelebten Realität werden. Dies wäre ein weiterer Grund, unsere Stadt zu lieben.
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