Automaten gehören seit Jahrzehnten zum Stadtbild. Ob Zigaretten, Sandwich oder Fahrradschläuche, zu jeder Tages- und Nachtzeit liefern sie zuverlässig – zumindest meistens. Ein münsterscher Apotheker hat diese Idee jetzt aufgegriffen und einen Automaten in die Fassade seiner Apotheke integriert, als einer der ersten seiner Zunft in Deutschland. Aber war da nicht was von wegen Beratungspflicht beim Kauf? Kein Problem, sagt Dr. Leonard Schulte, Inhaber der Ludgeri Apotheke.
Immer wieder bleiben Passantinnen und Passanten interessiert an dem Automaten stehen, der seit wenigen Wochen in die Fassade der Ludgeri Apotheke an der Ecke zum Harsewinkelplatz eingelassen ist. Über ein Display können die Kundinnen und Kunden das Produkt auswählen, bezahlt wird ausschließlich mit Karte. Nach Kopfschmerztabletten oder Durchfallmedikamenten sucht man allerdings vergeblich, diese gibt es weiterhin nur aus der Hand des Apothekers oder der Apothekerin, inklusive Beratung. „Es gibt in unserem Automaten ausschließlich Produkte, die nicht erklärungsbedürftig sind und die Sie zum Beispiel auch in der Drogerie kaufen könnten“, wie Schulte erläutert.
So finden sich im Angebot des Apotheken-Automaten zwar Wärmepflaster, Fieberthermometer oder Ohropax, aber weder Aspirin noch Ibuprofen oder sonstige Medikamente. „Wir erleben es oft, dass Menschen nachts an den Notdienstschalter kommen und nach Produkten fragen, die keine Notfallmedikamente sind, wie zum Beispiel Ohrenstöpsel, weil die Nachbarn so laut sind oder eine Salbe für die Brust, weil eine Erkältung naht.“ Besonders junge Männer verlangt es in der zweiten Nachthälfte immer wieder nach Elektrolyten und Kondomen, wie der Apotheker lachend berichtet, die können sie jetzt ganz einfach am Automaten ziehen, „Auch ohne Scham.“ Für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, gibt es eine spezielle Taste, „Wenn Sie die drücken, rücken die Produkte auf dem Display in die untere Bildschirmhälfte, damit sie auch im Sitzen erreichbar sind.“
Die Idee zu einem solchen Automaten hatte Dr. Leonard Schulte bereits vor fünf Jahren, als er Ähnliches in anderen Ländern oder auf Messen gesehen hat. Es musste allerdings nicht nur der passende Hersteller gefunden werden, das Gerät sollte außerdem möglichst harmonisch in die Fassade eingepasst werden und auf jeden Fall der mitunter recht rigiden Innenstadtsatzung entsprechen. „Auf dem Display dürfen zum Beispiel keine Bewegtbilder laufen“, wie der Apotheker berichtet. Das Gerät verfügt über einen temperierten Innenraum, damit Waren wie zum Beispiel Salben sachgerecht gelagert werden können.
Die Resonanz seitens der Kundinnen und Kunden ist durchweg positiv, „Endlich bekommen wir wieder vermehrt Lob und Komplimente!“, das sei unter Corona nicht immer so gewesen, wie Schulte anmerkt. Bis sich der Apotheken-Automat rentiert, dürfte es wohl etwas dauern, aber das war wohl auch nicht die Hauptmotivation für den Chef der Ludgeri Apotheke: „Etwas Neues auszuprobieren, macht mir immer Spaß. Bevor der Automat in Betrieb ging, hatte ich schlaflose Nächte, allerdings vor Freude!“ Nach einem halben Jahr will der Apotheker ein Resümee ziehen und überprüfen, ob die Auswahl der Produkte passt und ob das Angebot von den Münsteranerinnen und Münsteranern angenommen wird.
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