Drei Fragezeichen und der Phantomsee – wortlos, aber lippensynchron

Eine Spitze in Richtung "Wetten, dass..?"und der bekannten Buntstiftwette. (Foto: sg)
Eine Spitze in Richtung „Wetten, dass..?“ und der bekannten Buntstiftwette. (Foto: sg)

Circa 40 Millionen Menschen machen es jeden Abend – dieses feste Ritual, welches sie seit Kindheitstagen so kennen. Vor dem Schlafen noch schnell einem Hörspiel lauschen, dann werden „Die drei Fragezeichen“ angemacht und man taucht ab in die spannenden Fälle der jungen Ermittler.

Und mal unter uns, wer kennt ihn nicht, den seit 1968 vielleicht bekanntesten Text, einer der bekanntesten Visitenkarte der Hörspielgeschichte:

 

Wir sind Detektive, hier, bitte, unsere Karte:

Die drei Detektive
???
Wir übernehmen jeden Fall
Erster Detektiv                   Justus Jonas
Zweiter Detektiv                 Peter Shaw
Recherchen und Archiv     Bob Andrews

 

Diesmal übernehmen jedoch nicht „Die drei Fragezeichen“ einen neuen Fall, sondern das Vollplaybacktheater (VPT) mit seiner neuen Bühnenshow, vollkommen wortlos, aber lippensychron die Halle Münsterland. Seit November 2015 ist das VPT nun mit seiner Produktion „Die drei ??? und der Phantomsee“ auf „Come-come-back-back-Tour“ und nun endlich auch zu Gast in Münster.

Der Hörbuchklassiker ist zwar die Grundlage, wird aber schnell zur Nebensache, wenn die popkulturellen Einlagen aus dem 45-minütigen Hörspiel eine zweistündige Show machen. Wenn Worte oder Sätze wie, „Hundnase-Schwanzhund“ oder „Ich ficke, du fickst, er fickt, wir alle ficken, wir müssen ficken, warum fickt er nicht mit dir – wenn er doch einmal vögeln schreiben würde!“ fallen, wird schnell klar, dass es hier nicht nur um die Szenen aus dem Hörspiel geht. Hörspiele, die das Publikum heute noch viel Zeit vor dem Kassettenspieler verbringen oder sanft in den Schlaf gleiten lassen. Hier geht es um Zitate aus Loriots „Ödipussi“ und Marcel Reich-Ranickis Meinung über Maxim Billers „Die Tochter“, die im „Literarischen Quartett“ durch die Medien ging. Das ist aber noch längst nicht alles, denn die Gäste kommen während des Abends in den Genuss unzähliger Audiospuren aus Film, Funk und Fernsehen, die im Zusammenschnitt mit anderen Hörspielen in die originale Tonvorlage eine neue Geschichte ergeben. Hierfür ist das Ensemble mittlerweile seit 1997 bekannt.

Vince Vega und Mia lauschen der längsten Eiskarte der Welt. (Foto: sg)
Vince Vega und Mia lauschen der längsten Eiskarte der Welt. (Foto: sg)

Interessant ist die Umsetzung der eingespielten Tonausschnitte ins aufgeführte Schauspiel der eigentlichen Geschichte. Besonders amüsiert sind die Zuschauer unter anderem durch die Anspielung auf die 1998 bei „Wetten, dass..?“ inszenierte Buntstiftwette des Chefredakteurs der Satirezeitschrift „Titanic“, Bernd Fritz. Dieser gab sich seinerzeit als Thomas Rautenberg aus und führte Thomas Gottschalk mit seinen 20 Millionen Zuschauern während der Live-Sendung mit einer Schummelei hinters Licht. Auch vor dem 2006 mit drei Oscars ausgezeichneten Filmdrama „Brokeback Mountain“, bei dem es um die homosexuelle Liebesbeziehung zwischen zwei Cowboys in den 70er-Jahren geht, machte man nicht halt. Fans von Kultfilmen wie „Pulp Fiction“ kommen ebenfalls voll auf ihre Kosten, wenn Vince Vega und Mia zugedröhnt mit Koks und Heroin im Restaurant sitzen und einer Eissorten-Aufzählung lauschen müssen, die in dieser Länge wahrscheinlich auf keiner anderen Bühne der Welt jemals zu sehen sein wird. Als Sahnehäubchen setzt man dem Ganzen die wohl bekannteste Tanzszene der Filmgeschichte auf. Bei solch einem Anspielungs-Marathon ist es nur logisch, dass Marty McFly mit seinem Freund Doc Brown auf einem Motorroller anschließend „Zurück in die Zukunft“ reist.

Das Vollplaybacktheater hat mit seiner neuen Interpretation von „Die drei Fragezeichen und der Phantomsee“ absolut ins Schwarze getroffen und wer es verpasst hat? Am Montag, dem 29.02.2016 gibt es die drei Detektive noch einmal ganz in der Nähe, und zwar in der OsnabrückHalle in Osnabrück. Termine und Tickets findet ihr auf der Internetseite des VPT.

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