Dr. Pop ist der Arzt fürs Musikalische und bringt seine Musik-Comedy-Stand-Up-Show „Hitverdächtig“ am 17. September ins Kap.8 im Bürgerhaus Kinderhaus. Da akuter Behandlungsbedarf bestand, nahmen wir die Einladung zum Interview in seine Pop-Praxis gerne an. Für seine Live-Show hier bei uns in Münster verlosen wir Plätze auf der Gästeliste.
*****
Moin Markus (Dr. Pop heisst mit bürgerlichem Namen Markus Henrik, Anm. d. Red.). Du hast Münster bereits bestens unterhalten, und zwar um genau zu sein am 07. November 2021 in der Halle Münsterland. Dort bist du als Support für Carolin Kebekus aufgetreten (wir berichteten) und deine kurze Comedy Einlage hat uns damals so gut gefallen, dass wir deinen kommenden Auftritt für ein Wiedersehen nutzen wollen. Was hat sich seit dem bei dir alles verändert, was können unsere Leser bei deinem aktuellen Programm „Hitverdächtig“ erwarten?
Oh, das war ein toller Abend. Da denke ich gern dran zurück. Es war aber „nur“ ein Kurzauftritt. In meinem Solo-Programm geht es neben vielen lustigen Dingen rund um Pietro Lombardi, den Kastelruther Spatzen oder Capital Bra auch ganz viel um die tollen Aspekte von Musik. Wie uns Musik im Alltag helfen kann, warum sie unsere Evolution geprägt hat oder warum sich Termiten doppelt so schnell durchs Holz fressen, wenn sie Heavy Metal hören.
Du hast in Liverpool, Manchester, Paderborn und Detmold Musik studiert. Mit letzterer Stadt haben wir zumindest einen Teil unseres Bildungsweges gemeinsam. England ist ja bekanntlich eine ziemliche Musikhochburg und immer prägend für die Musikwelt gewesen. Was hast du aus dieser Zeit mitgenommen, gab es einschneidende Erlebnisse?
Ich landete an einem Dienstagabend in Liverpool. Und egal in welche Lokalität ich ging, überall war Live-Musik. Und das auf einem Top-Niveau. Liverpool ist nicht umsonst eine Metropole der Popmusik. Paderborn aber auch – dort ist „Blame it on the boogie“ von den Jacksons komponiert worden, kein Witz. Dazu erzähle ich auch Näheres im Programm.
Bei dir zu Hause an der Wand hängen u. a. Schallplatten wie das „Dangerous“ (1990) Album von Michael Jackson, „Revanche“ (1980) von Peter Maffay und „Looking for Freedom“ (1989) von David Hasselhoff. Erklär mir bitte die musikalische Eskalationsstufe.
Das ist zum Glück nicht bei mir zu Hause, sondern mein lustig buntes Musik-Labor. Eine Art Popmusik-Praxis, die man in Videos von mir sehen kann. Und dort muss ich mich mit Vielem beschäftigten. Auch mit Härtefallen! Das Album von Hasselhoff muss dort hängen, schließlich hat David die Mauer niedergesungen. Dass „Looking for Freedom“ übrigens mal ein Lied von Tony Marshall war „Auf der Straße nach Süden“, hat aber nicht dazu geführt, dass auch Tony Marshall dort hängt. Dann lieber Elton John, ABBA, Prince oder eben Jacko!
Lass uns noch kurz bei Michael Jackson bleiben, von dem du ein ziemlicher Fan bist, wie du in deinem Buch „Dr. Pops musikalische Sprechstunde“ beschreibst. Dein Konzertbesuch 1997 in Gelsenkirchen auf der HIStory-Tournee hat, glaube ich, einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich persönlich finde, dass das Dangerous Album ein ziemlicher musikalischer Meilenstein ist. 77 Minuten Spielzeit, die akustisch fast überproduziert sind (im positiven Sinne). Wo gibt es sowas heute noch? Wie ordnest du eine derartig stringente Produktion als Musikwissenschaftler ein?
Tatsächlich hat Michael Jackson stets mit den Besten der Besten gearbeitet. Bei „Thriller“ waren vier Leute von Toto, die damals schon Welthits hatten, seine Studioband – das muss man sich mal vorstellen. Bei „Dangerous“ war der geniale Toningenieur und Produzent Bruce Swedien wieder an Jackos Seite. Rein akustisch gesehen waren auf den Alben von Michael Jackson stets die besten Sounds versammelt, die man zur damaligen Zeit generieren konnte. Aber auch kompositorisch ist einiges geblieben. Eine Anti-Rassismus-Hymne wie „Black or White“ (1991), die zum Welthit wurde, solche Songs mit Aussage fehlen mir in der aktuellen Popmusik.
Aktuell hört man im Radio viele Songs, deren Künstler ohne Umschweife alte Hits sampeln. Ob Marc Forster in „Genug“ Bronski Beat benutzt, oder Purple Disco Machine in „Substitution“ Alphaville wiederbelebt, die Liste des musikalischen Recyclings ist aktuell länger denn je. Ist das für dich nachvollziehbar im Sinne von „Hey, der Klassiker hat ein gutes neues Gewand bekommen“, oder sagst du eher „Das hat das Original nicht verdient“?
Man muss zur Verteidigung der Gegenwart sagen, dass schon die Songwriter von Elvis nach alten Melodien gesucht haben. Sie wurden dann beim Liebestraum Nummer 3 fündig und haben Teile der Melodie in „Today, Tomorrow and Forever“ eingebaut. Elvis hat übrigens mehr als 600 Songs aufgenommen, aber keinen davon geschrieben. Ich finde es ein bisschen schade, wenn Klassiker sehr billig verwurselt werden. Aber die ganze Hip-Hop-Kultur lebt vom „Recycling“, vom Aufgreifen von Sampeln – und das ist auch gut so. Kompliziert wird es dann, wenn es Gerichtsverfahren gibt, die über 20 Jahre laufen, weil Moses Pelham 2 Sekunden von Kraftwerk gesampelt hat. Auch über so etwas spreche ich in meinem Programm.
Bleiben wir beim Thema Sample, denn ein Sample kostet Geld – viel Geld, wie Madonna 2005 in Bezug auf Abba sagte. In meinem Interview mit Westbam verwunderte es ihn beispielsweise, dass mir das Sample aus „Love Like Blood“ von Killing Joke in seiner Produktion aufgefallen ist. Dein Sample Pad, das du auf der Bühne benutzt, verfügt über 800 Samples – mein letzter Stand. Wie merkst du dir, welches Sample auf welchem Knopf liegt? Hast du ein Lieblings-Sample?
Mein Lieblings-Sample stammt von einem Weltrekordhalter für den kürzesten Song der Welt. Welcher das ist, verrate ich dann live auf der Bühne. Meine Samples merke ich mir über Muster. Mittlerweile sind es knapp 900 Samples – ich bin selber immer überrascht, wenn ich die richtigen Songs treffe. Und da ist kein Trick dabei – überzeug dich selbst! Man kann mir übrigens in der Pause auf Kärtchen Musik-Fragen stellen, die ich dann im zweiten Teil spontan beantworte. Dann bin ich besonders gefordert, die richtigen Samples zu finden. Und ich bin sicher, in Münster kommen richtig gute Fragen, oder?
Dr. Pop | 17. September 2023 | Kap.8 / Bürgerhaus Kinderhaus | Tickets
Gewinnspiel
Wir verlosen für den Auftritt von Dr. Pop am 17.9.23 in Münster 3×2 Plätze auf der Gästeliste. Wer gewinnen möchte, füllt einfach unser Gewinnspielformular aus und hofft darauf, dass er aus der Lostrommel gezogen wird. Bitte tragt das Stichwort „Pop“ ein. Es gelten unsere Teilnahmebedingungen. Das Gewinnspiel beginnt sofort und endet am 10.9.23 um 9:00 Uhr. Viel Glück!
- MYLE spielt ausverkauftes Acoustic Konzert Das Sputnik Café wurde beim Auftritt des Singer/Songwriters zum kuscheligen Wohnzimmer - 20. November 2024
- Docklands erstmals Indoor Headliner Boris Brejcha spielt einzige NRW Show des Jahres /Premiere in der Halle Münsterland - 18. November 2024
- Vom Himmel hoch kommt SHESUS her! Carolin Kebekus stellt neues Programm in Münster vor - 4. November 2024