
Papst Franziskus hat das Rücktrittsgesuch von Bischof Felix Genn angenommen. Zum 9. März endet damit seine 16-jährige Amtszeit als Bischof von Münster. Der 75-Jährige hatte seinen Rücktritt bereits im vergangenen Jahr eingereicht, wie es das Kirchenrecht vorsieht.
Felix Genn, geboren in der Eifel, wurde 1976 zum Priester geweiht und sammelte erste seelsorgerische Erfahrungen als Kaplan. Später wirkte er als Subregens und Spiritual am Priesterseminar in Trier. 1999 wurde er Weihbischof in Trier, 2003 übernahm er das Bistum Essen und schließlich 2009 das Bistum Münster. Seine Amtszeit war geprägt von strukturellen Herausforderungen, Reformprozessen und einer offenen Kommunikation.
Besonders erschütterte ihn der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. 2022 erklärte er: „Ich war und bin Teil des Systems, das sexuellen Missbrauch möglich gemacht hat.“ Er betonte seine Verantwortung und setzte sich für eine transparente Aufarbeitung sowie für die Unterstützung der Betroffenen ein. Begegnungen mit ihnen hätten ihn tief bewegt, so Genn.
Einsatz für Reformen und soziale Themen
Als Verfechter des „Synodalen Wegs“ plädierte Genn für eine Beschränkung der priesterlichen Macht und eine stärkere Beteiligung von Laien. „Warum muss jemand in allen Fragen das Sagen haben, nur weil er geweiht ist?“, fragte er. Auch zu gesellschaftlichen Themen bezog er Stellung: Er sprach sich gegen Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus und Antisemitismus aus und engagierte sich für Geflüchtete. Innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz und in Rom genoss er großes Ansehen. 2014 wurde er beinahe zum Vorsitzenden gewählt, 2013 ernannte ihn Papst Franziskus zum Mitglied der vatikanischen Bischofskongregation. Auch nach seinem Rücktritt bleibt er bis 2029 in dieser Funktion tätig.
„Humorvolle Art“ und „analytische Schärfe“
Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, dankte Genn für seine überzeugende und humorvolle Art sowie für seine analytische Schärfe. Er betonte, dass Genn eine „leise, aber klare Stimme“ in der Bischofskonferenz und in Rom gewesen sei und als wertvoller Ratgeber gegolten habe. Besonders hob Bätzing die Haltung des scheidenden Bischofs im Umgang mit sexuellem Missbrauch hervor: Genn habe stets „auf der Seite jener“ gestanden, die Opfer von Gewalt geworden sind.
Die Vertreter des Diözesanrates und des Diözesankomitees hoben die Wertschätzung hervor, die sie in Genns Amtszeit erfahren hatten. Besonders betonten sie, dass er stets ein „sehr guter Zuhörer“ gewesen sei und mit der Initiierung von notwendigen Transformationen die Kirche auch in schwierigen Zeiten gestärkt habe. Auch beim Thema sexueller Missbrauch sei Genn einfühlsam und lösungsorientiert vorgegangen.
Der Moderator des Priesterrates, Propst em. Jürgen Quante, erinnerte daran, dass Bischof Genn das Bischofsamt als ein „geistliches Leitungsamt“ verstanden habe. Besonders in schwierigen Entscheidungsprozessen habe er betont, dass er darüber noch „beten müsse“, was seine tiefgehende spirituelle Herangehensweise an seine Aufgabe unterstrich.
Übergangsregelung für das Bistum
Mit dem Rücktritt Genns endet auch die Amtszeit von Generalvikar Klaus Winterkamp. Übergangsweise übernimmt Weihbischof Christoph Hegge die Leitung des Bistums. Innerhalb von acht Tagen muss das Konsultorenkollegium einen Diözesanadministrator bestimmen, der die Diözese bis zur Ernennung eines neuen Bischofs leitet.
Abschied mit Dankbarkeit
In seiner letzten Predigt als Bischof von Münster ging Genn im heutigen Gottesdienst im Paulus-Dom auf die Bedeutung von Gemeinschaft und Nächstenliebe ein. Er betonte, wie wichtig es sei, in herausfordernden Zeiten zusammenzustehen und sich gegenseitig zu unterstützen. Mit kraftvollen Worten erinnerte er an die christlichen Werte und rief die Anwesenden dazu auf, diese im Alltag aktiv zu leben.
Zum Abschluss der Predigt sprach der Bischof einen besonderen Segen für die Gemeinde aus. Er ermutigte die Gläubigen, mit Hoffnung und Zuversicht in die Zukunft zu blicken und die Botschaft des Glaubens in ihren Alltag zu tragen und sprach von „großer Dankbarkeit für 75 Lebensjahre“. Er werde weiterhin in Münster wohnen bleiben und dem Bistum verbunden bleiben.
(Update, 16:18 Uhr) – Wir haben noch einen Absatz eingefügt, der sich mit Dankesworten der Deutschen Bischofskonferenz, des Diözesanrates, des Diözesankomitees und des Priesterrates befasst.