„Wir haben ordentlich Dampf im Kessel“, kündigte Sänger Sammy schon am ersten der beiden Abende in der knackevollen Halle Münsterland am Donnerstag an. Knapp 1,5 Jahre Live-Auszeit liegen jetzt hinter der Band. Neues Album und jetzt endlich wieder auf Tournee. Und wieviel Dampf da im Kessel war, am Donnerstag und Freitag ließ man dem Druck jetzt freien Lauf.
Münster und die Broilers, das ist schon lange eine Erfolgsgeschichte, hier spielte die Band schon zu Beginn ihrer Karriere in den frühen 90ern, hier lernten sie ebenso früh ihre Booking-Agentur Kingstar-Music, in Person von Timo Birth kennen. Fast Ehrensache, dass der Auftakt ihrer Deutschland-Tour hier stattfand. Die Sympathie zur Stadt beruht aber auf Gegenseitigkeit, das erste Konzert war bereits nach etwas mehr als einem Tag komplett ausverkauft war und auch bei der Zusatzshow fehlte nicht viel zu einem „Sold Out“. In der Schweiz gab es die ersten Konzerte der Tournee, jedoch in etwas kleineren Hallen. In Münster war man also etwas nervös, verriet uns Bassistin Ines vor dem ersten Konzert: „Es ist das erste Konzert der Tournee mit der großen Anlage und da bin ich immer etwas aufgeregt.“
Doch immer der Reihe nach, bevor der große Bühnenvorhang für die Broilers fiel, gab es mit „Tiger Army“ ein besonderes Schmankerl als Aufwärmprogramm. Die Psychobilly-Rocker aus Kalifornien machten sich in Deutschland in den letzten Jahren extrem rar, da sich Sänger Nick 13 ausgiebig seiner Solokarriere widmete. Zur Zeit sind sie eigentlich auf Headline-Tournee in unseren Landen, fanden aber für einige Shows Zeit, die Düsseldorfer zu supporten. Viele Besucher waren auf ihren Auftritt mindestens genau so gespannt, wie auf den Hauptact. Die Enttäuschung war aber nicht zu verbergen, beide Auftritte fielen recht kurz aus, und auch der Ton ließ arg zu wünschen übrig. Der Sound-Brei machte es extrem schwierig, die Instrumente oder die äußerst charismatische Stimme des Sängers auszumachen. Gerade das Hauptinstrument, der Kontrabass fand nur schwer hörbar statt. Auch wenn es in diesem Fall „nur eine Vorband“ war, hätte Tiger Army und vor allem das Publikum einen besseren Sound verdient, der Spaß blieb da ein wenig auf der Strecke.
Problemchen, die aber komplett vergessen waren, als die ersten Töne des Intros von der, hinter dem Vorhang in rotes Licht getauchten Bühne erklangen. Der Fall des Vorhangs ließ nicht nur die Stimmung im Saal explodieren, sondern gab auch den Blick auf die Bühne und die üppige Lichtshow frei. Mit „Zurück zum Beton“ startete an zwei Abenden eine riesige Party. Da war er, der besagte Dampf, der jetzt mit Wucht aus dem Kessel entwich. Bei allen guten Alben, sind die Broilers nämlich vor allem eines, eine Liveband, und auf beiden Seiten war man nach langer Abstinenz hungrig. Angebot und Nachfrage trafen in dieser Halle, an diesen Abenden genau zum richtigen Zeitpunkt aufeinander – Lächeln und Energie in allen Gesichtern.
Im Angebot waren natürlich nicht nur Songs aus der früheren Schaffenszeit, schließlich hat man mit dem neuen Album „(sic!)“ unlängst ein Nummer-Eins-Album ins Rennen geschickt. Nicht mal einen Monat alt, waren die Texte bei den Fans längst verinnerlicht und es wurde deutlich, dass alles auch live funktioniert, wenngleich die neuen Nummern sich im Set gut „versteckten“ und gefühlt nicht übermäßig viel Platz einnahmen. Die alten Hymnen überwogen, oder sie sind einfach nur präsenter und bleiben besser in Erinnerung, jedenfalls dürften über die Songauswahl wohl nur die wenigsten meckern.
Zweieinhalb Stunden wurde auf die Fans abgefeuert, mit allem was dazu gehört. So ließ Sänger Sammy es sich nicht nehmen, seine Hommage an die verstorbenen Musiker der letzten Jahre, „Ihr da oben“, mitten auf den Rängen zwischen den Zuschauern zu singen. Ein kurzer Sprint durchs Foyer, während die Band zur Überbrückung „One Step Beyond“ von Madness covert, und schon konnte die Feier auf der Bühne weitergehen. Am zweiten Abend revanchierten sich übrigens die Donots aus Münster für Sammys Auftritt beim „ungefähr tausendsten Konzert“ im Dezember und schickten ihren Gitarristen Guido vorbei, der „Cigarettes & Whisky“ mit den Broilers performte. Man kennt sich, man liebt sich.
Die Broilers haben sich an beiden Abenden nichts geschenkt und haben den Druck bestens genutzt um den Münsteranern zwei grandiose Konzerte zu bescheren. Wenn man aber auf sehr hohem Niveau meckern möchte, hätte sich das Publikum am ersten Abend, vor allem im hinteren Teil der Halle ein wenig mehr anstrengen können, da war noch Luft für ein wenig mehr Stimmung.
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