Wenn die Donots zum großen Jahresabschluss nach Münster laden, wird die Halle voll. So voll, dass aus einem geplanten Konzert direkt ein zweitägiger Weekender wird. Und es hat auch etwas von einem Heimspiel, denn auch wenn es nicht die Ibbenbürener Scheune ist, in der die Donot’schen Umtriebigkeiten dereinst ihren Anfang nahmen, so liegt die Halle Münsterland doch nur ein paar Meter vom Hansaring entfernt, der von unseren Lieblingspunkrockern des Öfteren zu später Stunde heimgesucht (und besungen!) wurde.
Los geht es allerdings schon zu früher Stunde um 17:45, als Schreng Schreng und La La den Catwalk vor der Bühne betreten und ein halbes Stündchen Singer-Songwriter-Punkrock zum Besten geben. Irgendwo zwischen derbem Punk, Hannes Wader und Joe Cocker, dauert es nur wenige Minuten, bis das schon zahlreich eingetroffene Publikum auf Betriebstemperatur ist.
Gründliches Aufwärmen empfiehlt sich auch dringend für die Nürnberger Punks von Akne Kid Joe, denn hier ist Vollgas mit Sportgitarren und Synthesizern angesagt. Mit richtig viel Druck ballern Sängerin Sarah („Frau, auch in ’ner Band“) und die ‚Jungs von AKJ‘ ihre Wut auf die Missstände in der Welt ins Publikum, das dankbar mitgeht und solidarisch die passenden Flaggen schwenkt. Der feine Humor des Franken-Vierers wird auch an der Bühnen-Deko deutlich. Oder spielen hier heute wirklich noch Oasis? Angesichts des gut ausgebauten Netzwerks der Donots (dazu später mehr) würde selbst das nicht verwundern.
Ebenso wenig verwunderlich ist der mehr als enthusiastische Empfang für Sondaschule, den Ska-Punk-Exportschlager aus Mülheim an der Ruhr. Dass es sich nur um die ‚guten Zeiten‘ handeln kann, wenn das Sextett zum ausgelassenen Tanz aufspielt, ist ab dem ersten Song jedem klar. Auch wenn natürlich ernste Themen nicht außen vor bleiben und zum Ende dem verstorbenen Sänger Blubbi gedacht wird, wird hier eine richtig ordentliche Party gefeiert. Spätestens jetzt dürfte bei einigen die Freude groß sein, dass gleich an mehreren Ständen frische T-Shirts feilgeboten werden.
Wer annimmt, sich danach bei einem Akustik-Duo entspannen zu können, liegt allerdings völlig falsch. Denn auch wenn Frank Turner heute nicht von der kompletten Sleeping-Souls-Besetzung, sondern nur von seinem langjährigen Weggefährten Matt Nasir an der Mandoline begleitet wird, zeigen die beiden Engländer deutlich, dass ihre Wurzeln im Punk und Hardcore liegen. Entsprechend energiegeladen gestaltet sich dann auch das gut dreiviertelstündige Set, wobei Frank Turner mit seinen deutschen Sprachkenntnissen, vor allem in Form einer deutschsprachigen Version von „Eulogy“, zu punkten weiß. Am Ende dürfte jedem klar sein, warum Mr. Turner auch für den zweiten Abend des Grand Münster Slam Weekenders gebucht wurde.
Pünktlich um 21:15 schlägt dann die Stunde der Gastgeber, und die schlägt gewaltig und laut. Und deutlich mehr als eine Stunde wird es dann auch. Eigentlich ist es müßig, viele Worte über eine Donots-Show zu verlieren, aber für wohl fast alle Beteiligten auf und vor der Bühne ist der Besuch eines Fitness-Studios nach diesem Abend nicht mehr nötig. Für den ersten Abend des Doppel-Heimspiels haben sich die Donots ein schönes, bunt gemischtes Set aus allen Phasen ihres Schaffens zusammengestellt und überzeugen auf ganzer Linie durch Spielfreude, Humor und gepflegte Sportgitarrenmusik.
Das bereits erwähnte gute Netzwerk der Donots lässt sich anhand einiger Überraschungsgäste erahnen. Nach einer kleinen Zaubershow der internetbekannten Comedy-Magier Siegfried und Joy ist plötzlich die Band verschwunden und Ingo taucht auf dem Rang auf. Der Wunsch, dass doch bitte wieder eine Band auf die Bühne gezaubert werden solle, erfüllt sich in Gestalt der wiedervereinigten Sportfreunde Stiller, die sich neben der Darbietung ihres Über-Hits „Ein Kompliment“ auch noch als ‚SportNots‘ mit den Donots zusammentun und gemeinsam „Applaus Applaus“ zum Besten geben. Auch an den Drums ist danach Starbesuch angesagt, als die Donots zusammen mit Vom Ritchie von den Toten Hosen „Hier kommt Alex“ darbieten. Nach deutlich mehr als zwei Stunden schweißtreibendem Punkrock-Sport wird gemeinsam mit Frank Turner das große Finale mit „So Long“ zelebriert. Ein mehr als würdiger Abschluss des ersten Abends des Grand Münster Slam 2022. Bitte gerne jedes Jahr wieder!
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