Die Ermittlungen nach dem tödlichen Messerangriff auf dem Send am Samstagabend gingen am Sonntag weiter. Die Staatsanwaltschaft informierte über das Obduktionsergebnis und appellierte an den Täter, sich zu stellen. Oberbürgermeister Markus Lewe legte am Nachmittag am Tatort auf dem Send vor vielen Schaustellern und ihren Familien, weiteren Trauernden und der versammelten Presse ein Blumengebinde nieder.
Der Leichnam des am Samstagabend auf dem Send getöteten 31-jährigen Mannes ist am Sonntagmittag auf Antrag der Staatsanwaltschaft im Institut für Rechtsmedizin obduziert worden. Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt erläuterte es beim Pressetermin vor dem Gebäude der Staatsanwaltschaft Münster: „Die Obduktion des Leichnams hat ergeben, dass der 31-Jährige einen Stich ins Herz erhalten hat und aufgrund des Blutverlustes verstorben ist. Weitere Stichverletzungen wurden nicht festgestellt.“ Er erklärte zudem, dass bis jetzt keine Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass der getötete Münsteraner einen Streit provoziert hätte.
Eine wichtige Rolle bei den Ermittlungen spielt das zahlreiche Videomaterial, vor allem Aufzeichnungen von den Schaustellern: „Auf diesen sind der Tathergang und die beiden Personen recht gut zu erkennen, insbesondere der Tatverdächtige. Daher auch die relativ detaillierte Täterbeschreibung, was sein äußeres Auftreten angeht“, so Botzenhardt. „Wir haben also die Möglichkeit, durch eine dann zu veranlassende Öffentlichkeitsfahndung, mit den Bildern sowohl von der Person des Tatverdächtigen, als auch seines Begleiters an die Öffentlichkeit zu gehen und die Fahndung zu intensivieren. Wir, Staatsanwaltschaft und Mordkommission, appellieren eindringlich, sowohl an den Täter, als auch an den Beteiligten, sich bei der Polizei zu melden.“
OB Lewe legt Blumen am Tatort nieder
Nachdem Markus Lewe in zusammen mit seiner Frau ein Blumengebinde an der kleinen Gedenkstätte vor dem Fahrgeschäft „Shake“ niedergelegt hatte, wandte der Oberbürgermeister sich mit einer Rede an die rund 200 Menschen, die sich dort versammelt hatten, um des Opfers zu gedenken: „Dieses Ereignis erschüttert uns zutiefst. Wir sind fassungslos und schockiert in dieser Stadt Münster, die ja eigentlich den Frieden kennt, das friedliche Miteinander kennt, so etwas erleben zu müssen. Unsere Trauer ist bei den Angehörigen, bei den Freunden und bei den Menschen, die miterlebt haben an dem Abend. Das passt nicht zum Send. Das macht uns sehr betroffen.“ Lewe hatte dabei auch im Blick, dass dieses Ereignis weit über Münsters Grenzen die Menschen erschüttert und von vielen in größeren Zusammenhängen betrachtet wird: „Es ist schon viel zu viel in den letzten Wochen an Gewalt in unserem Land geschehen. Dieses Ereignis rüttelt uns auf und zeigt, dass uns das zutiefst im Herzen bewegt.“
Heuer: „Es gibt keinen Anlass für Panik oder für besonders scharfe Reaktionen.“
Bei der kleinen Gedenkfeier auf dem Schlossplatz wurde der OB auch vom städtischen Ordnungsdezernenten Wolfgang Heuer begleitet. Wir nutzten die Gelegenheit, ihn zu fragen, ob der Send ein unsicherer Ort geworden sei. „Das war er bisher nicht, das wird er auch in Zukunft nicht sein,“ antwortete Heuer. „Wir müssen mehr wissen über den Täter. Wenn der gefasst ist, haben wir mehr Informationen, um besser einordnen zu können, warum es gestern zu dieser Tat gekommen ist. Aber grundsätzlich ist der Send so sicher wie er vorher war.“ Es seien auch nicht auffällig viele Straftaten rund um den Send zu verzeichnen: „Wir werden hier sicherlich gelegentlich Taschendiebstähle haben und ähnliches, aber schwere Straftaten sind aus der jüngeren Geschichte des Sends nicht bekannt.“
Neue Maßnahmen sind daher jetzt auch noch nicht vom Ordnungsamt geplant, denn wie Heuer betonte, wurde in den letzten Jahren schon viel für die Sicherheit getan. So sind Polizei und Ordnungsamt während des Sends ständig präsent, es gibt private Security an den Zugängen und seit einigen Jahren die Anti-Terror-Poller an den Zufahrtswegen. „Hier ist schon sehr viel in den letzten Jahren investiert und auch verbessert worden. Den kompletten Schutz, den werden wir weder auf dem Send noch im Preußenstadion oder in der Fußgängerzone haben. Das ist in einer Demokratie nicht möglich. Von daher muss man bei aller Dramatik des Ereignisses von gestern Abend auch erkennen, wie der Rahmen in unserer Stadt ist. Wir leben in einer sicheren Stadt nach meinem Dafürhalten und es gibt keinen Anlass für Panik oder für besonders scharfe Reaktionen.“
Noch sind also für den nächsten Send keine Taschenkontrollen beim Einlass oder ähnliche Maßnahmen geplant. „Wir werden erstmal abwarten. Wer ist der Täter? Was ist das Tatmotiv gewesen? Dann weiß man ja besser einzuordnen, was hier eigentlich passiert ist. Der nächste Send ist im Sommer, einige Monate entfernt. Im Vorfeld des kommenden Sends wird man sicher über die eine oder andere Sicherheitsmaßnahme sprechen. Was dabei konkret herauskommt, kann man heute noch nicht sagen“, sagte Ordnungsdezernent Heuer betont sachlich.
Weitere Reaktionen und Stellungnahmen
Unsachlich wurde die Diskussion über Messerangriff auf dem Send zuweilen allerdings in den sozialen Medien im Internet geführt. Das veranlasste Maria Salinas, die Vorsitzendes des Integrationsrats Münster, zu einer Stellungnahme: „Der tragische Tod auf dem Send ist eine unfassbare Tragödie, in erster Linie für die Familie und Freunde der Betroffene und die zweite für unsere Stadt und damit, alle die hier leben. Die Tatsache, dass Menschen diese Situation nutzen, um Hetze gegen der migrantische Community zu propagieren, ist eine traurige Realität. Es steht nicht mal fest, ob es sich um einen Migranten handelt, aber es wird schon Hass gegen uns propagiert. Ein Täter ist eine Person. Nicht alle Menschen, deren Familie, Wohnort oder Herkunft sind Täter. Diese Hetze bleibt nicht in den sozialen Medien. Diese Hetze trifft uns Migrant*innen vor allem auf der Straße, dort werden wir verbal und auch mal körperlich attackiert. Ich setze auf die Menschen, die sich dagegen sprechen, dass diese tragische Ereignis nicht eine weitere Instrument der Rassismus und Diskriminierung wird.“
Auch die Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf nahm Stellung. „Die Tat, die gestern einem jungen Mann auf dem Send das Leben genommen hat, macht fassungslos“, so die Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf. „Unsere Gedanken sind beim Opfer und seinen Angehörigen, bei allen, die von diesem Geschehen betroffen sind. Die Polizei Münster wird alles daran setzen, diese Tat zu klären und den verantwortlichen Täter zu ermitteln.“ Die sichergestellten Videoaufnahmen seien dafür ein wichtiger Baustein, so Dorndorf weiter. Aber auch jeder kleine Hinweis aus der Bevölkerung könne eine wichtige Rolle spielen. Niemand solle sich daher scheuen, Kontakt mit der Polizei aufzunehmen.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst äußerte sich am Nachmittag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. „Die Nachricht vom tödlichen Messerangriff auf einen Besucher des Send in Münster macht fassungslos. Durch eine brutale Tat endet ein ausgelassenes Volksfest für viele Menschen im Schock. Die Polizei ermittelt mit Hochdruck. Meine Gedanken sind bei der Familie des Opfers.“
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Eine mehr als traurige, unfassbare und völlig sinnlose Tat!
Ein über Jahzehnte friedliches Volksfest verliert damit leider seine Unbeschwertheit und „Unschuld“ und ein weiterer Angstraum entsteht in Münster. Kann man seine Kinder jetzt noch alleine auf den Send gehen lassen ?
Ich hoffe die Überschrift des Artikels bewahrheitet sich und rüttelt die Menschen auf….