Gerade mal zwei Wochen ist es her, dass Marah Alasaad das erste Video auf ihrem Youtube-Kanal „Arabisch lernen mit Marah“ hochgeladen hat. Inzwischen haben fast 3.000 Menschen den kurzen Film bereits angesehen und auf diese Weise erste Einblicke in eine Sprache gewonnen, die für viele Deutsche auf den ersten Blick fremd und so gut wie unlernbar wirkt. Die nahezu durchgehend positiven Kommentare machen klar: unlernbar ist gar nichts, vorausgesetzt, man hat einen guten Lehrer.
„Wenn du die Sprache der Menschen um dich herum nicht sprichst, kannst du gar nichts machen, sie ist der Schlüssel. Du findest keine Freunde, du kannst nicht kommunizieren, du kannst nicht helfen und dir kann nicht geholfen werden“, ist sich Marah sicher. Dabei hat die junge Frau bis vor dreieinhalb Jahren selber kein einziges Wort Deutsch gesprochen, als sie auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle nach Deutschland kam. Doch Sprachen sind die Welt der 24-Jährigen Syrerin, die in Damaskus bereits Englisch und Französisch gelernt hat und jetzt in Münster Englisch und Kunst auf Lehramt studiert. „Während der Flucht war ich in den unterschiedlichen Flüchtlingslagern oft die Einzige, die Englisch sprach und habe damals schon versucht, als Übersetzerin zu helfen“, erinnert sich Marah.
Was es für eine 19-Jährige bedeutet, die beste Freundin im Krieg zu verlieren, Mutter und Bruder im Kriegsgebiet zurückzulassen und eine Flucht ins Unbekannte anzutreten, ist schwer vorstellbar. Umso erstaunlicher ist es, keine vier Jahre später einer fröhlichen, aufgeschlossenen jungen Frau zu begegnen, die praktisch fehlerfrei Deutsch spricht und sich über sich selber ärgert, wenn ihr mal ein Wort nicht sofort einfällt. In ihren Videos geht es nicht um das Hoch-Arabisch, das an Schulen oder Universitäten gelehrt wird, und in dem auch der Koran geschrieben ist, sondern um die Umgangssprache ihrer Heimat, wie sie von den Menschen auf der Straße gesprochen wird. Verbreitet ist diese Variante des Arabischen in Syrien, Jordanien, Palästina und dem Libanon, der ehemaligen Region Levante. Auf die Idee brachten sie Freunde, die sich für die arabische Sprache und Kultur interessieren. Die erste Idee war, Kurse anzubieten, allerdings fand sich dafür kein Raum in Münster. Dann lernte sie bei der Eröffnung einer Ausstellung ihrer Bilder in Bocholt den Filmemacher Axel Kruska kennen, der ihr schließlich angeboten hat, die professionelle Produktion der Videos zu übernehmen.
Das Interesse vieler ihrer Youtube-Zuschauer rührt daher, dass Freunde oder auch der Partner Arabisch sprechen, berichtet Marah, manchmal stecken auch berufliche oder ehrenamtliche Gründe dahinter. Bei ihren Videos geht sie systematisch vor, die Buchstaben werden in Gruppen aufgeteilt vorgestellt. Alle zwei Wochen soll dienstags ein neues Video veröffentlicht werden, so ist der Plan. Neben der reinen Sprachvermittlung ist der jungen Münsteranerin auch der Blick auf die arabische Kultur wichtig, vielleicht wird auch mal ein Video mit arabischen Kochrezepten dabei sein, an Ideen scheint es Marah Alasaad nicht zu mangeln. Mit ihren Videos möchte sie erreichen, dass Ängste und Vorurteile abgebaut werden und eine öffentliche Bühne entsteht, auf der Fragen zur arabischen Kultur gestellt werden können. „Es ist wichtig, dass Menschen Fragen stellen, und diese nicht die ganze Zeit unbeantwortet im Kopf bleiben. Wenn man Dinge versteht, sind sie nicht mehr fremd“, ist sich die Youtuberin sicher.
Hier der Link zu Marahs YouTube-Kanal: "Arabisch für Anfänger"
Und hier ist schon mal das Einführungsvideo:
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