„Ladynarren und Gentlejecken“ begrüßte Moderator Uwe Koch die närrischen Gäste, die zu hunderten am Donnerstag und Freitagabend zur großen WDR-TV-Gala Westfalen Haut auf die Pauke, kurz WhaP, gekommen waren. Vier Stunden Programm mit der Elite aus Garde- und Schautanz, Bütt, Musik und Gesang ließ die bunt verkleideten Gäste in der Halle Münsterland schunkeln, lachen und Laune haben.
Den Auftakt machten sämtliche Prinzenpaare aus Westfalen, darunter die närrische Hoheit aus Münster, Prinz Paul mit seinen Adjutanten Andreas Wissing und Rolf Jungenblut. Der „närrische Highlander-Effekt: Es kann nur einen geben“, sei damit überwunden, scherzte Koch. Denn was aussähe, wie ein närrischer Flashmob, das seien schließlich die stattlichsten Prinzen und Prinzessinnen. Mit dem traditionellen Mottolied „Westfalen haut auf die Pauke“ stimmte Sängerin Bianka Shomburg die Karnevalsfreunde auf die Gala gebührend ein. Die ersten stehenden Ovationen gab es direkt beim ersten Akt des Abends: Die Solisten der Stadtgarde Rheine, allesamt Junioren, zeigten eindrucksvoll, dass der Nachwuchs im karnevalistischen Tanz gesichert ist. Höchst professionell zeigten die kleinen Tänzerinnen und Tänzer ein Medley aus Sprüngen, präzisen Choreographien und gekonnten Schrittfolgen. Großer Applaus – zurecht. Nicht mehr wegzudenken von der WhaP ist auch André Hölscher alias Bauer Schulte-Brömmelkamp. In gewohnter Manier mit Kittel und Stock feuerte der Büttredner eine Pointe nach der anderen ab. Klar, dass Ehefrau Erna wieder für so manchen Gag her halten musste. „Mit meiner Schwiegermutter habe ich Waffenstillstand, nur mit ihrer Tochter komme ich nicht mehr zurecht“, ulkte Brömmelkamp. Musikalisch trugen die Fürstenberger Hoppeditze die gute Stimmung im Saal mit karnevalistischem Liedgut weiter.
Proppenvoll wurde die Bühne beim Auftritt der Suttroper KG. Die 30 Junioren hatten zwar „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“ zum Motto ihres Schautanzes gewählt, machten aber schnell klar, dass ihre Tanzeinlage das Prädikat „Gold“ mehr als verdient hatte. In glitzernden Kostümen zeigten die zahlreichen Tänzerinnen und Tänzer viele verschiedene Formationen.
Brandneu auf der TV-Gala waren die Zuchini Sistaz. Sie seien „talentierter als Marktgemüse“ spendierte Koch Vorschusslorbeeren. Die singenden Damen präsentierten Musik aus der Zeit der Swing-Ära. Obwohl die drei in fantastischen Kostümen begeisterten, sorgte ihr Auftritt leider nur für wenig Begeisterung. Vielleicht war der Stil des beliebten Trios einfach nicht passend genug für eine närrische Sitzung.
In die Kerbe der schrulligen alten Dame hauten die Büttrednerinnen Hildegard Brömmelschrote und Hertha. An verschiedenen Stellen des Abends absolvierten die Damen einen zotigen Auftritt mit kernigen Sprüchen. Dem Auftritt gemein war das Lästern über freche Ehemänner und die Dauerproblematik mit der Figur. Eine „Ü-40-Fete sei der Ball der einsamen Herzschrittmacher“, unkte Hertha. Aber das mache nichts, schließlich käme nach dem Winterspeck die Frühlingsrolle.
Ganz klassischen Gardetanz lieferten die Regimentstöchter der KG Attendorn. In grün-weißen Uniformen marschierte die Truppe durch den Saal ein und begeisterte mit typischen Mariechenformationen, Spagaten und Can-Can.
Die Lacher hatte das Comedy-Duo Horst und Hilde zu fortgeschrittener Stunde auf ihrer Seite. Hilde, erstmal aus der Mülltonne von Horst befreit, in der sie anreiste, riss mit ihrem Gatten kernige Zoten. Besonders die Vergabe neuer Stadtmottos hatte es dem Duo angetan. „Viele Punkte sprechen für Flensburg“ oder „Wenn das Siegen ist, was ist dann Verlieren“, schlugen die Beiden vor. Das Publikum lachte herzlich.
Wie schön denn unsere eigene Stadt Münster sei, das machte Prinz Paul bei seinem eigenen Auftritt deutlich. Bei seinen beiden Prinzenliedern schunkelten und tanzten die Gala-Gäste mit. Wie gut, dass die meisten bereits standen, denn die Schautanz der Prinzengarde Rietberg riss die Karnevalisten dann ohnehin von den Stühlen. Unter dem Motto „Jahrmarkt“ wirbelten die trainierten Kerle in schillernden Kostümen über die bunt geschmückte Bühne, zeigten Hebefiguren und Würfe und kletterten gekonnt übereinander her, um sich anschließend abzurollen – und das in perfekter Synchronität. Jubelnder Applaus. Dass auch die TK Rote Husaren eine Koryphäe auf ihrem tänzerischen Gebiet sind, machte Moderator Uwe Koch noch mal deutlich und kündigte den amtierenden Deutschen Meister im Gardetanz an. Selbst in der Luft bewegten sich die Beine der vielen Tänzerinnen und wenig männlichen Tänzern absolut gleichförmig. Spagate wirkten bei der Truppe wie die leichteste Übung und die Formationen waren beeindruckend.
Auch die musikalische Elite gab sich bei der Gala die Klinke in die Hand. „Der singende Wirt“, Karl-Heinz Strangemann gab sein Abschiedsdebüt bei Westfalen Haut auf die Pauke. Seit vielen Jahrzehnten hat der 70-jährige bei der WhaP mitgewirkt – nun gab er seinen Abschiedsgesang und lag Moderator Uwe Koch dabei in den Armen, der prompt ein Selfie von sich und dem westfälischen Karnevalsurgestein schoss.
Die Karnevalsband Bass und Bässer musizierten einen gesanglichen Jahresrückblick und zwischendrin eroberte Hausmeister Bolle die Herzen des Publikums mit viel Lachen. Als „Träger der Nation“ bezeichnete der leicht unbeholfene Hausmeister die Politiker – schließlich sei einer träger, als der andere. Und auch Münster bekam politisch sein Fett weg. Im Rathaus dürfe man keine Taschentücher mehr verwenden – da stehe nämlich Tempo drauf. Selbst Bürgermeisterin Karin Reismann, die im Publikum saß, konnte bei so viel närrischem Spaß herzlich mitlachen.
Klassisch war der Auftritt der Band „Die Landeier“, die mit närrischen Medleys begeisterten. Zur fortgeschrittener Stunde, weit nach Mitternacht, hatte die Band „Kraut und Rübe“ ihren Auftritt. Die Neulinge auf der TV-Gala absolvierten ihren ersten Auftritt und schlugen ein, wie eine Bombe. Trotz der späten Stunde sangen, klatschten, lachten und tanzten die Gäste, denn die Musik der Band, gepaart mit flotten Sprüchen und ihrem Auftreten und knallebunten Farben waren ein echter Mitreißer und ein gelungener Abschluss der TV-Gala, die seit rund 60 Jahren erfolgreich ist.
Tina Burstädt
Viele Bilder des Abends gibt es wie immer in unserer Fotostrecke.
Die Aufzeichnung ist am Veilchendienstag im WDR-Fernsehen zu sehen.
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