
Beachtliche 5,04 % hat die Partei Die Linke bei der letzten Kommunalwahl 2014 in Münster geholt, sie war bis zum Austritt von Rüdiger Sagel aus Partei und Fraktion mit vier Sitzen im Stadtrat vertreten. Wir haben für unsere Interview-Reihe mit ihrem OB-Kandidaten Ulrich Thoden gesprochen, der mit Listenplatz 2 auch sehr gute Aussichten hat, im kommenden Stadtrat wirken zu können.
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Wie bewältigen Sie und Ihre Partei den Wahlkampf unter Corona-Bedingungen?
Bisher läuft es sehr gut! Natürlich merken wir, dass es in diesem Jahr deutlich weniger Podiumsdiskussionen gibt, als in anderen Wahlkämpfen. Aber dafür läuft nun sehr viel digital. Wir machen Infostände mit Mundschutz und Abstand und wir verteilen nun auch erstmals unsere linke Zeitung, die „LinksDruck!“, um die Menschen für unsere Positionen zu begeistern. Es gibt die Zeitung physisch und digital auf unserer Webseite.
Wohnraum ist in Münster schon lange knapp und wird immer teurer – was werden Sie und Ihre Partei dagegen tun?
Erstmal ist es wichtig zu erkennen, warum Wohnraum immer teurer wird. Der Grund ist, dass Wohnungen in unserer Stadt zu Renditeobjekten für Investoren und Spekulanten geworden sind, der Anteil preisgebundener Sozialwohnungen ist immer geringer geworden. Die Politik muss endlich einsehen, dass Wohnungen in öffentlichem und gemeinschaftlichem Eigentum das einzig wirksame Mittel sind, um dauerhaft guten und bezahlbaren Wohnraum für alle Menschen zu schaffen. Die ins Unermessliche steigenden Mieten in Münster liegen zu einem großen Teil daran, dass der Anteil an Wohnungen in öffentlichem Eigentum oder unter öffentlicher Kontrolle in den letzten Jahrzehnten massiv zurückgegangen ist, bspw. durch die Privatisierung der LEG. Daher müssen wir den Anteil der Wohnungen in öffentlichem Eigentum wieder drastisch erhöhen und uns ein Beispiel an Städten wie Wien nehmen, wo fast 60 Prozent der Wohnungen sich in öffentlichem oder gemeinnützigem Besitz befinden. Um mehr Wohnungen in öffentlicher Hand zu bauen, wollen wir das städtische Wohnungsbauunternehmen Wohn+Stadtbau stärken und die Gewinnabführungen stoppen, die ebenjene jedes Jahr leisten muss, um die Stadtkasse aufzubessern. Das sind Gelder, die in den Bau von preisgünstigem Wohnraum fließen sollten.
Wie sieht in Ihren Augen eine vernünftige Verkehrspolitik für Münster aus? Was wollen Sie und Ihre Partei davon in den nächsten Jahren umsetzen?
Wir wollen den öffentlichen Nahverkehr ausbauen (mehr Buslinien, bessere An- und Verbindung der Außenstadtteile, höhere Taktung), für die Nutzer*innen kostenlos machen und durch reine Busspuren beschleunigen. Gleichzeitig wollen wir den Autoverkehr reduzieren und die autofreie Innenstadt umsetzen: erst innerhalb der Promenade, dann innerhalb des Rings. Auch außerhalb der Innenstadt wollen wir den Autoverkehr reduzieren und gleichzeitig durch einen komfortablen und schnellen Nahverkehr, sowie gut ausgebaute Rad- und Fußwege bessere Alternativen schaffen.
Welche 3 Dinge wollen Sie und Ihre Partei nach einer erfolgreichen Wahl zuerst für Münster durchsetzen? (Wenn Sie im Stadtrat die erforderliche Mehrheit dafür gewinnen können)
Kostenloser öffentlicher Nahverkehr, mehr bezahlbarer und guter Wohnraum in öffentlicher Hand und die autofreie Innenstadt.
Wie gehen Sie mit dem Vorwurf um, dass die Linke in der letzten Amtszeit kaum für Ihre Politik aufgefallen sind, sondern vielmehr durch den Streit mit ihrem bekanntesten (und nun ehemaligen) Ratsmitglied Rüdiger Sagel?
Wir sind aufgefallen! Das merken wir an kräftig steigenden Mitgliederzahlen, gut besuchten Veranstaltungen und vielen positiven Rückmeldungen aus der Stadtgesellschaft und den sozialen Bewegungen. Es ist allerdings wahr, dass sich das manchmal in den Westfälischen Nachrichten nicht so abgebildet hat. Das liegt aber mehr an der konservativen Haltung dieses Blattes als an uns.
Was unterscheidet Sie persönlich von Ihren Konkurrenten im OB-Wahlkampf in Münster?
Ich war mal Stadtmeister im Säbelfechten.
Was wollen Sie als OB besser machen als der amtierende Markus Lewe?
Den Klimaschutz konsequent anpacken und die soziale Spaltung in Münster überwinden. Außerdem viel bezahlbaren Wohnraum in öffentlicher Hand schaffen.
Vertreter welcher anderer der jetzt zur Wahl angetretenen Parteien nervt Sie persönlich gerade besonders? Und warum?
Mich nervt gerade, dass Herr Lewe sich nicht hinter die Arbeit des Drogenhilfevereins Indro e. V. gestellt hat, als Polizeipräsident Furth neulich behauptet hat, die Sozialarbeiter*innen würden Drogenkonsum abfeiern.
(Anmerkung der Redaktion: das Interview fand vor der überraschenden Freistellung von Münsters Polizeipräsidenten Rainer Furth durch NRW-Innenminister Reul statt)
Wo möchten Sie in Münster tanzen gehen, wenn es wieder möglich ist?
Dann würde ich ins KCM Schwulenzentrum e. V. gehen.
Ulrich Thoden ist 47 Jahre alt und Lehrer am Berufskolleg Familienstand: verheiratet Kinder: keine In Münster seit: 1973 Bisher höchstes politisches Amt: Schulausschuss und Polizeibeirat
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