„Das war die letzte Adam Riese Show im Pumpenhaus!“ – mit dieser für viele Besucher schockierenden Nachricht verabschiedete sich der stadtbekannte Moderator am Sonntagabend. Es konnten aber gleich wieder alle aufatmen, denn die beliebte Show wird nicht eingestellt, sie wechselt nur den Veranstaltungsort. Ab Oktober ist sie in der Cloud am Germania Campus zu sehen, wo es doppelt so viele Sitzplätze gibt. Denn auch wenn sich der Showmaster in den tatsächlich schon zehn Jahren im Pumpenhaus „pudelwohl“ gefühlt hat, so hat es ihn zunehmend genervt, dass in letzter Zeit immer häufiger wildfremde Menschen an seiner Haustür klingelten, um ihn zu fragen, ob er noch irgendwo Karten für die ausverkaufte Show versteckt hätte.
Am Sonntag konnten die, trotz stickig-warmer Luft, stets gut gelaunten Zuschauer aber noch einmal im Pumpenhaus erleben, wie der in einem sommerlich mintgrünen Anzug gekleidete Adam Riese drei gut ausgewählte Gäste auf seinem Talk-Sofa begrüßte. Als der wahrscheinlich bekannteste von ihnen trat Ingo Pohlmann als letzter auf. Seinen Radio-Hit „Wenn jetzt Sommer wär“ von 2006 spielte er zwar nicht, aber dafür einige Lieder vom neuen Album „Weggefährten“, wie „Vor deiner Tür“ und das wunderbare „Gelassenheit“. Wie üblich stieg die Hausband Markus Paßlick und seine Original Pumpernickel beim Sänger und Gitarristen ein und verlieh den Songs einen eigenen Flair.
Zu erzählen hatte Pohlmann so einiges. Von seinen Jahren in Münster, wo er auf dem Overberg-Kolleg versucht hatte, sein Abi nachzuholen. Und davon, dass er mehrere schmerzhafte Anläufe brauchte, um Henning Wehland kennen zu lernen, der erst viel später so etwas wie sein Mentor wurde. Sogar ein Zusammenprall mit Fahrrädern am Aasee war dabei. Adam Riese konnte Ingo Pohlmann schließlich dazu bringen, über seine kleinen Erfindungen zu reden. Auch wenn er sich dabei vorkam, als wäre er gerade beim Shoppingsender QVC, präsentierte er den „Gitarrenhalter Pohlmann“, der sich bei Musikalienhändlern weltweit gut verkauft. Ob die Pizza mit Nudeln Carbonara und Tabasco-Soße auf der wahrlich umfangreichen Speisekarte von La Torre wirklich darauf zurückzuführen ist, dass Ingo Pohlmann sich vor etlichen Jahren nicht zwischen Pasta und Pizza entscheiden konnte, wird allerdings vom Restaurantbetreiber bestritten.
Damals hatte er hier eine Band. Für die Proben oder die Konzerte in Locations wie der Leeze kam er zwei oder drei Mal die Woche aus seiner Heimatstadt Rheda-Wiedenbrück hergependelt, wo er am nächsten Morgen wieder als Lehrling auf dem Bau malochen musste. Dort hatte ihm ein Maurerkollege den Spitznamen „Schlampe“ verpasst. „Das ist eigentlich auch so ein Punk-Name,“ meinte er und schlug damit einen Bogen zum ersten Gast des Abends, Annette Benjamin. Sie war von 1979 bis 1983 die Leadsängerin einer der ersten deutschen Punk-Bands, Hans-A-Plast aus Hannover. Der junge Punker Adam Riese hat sie jenerzeit im Odeon ebenso bewundert wie Maximilian Lenz, der damals noch nicht als Westbam bekannt war, sondern den Punk-Namen „Frank Xerox“ trug, nach einem Lied der Band Hans-A-Plast.
Zunächst konnten sich wohl viele Zuschauer gar nicht so recht vorstellen, dass diese sympathische Frau mit den langen blonden Haaren jemals eine Ikone des Punkrock war. Auch die eingestreuten Bilder aus diesen Jahren mit den einschlägigen Frisuren und Posen reizten eher zum Schmunzeln. Aber als Annette Benjamin dann mit „Rock’n Roll Freitag“ und „Monstertanz“ zwei ihrer alten Lieder sang, war die Energie von damals plötzlich zu spüren. Die Pumpernickel bekamen tatsächlich einen Sound hin, der dem Punk ziemlich nahe kam, trotz der dafür ziemlich ungewöhnlichen Instrumente Vibraphon und Cajon. Für den Punk sorgte dann eben Jürgen Knautz am treibenden E-Bass.
Heute lebt Annette Benjamin als glückliche Ehefrau und Mutter in Münster, und das schon seit einer ganzen Weile, was Adam Riese aber erst vor wenigen Jahren mitbekommen hat. Ab und zu tritt sie als Komparsin auf, beim „Wilsberg“ oder in der Werbung. Adam Riese zeigte als Beispiel den Ausschnitt aus einem bundesweit eingesetzten Werbefilmchen der GOP-Varieté-Theater. Und so war -schwups!- eine Verbindung zum nächsten Gast der Show hergestellt, Martin Quilitz. Der Moderator und Comedian präsentiert beim GOP-Theater Münster die Show „Highlights“. In der Adam Riese Show zeigte er, wie er mit dem Publikum improvisiert und so durch freche Smalltalks eine gemeinsame Ebene und so ganz nebenbei launige Unterhaltung schafft. Dummerweise stieß er dabei so nach und nach auf Mitglieder der Familie von Annette Benjamin, so dass bald der Eindruck entstand, der ganze Saal sei mit ihr verwandt.
Natürlich mussten durften die drei Gäste auch wieder an den obligatorischen Ratespielchen teilnehmen. Das in Münster-Fragen kundigere Publikum erheiterte es dabei sehr, dass Annette Benjamin unter der „Heulenden Kurve“ eine Fan-Gruppierung von Preußen Münster vermutete. Und es litt mit Ingo Pohlmann, der sich schwer damit tat, die Auftrittsorte seiner gerade abgeschlossenen Tournee auf einer Blindkarte richtig zuzuordnen. Am Ende traten alle drei gegeneinander an, um Kinderlieder zu erkennen, die der neue Butler der Show und Gitarrist der Band, „Herr Ötzdemir“, orientalisiert hatte. Hier gingen die meisten Punkte an Annette Benjamin, die wir hoffentlich bald mal wieder auf irgend einer Bühne erleben dürfen, mit welchem Programm auch immer.
Das ganz Besondere an der Adam Riese Show bleibt nach wie vor, dass sie live und einmalig ist. Das wird auch am neuen Standort, in der Cloud am Germania Campus, so bleiben. Die erste davon findet am 8. Oktober statt, die Gäste werden Fritz Eckenga, Klaus Otto Nagorsnik und Vittorio Alfieri sein. Karten gibt es im WN-Ticket-Shop und bei Jörgs CD-Forum und – ganz neu – jetzt auch online unter www.sound-lake-city.de/de/tickets.
Weitere Infos zur nächsten Show: www.adamriese.net/show.htm
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