Gut 30 Besucher warten am Samstag Abend vor Saal 2 des Cineplex am Albersloher Weg auf die Vorpremiere von „Die Kleinen und die Bösen“. Obwohl sich mit Christoph Maria Herbst einer der beiden Hauptdarsteller und mit Markus Sehr der Regisseur angekündigt hatten, scheint das Interesse an dem Film eher gering. Doch vielleicht ist das auch den sommerlichen Temperaturen geschuldet. Denn – soviel sei vorausgeschickt – der Film ist sehr sehenswert.
Bewährungshelfer Benno weiß, dass ein Platz im Gefängnis für die Allgemeinheit um ein Vielfaches teurer ist als eine Bewährungsstrafe. Darum bemüht er sich auch, seine Schützlinge in gesellschaftliche Bahnen zu lenken. Sein kongenialer Partner ist Hotte (Peter Kurth) mit Bierbauch im Schmuddelshirt und Hawaiihemd, der so eben um die Verbüßung einer Freiheitsstrafe herumkam. Hotte hat auch zwei jugendliche Kinder, die er aber bislang nie gesehen hat und deren Geschlecht er nicht mal so ganz genau kennt. Die wohnten bislang bei der Oma. Als die plötzlich stirbt, erinnert sich das Jugendamt an Hotte.
Damit beginnt die Umwandlung vom Saulus zum Paulus, allerdings eher schlecht als recht. 100.000 Euro, die aus einem Überfall auf einen Autoschieber stammen, wecken Begehrlichkeiten bei allen Beteiligten. Und dann gibt es natürlich auch noch die Liebe. Der Film ist keine platte Komödie sondern – im Gegenteil – sehr ernst. Doch es sind so viele lustige Momente eingestreut, dass man nicht durchgehend bedrückt im Kinosessel trauert. Alle Darsteller spielen überzeugend – großes Kompliment insbesondere an die jungen Schauspieler.
Direkt im Anschluss an den Film kamen Christoph Maria Herbst und Markus Sehr unter verdientem Applaus auf die Bühne und stellten sich Fragen aus dem Auditorium, etwa welche Szene ihnen am besten gefiel. Herbst will sich nicht festlegen, fand alles gut. Oder ob es einen zweiten Teil gibt, aber da entwickelt das Publikum mehr Fantasie als die Leute vom Set. „Lauter verlorene Seelen“, sagt Herbst „alle sind sehr einsam. Liebe – vielleicht ist das die Botschaft“. Und Regisseur Sehr ergänzt: „Alle streben nach etwas – aber keiner kann aus seiner Haut“
Burkard Knöpker
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