Die Himmelsleiter strahlt wieder Kunstinstallation von Billi Thanner wird bis Frühjahr 2028 von der Lambertikirche leuchten

Nach dem "Einknipsen" der Himmelsleiter: OB Markus Lewe, die Künstlerin Billi Thanner und Pfarrer Hans-Bernd Köppen. (Foto: Bastian E.)
Nach dem „Einknipsen“ der Himmelsleiter: OB Markus Lewe, die Künstlerin Billi Thanner und Pfarrer Hans-Bernd Köppen. (Foto: Bastian E.)

Wir erinnern uns gerne zurück als Anfang September 2022 die Himmelsleiter – eine Kunstinstallation der Wiener Künstlerin Billi Thanner – zu einem Novum in Münster wurde. Es war dieses zunächst geheimnisvolle aber umso schneller vertraute Licht, das von der Lambertikirche herab der Stadt zu einem neuen Fixpunkt verhalf. Mit insgesamt 36 Metern Länge und 33 Sprossen, war die Himmelsleiter schon bei Tageslicht quasi nicht zu übersehen. Ihre volle Kraft entfaltete die Kunstinstallation natürlich aber erst, wenn sie in den Abendstunden illuminiert wurde. Am Abend wurde die Rückkehr nach Münster gefeiert.

Im ersten Interview mit ALLES MÜNSTER erzählte uns Billi Thanner im Februar 2023, dass ihr die Idee zur Himmelsleiter während der Pandemie kam. „Im August 2020 habe ich mich mit Dompfarrer Toni Faber vom Wiener Stephansdom getroffen. Wir wollten ein Hoffnungszeichen setzen. Ich wollte dafür gerne den Turm nutzen und kam auf das Symbol der Himmelsleiter. Denn auch wenn alles geschlossen war und man sich nicht mehr treffen durfte, konnte man doch spazieren gehen und nach oben schauen. Beim Blick nach oben wollte ich den Menschen Hoffnung schenken.“

Die 33 orange-golden leuchtenden Sprossen und ihr warmes Licht stehen für ebenso viele Tugenden wie etwa Glaube, Liebe, Achtsamkeit oder Dankbarkeit. Durch ihre gute Sichtbarkeit an der Turmspitze war das Bekanntwerden der Himmelsleiter ein Selbstläufer. Ob Münsteraner oder Touristen, ob Staatsgäste beim G7-Treffen im November 2022, ob Verwandte oder Studenten aus dem Ausland, die Himmelsleiter wurde über Nacht das Fotomotiv von Münster schlechthin. Oberbürgermeister Markus Lewe ließ es sich zum Beispiel nicht nehmen, die Himmelsleiter während des G7-Treffens kurzerhand in Friedensleiter umzubenennen.

Während des G7-Treffens. (Foto: Michael Bührke)
Während des G7-Treffens. (Foto: Michael Bührke)
Überwältigende Rückmeldungen

Social Media und der Hashtag #himmelsleiter taten ihr übriges und Billi Thanner berichtete uns bei einem weiteren Treffen, wie dankbar sie für die vielen Zusendungen der unterschiedlichsten Perspektiven ihrer Kunstinstallation sei. „Mich erreichen so viele Mails und Briefe aus Münster, manche mit herzzerreißendem Inhalt, das ist wirklich unglaublich!“ Die Beliebtheit der Himmelsleiter war sehr schnell so groß geworden, dass man völlig vergaß, dass sie nur eine temporäre Kunstinstallation ist. Geplant war, dass die Himmelsleiter nach Ablauf des Friedensjahres 2023 Münster wieder verlässt.

Doch es kam anders, die Kunstinstallation ging in die Verlängerung und durfte ein letztes Mal in der Nacht zu Samstag dem 2. März 2024 leuchten. Sichtlich bewegt sagte uns Billi Thanner damals zum Abschied auf ihre herzliche Art: „Ich möchte euch alle umarmen!“ Und die Wiener Künstlerin kam nicht mit leeren Händen, sondern eröffnete als kleinen Ersatz für die doch so liebgewonnene Himmelsleiter ihre neue Ausstellung im Stadtmuseum „Raum der Träume„.

Von Münster nach Paris

Der Abbau der Himmelsleiter versammelte quasi die halbe Stadt am Fuße der Lambertikirche, denn jeder wollte sich auf seine Art und Weise von dem Kunstwerk verabschieden. Viele hielt auch die Arbeit der Höhenkletterer buchstäblich in Atem, die Teilstück für Teilstück spektakulär an Seilwinden von der Turmspitze hinabgleiten ließen. Billi Thanner versprach uns, dass die Himmelsleiter nun ihre Reise nach Paris antritt, wo sie pünktlich zur Eröffnung der Olympischen Spiele im Juli dieses Jahres im Innern der Pfarrkirche Saint-Eustache ihr neues Zuhause finden sollte. Ein Teilstück der Himmelsleiter jedoch verblieb im Inneren der Lambertikirche in Münster, damit die Bürgerinnen und Bürger nicht vollständig auf die Kunstinstallation verzichten müssen.

Im Inneren von St. Lamberti wurde die Himmelsleiter vor der Orgel montiert. (Foto: Michael Bührke)
Im Inneren von St. Lamberti wurde die Himmelsleiter vor der Orgel montiert. (Foto: Michael Bührke)

Tuschelthema Nummer 1 in Münster war immer wieder, ob die Himmelsleiter jemals in die Stadt zurückkehren würde. Anfang September diesen Jahres nahmen die Gerüchte langsam Gestalt an, als Hans-Bernd Köppen, Pfarrer an St. Lamberti, erklärte, dass die Stadt Münster, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und die Kirchengemeinde St. Lamberti sich über die Rahmenbedingungen der Rückkehr geeinigt haben. Die Himmelsleiter soll nun endgültig bis zum Frühjahr 2028 in Münster verbleiben.

Verfrühtes Weihnachtsgeschenk

Und plötzlich ging alles ganz schnell. Absperrgitter am Fuße der Lambertikirche in der ersten Novemberwoche waren ein erstes Zeichen für die Rückkehr der Himmelsleiter und wenig später begannen zwei Höhenkletterer der österreichischen Firma Seilkaiser ihre Arbeit. Der Tenor in der Stadt war klar, die Rückkehr der Himmelsleiter kurz vor den besinnlichen Tagen war wie ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk. Tatsächlich gab es einige Touristen, vor allem aus dem Ausland, die die Himmelsleiter während des Münsteraner Weihnachtsmarktes durchaus für eine großzügige Weihnachtsdeko der Stadt Münster hielten, um den Gästen der Stadt etwas ganz Besonderes zu bieten.

Höhenkletterer einer Spezialfirma beim Anbau der Elemente. (Foto: Christian Menz)
Höhenkletterer einer Spezialfirma beim Anbau der Elemente. (Foto: Christian Menz)
Hoffnung und Freude

Am Freitagabend wurde die Leiter dann schließlich illuminiert. Pünktlich zu Beginn hatte der Regen ein Einsehen und der Prinzipalmarkt füllte sich gut. Billi Thanner erklärte gegenüber unserer Redaktion, dass für sie „ein echtes Hoffnungssymbol und ein Moment der Freude, der uns alle verbindet, nach Münster zurückkehrt.“ Die Himmelsleiter stehe nicht nur für Aufstieg und den Blick nach oben, sondern auch für Gemeinschaft, für den Glauben an das, was uns trägt und verbindet. „Ich danke allen, die die Himmelsleiter unterstützt haben“. Auch Pfarrer Hans-Bernd Köppen zeigte sich erfreut, dass die Leiter zurück ist. „So viele Menschen haben darauf gewartet und mich immer wieder angesprochen. Jetzt ist sie endlich wieder erleuchtet.

Insgesamt 70.000 Euro Betriebskosten sind für die Kunstinstallation veranschlagt, bestehend aus Aufbau, Strom und Wartung, die durch Spenden und Sponsoren finanziert werden sollen.

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