Die Karriere vom Krankenpfleger zum ärztlichen Leiter der Geburtshilfe ist keine ganz alltägliche. Und zu dieser besonderen Geschichte passt auch, dass Prof. Walter Klockenbusch in der Geburtshilfe eben genau an dem Ort im UKM wirkte, an dem er selbst vor 66 Jahren das Licht der Welt erblickte. Zum Monatsende geht der vielfach ausgezeichnete Mediziner für Risikogeburten in den Ruhestand.
Es war sein letzter Dienst im Kreißsaal, mehr als 20.000 Geburten hat er begleitet – mit viel Herzblut, das war am Donnerstag auch beim letzten Einsatz von Prof. Walter Klockenbusch im Kreißsaal der UKM Geburtshilfe zu spüren. „Es war und ist ein Privileg, in solch einem Bereich der Medizin, der mit vielen positiven, oft überwältigenden Momenten besetzt ist, arbeiten zu können“, sagt der 66-Jährige. Auf diesen letzten Dienst, in dem er noch einmal eine werdende Mutter mit schwerer Präeklampsie (sog. Schwangerschaftsvergiftung) gemeinsam mit dem Hebammen-Team bei der Geburt begleitete, hat er sich zwar lange vorbereitet, emotional wurde es dennoch. „Es sind ganz unterschiedliche Geschichten, die mir durch den Kopf gehen, die Geburtshilfe ist ein sehr breites Spektrum. Darunter sind viele besondere Erlebnisse und das Schöne ist, dass eine Geburt nie Routine wird, dass jedes Mal eine Freude im Raum ist, die irgendwie neu ist“, erzählt Klockenbusch. „Aber es gibt auch die andere Seite, wo vielleicht ein krankes Kind geboren wird, was man vorher nicht weiß. Oder dramatische, mitunter auch tödliche Verläufe bei Frühchen oder auch Müttern, auch wenn ich letzteres in meiner 35-jährigen Laufbahn zum Glück nur äußerst selten erlebt habe.“ Das alles habe ihn geprägt; nichts im Leben sei selbstverständlich, durch die Arbeit in der Geburtshilfe habe er oft einen anderen, dankbaren Blick auf Dinge.
„Prof. Klockenbusch hat die Geburtshilfe am UKM maßgeblich geprägt und weiterentwickelt und wir sind sehr dankbar für das große Engagement, mit dem er sich gemeinsam mit seinem Team für Zertifikate wie ,Babyfreundliche Geburtsklinik‘ und das Spezialgebiet der Risikoschwangerschaften und -geburten eingesetzt hat“, sagt Prof. Alex W. Friedrich, Ärztlicher Direktor des UKM.
Auch wenn es ihm nicht leichtfällt, loslassen muss Walter Klockenbusch zum Monatsende trotzdem. Vor allem das gut aufgestellte Team mit der heute längst nicht mehr selbstverständlichen, großen Beständigkeit gibt ihm ein gutes Gefühl. Möglicherweise hat im Miteinander zwischen den ärztlichen Kolleginnen und Kollegen, den Pflegenden und den Hebammen sein eigener Werdegang geholfen: Klockenbusch ist selbst ausgebildeter Krankenpfleger, schrieb sich erst 1979 für das Medizinstudium ein. Bevor er 1998 zum UKM kam, war er zehn Jahre an der Uniklinik Düsseldorf, wo er nicht nur seine Facharzt-Ausbildung machte, sondern auch habilitiert wurde. Hier in Münster leitet er seit vielen Jahre die UKM Geburtshilfe, setzte sich für mehr Zusammenarbeit mit den angrenzenden Disziplinen der Pädiatrie und Anästhesie ein, sorgte für eine Modernisierung der geburtshilflichen Station und unterstützte früh den Ausbau der Pränatalmedizin, um den sich federführend sein Kollege Prof. Ralf Schmitz kümmert, mit dem er seit 2017 eine Doppelspitze bildet. Ab Februar übernimmt Schmitz die alleinige Leitung der UKM Geburtshilfe, mit Dr. Mareike Möllers als leitende Oberärztin sowie den Oberärztinnen Dr. Janina Braun, Chiara De Santis und Dr. Kathrin Oelmeier hat er sehr erfahrene und langjährige Kolleginnen an seiner Seite.
Für Walter Klockenbusch stehen ab März neben der Familie auch seine Leidenschaften als Chorsänger und Läufer mehr im Fokus. Sein berufliches Kapitel schließt dabei mit dem viel zitierten lachenden und weinenden Auge etwas weniger ungewöhnlich, als es begonnen hat. „Ich bin zufrieden, wie meine Karriere gelaufen ist und freue mich auf das, was jetzt kommt“, so Klockenbusch. „Aber es fällt mir auch nicht leicht. Die Geburtshilfe habe ich immer geliebt!“
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