„Hallo Norbert“. „Hallo Karl-Josef“. Das lockere und gradlinige Auftreten, für das er bekannt ist, stellte Karl-Josef Laumann auch am vergangenen Donnerstag an der WWU Münster unter Beweis. Der nordrhein-westfälische Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales war einer Einladung aus der Medizinischen Fakultät zu einem abendlichen „Come together“ gefolgt und traf bei diesem auf rund 60 Medizinstudierende und Lehrärzte – darunter auch ihm persönlich bekannte „Landärzte“. Das Thema der bewusst lockeren Gesprächsrunde bei Currywust und Landbier: die aktuelle Situation – und vor allem die Zukunft – der Allgemeinmedizin.
„Die Zahlen sind schlichtweg eine Katastrophe“, machte Laumann gleich zu Anfang sein Anliegen klar. Mehr als die Hälfte der Allgemeinmediziner in NRW sei über 55 Jahre alt und für die 400 jährlich verrenteten Mediziner rückten in diesem Fach nur etwa 200 neue nach. „Das kann nicht so bleiben“, sagte Laumann und verwies auf ein Maßnahmenpaket, das die Landesregierung auf den Weg gebracht habe. „Dazu gehört neben der Einführung einer Landarzt-Quote für Studieninteressenten vor allem eine allgemeine Erhöhung der Studienplatzzahl, zum Beispiel durch die Gründung einer Medizinischen Fakultät in Bielefeld und den Ausbau eines anderen Standortes“, so Laumann. Große Erwartungen setzt der Politiker auch in die Einrichtung von Professuren für Allgemeinmedizin an jeder Medizinischen Fakultät des Bundeslandes.
„Wir haben den Appell gehört – und verstanden“, versicherte der Dekan der Medizinischen Fakultät der WWU, Prof. Sven Meuth, dem Minister. In Bezug auf Münster hatte er positive Nachrichten mitgebracht: Das Besetzungsverfahren für die Allgemeinmedizin-Professur sei weit fortgeschritten: „Wir haben einen Ruf erteilt und stehen in konkreten Verhandlungen“. Im kommenden Semester werden die ersten zwölf Abiturienten, die sich zu einer späteren Facharztausbildung und zu mindestens zehnjähriger Berufsausübung in einer unterversorgten Region verpflichtet haben, ihr Medizin-Studium an der WWU aufnehmen. Diese „Landarzt-Quote“ beträgt, gemessen an der Gesamtzahl der Studienplätze pro Semester in Münster, etwa sieben Prozent. „Davon, dass wir uns für die Interessenten ein gutes Auswahlverfahren haben einfallen lassen, konnten Sie sich selbst ein Bild machen“, erinnerte Meuth an Laumanns Teilnahme an der ersten Entscheidung vor zwei Wochen.
Das Ziel der münsterschen Unimediziner sei es, „die Allgemeinmedizin schon im Studium so faszinierend zu vermitteln, wie sie es als Berufsfeld tatsächlich ja auch ist“, so Meuth. Dabei stütze sich die Fakultät auf ihr zehnköpfiges „Centrum für Allgemeinmedizin“ (CAM) und dessen Netzwerk von über 140 Lehrpraxen. Bei den darin arbeitenden niedergelassenen Ärzten können die Studierenden Teile ihrer praktischen Ausbildung absolvieren. Das mit den Lehrpraxen erfasste Gebiet reicht von Vreden an der holländischen Grenze bis zum lippischen Detmold und vom emsländischen Lingen bis Menden im Sauerland. Mit rund 30 angereisten Lehrärztinnen und -ärzten sowie ebenso vielen Medizinstudierenden konnte Karl-Josef Laumann beim „Come together Allgemeinmedizin“ ins persönliche Gespräch kommen – und nutzte diese Möglichkeit intensiv: Er blieb zwei Stunden.
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