Münsteraner kennen diesen Strich schon lange aus der Zeitung, nun stellt Arndt Zinkant seine Karikaturen im Original aus. Bis März sind sie im Kunsthaus Angelmodde zu sehen. Wir haben sie uns bei der Eröffnung am Sonntag angeschaut und uns dabei mit dem Künstler unterhalten.
Seit 18 Jahren drucken die Westfälischen Nachrichten immer samstags auf der Meinungsseite seine gezeichneten Kommentare über Münsters Lokalpolitik. Für die Ausstellung hat Arndt Zinkant aber nicht nur eine Auswahl möglichst „zeitloser“ Karikaturen ausgewählt, sondern auch Bilder, die ohne diesen Auftrag entstanden sind. So eine Federzeichnung von Don Quijote oder ein buntes Aquarell mit dem Blick über die Dächer einer Stadt verkaufe sich eben besser, als eine politische Karikatur. „Ein Kollege von mir sagte mal: wer hängt sich so ’ne Merkel ins Wohnzimmer?“ erzählte Zinkant uns lachend bei einem kleinen Rundgang durch das Kunsthaus. Einige dieser Bilder ohne aktuellen Anlass stammen sogar noch aus seiner Schülerzeit, der Antrieb bei ihnen war ganz einfach: „Heute mal ich mal ein schönes Bild.“ Und dann verriet er uns: „Ich hatte früher noch viel mehr davon, aber die meisten sind inzwischen verkauft.“
Komplett ausverkauft und inzwischen nur noch antiquarisch zu bekommen ist sein bisher einziges Buch „Jovle Zeiten…. Schofle Zeiten“, von dem die Titelzeichnung hier im Original zu sehen ist. Eine echte Spezialität von Arndt Zinkant sind seine Wimmelbilder, die mal für die Zeitung und mal für andere Auftraggeber entstanden sind. So wie das Prinzipalmarkt-Wandbild für die Discothek „Schwarzes Schaf“, das hier ebenso als Posterdruck erworben werden kann, wie der launige Rückblick auf die Skulptur-Projekte 2017.
Fertigt er die Karikaturen lieber von der Natur, nach Fotovorlagen oder sogar aus dem Gedächtnis, wollten wir von ihm wissen. „Also, die Leute, die ich schon oft gezeichnet habe, wie die Oberbürgermeister Lewe oder Tillmann, die kann ich natürlich so. Die neuen Gesichter mach ich tatsächlich nach Fotos aus der Zeitung. So wie auch bei Auftragsarbeiten für Hochzeiten oder runde Geburtstage: da ich die Menschen nicht kenne, brauche ich Fotos.“ Relativ neu ist für Arndt Zinkant das Schnellzeichnen von Menschen, die ihm direkt gegenüber sitzen. Damit hat er erst im letzten Jahr angefangen, nachdem er gefragt wurde, ob er auf dem Katholikentag für einen guten Zweck live zeichnen könnte. Weil er das inzwischen fleißig geübt hat, konnten sich auch einige Besucher der Ausstellungseröffnung am Sonntag von ihm mit einer persönlichen Bleistift-Karikatur verewigen lassen.
Und wer entscheidet nun, welches Thema in der Samstagsausgabe der WN verwurstet wird? „Ich entscheide, was ich mache“, war seine prompte Antwort. Dafür muss er selbstverständlich verfolgen, was in der Woche so passiert: „Ich sehe mir montags bis freitags die Lokalausgaben an und suche nach den wichtigsten Themen. Das sollte immer der Aufreger der Woche sein, so hieß damals mein ursprünglicher Auftrag.“ Passiert in Münster denn immer was Aufregendes? „Manche Woche sind etwas dröge, aber meistens gibt es doch etwas interessantes.“
Wen hat er am häufigsten gezeichnet? „Die Oberbürgermeister. Aber den Tillmann damals öfter als heute den Lewe. Die Tüns nur ein oder zwei Mal, weil ich damit erst kurz nach Tillmanns Amtsübernahme angefangen habe. Damals war die Politik viel mehr auf den OB fokussiert als heute. Jetzt hauen irgendwie alle auf die Sahne und Lewe hält sich inzwischen zurück, er kommt kaum noch vor. Da sind in erster Linie die Chefs der Fraktionen von CDU, SPD und Grünen, jetzt hat die FDP gerade auch noch einen Skandal. Und Rüdiger Sagel von den Linken ist so etwas wie mein Favorit, schon als der noch bei den Grünen war. Der hat eigentlich immer einen Klops gebracht.“
„In der Kultur hab ich natürlich die Intendanten gezeichnet, den Peters allerdings öfter als seinen Vorgänger Quetes.“ Und was ist neben den Intendanten vom städtischen Theater Münster mit Meinhard Zanger vom Wolfgang Borchert Theater? „Nee, Zanger hab ich noch nie karikiert. Der müsste mal einen Skandal machen! So wie Peters, der letztes Jahr geschimpft hat, dass Lewe nie im Theater auftauche. Da hab ich dann den OB am Frühstückstisch von einem Blitz aus dem Olymp treffen lassen.“ Und es kommen immer mehr Themen hinzu: „Ob Wilsberg oder Tatort – Münster wird immer prominenter.“
Wer die Zeichnungen von Arndt Zinkant endlich auch mal im Original und nicht nur in der Zeitung oder auf Facebook sehen will, hat dazu bis in den März hinein Zeit. Dabei sollten die Öffnungszeiten des Kunsthauses Angelmodde beachtet werden: donnerstags bis samstags ab 17 Uhr, sonntags ab 12 Uhr.
Es kann immer mal wieder vorkommen, dass das Kunsthaus Angelmodde wegen geschlossener Veranstaltungen nicht für Besucher der Ausstellung geöffnet ist. Die Betreiber empfehlen daher, ggf. telefonisch unter 0251-62281 oder per E-Mail unter info@kunsthaus-angelmodde.de anzufragen. Weitere Infos zum Kunsthaus findet ihr unter www.kunsthaus-angelmodde.de
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