Ausgerechnet als sie vom Plan abwichen und einen weitgehend unbekannten finnischen Komponisten mit seinen „drei Gedichten an die Nachwelt“ spielten, sorgten die drei Musiker gestern Abend beim 1. Erbdrostenhofkonzert für die größte Aufmerksamkeit. Natürlich haben Thomas Lindhorst an der Klarinette, Alexander Gebert am Cello und Christian Petersen am Flügel damit nicht alle etwa 200 Konzertbesucher erreicht. Doch immerhin sorgten sie für Gesprächsstoff in der Pause.
Eigentlich sollten die drei gar nicht spielen. Auf der Homepage des Erbdrostenhofes ist noch das Duo Schardt/Vogeler angekündigt, doch leider hat sich der Violinist Stephan Schardt an der Schulter verletzt. Auf der Suche nach Ersatz hat man das Trio Lindhorst / Gebert / Petersen verpflichtet. Thomas Lindhorst macht seine Sache auch gut, es scheint gar, als ob er mit seinem Instrument tanzt, so innig ist er damit. Bis zur Pause halten sich sogar alle drei ganz gut. Sie spielen ein bisschen Melancholie mit Robert Schumann, die Beethoven wieder weg wischt. Da ist noch Spielfreude und Dynamik zu spüren, ein hoch und runter.
Leider bleibt nach der Pause nicht viel übrig davon. Claude Debussy und Johannes Brahms verschmelzen förmlich zu einem dicken, zähflüssigen Brei, der das Auditorium einlullt. Als Thomas Lindhorst sich hinsetzt, ist das symptomatisch für das ganze Konzert. Vielleicht muss man zu ihrer Ehrenrettung davon ausgehen, dass die Musiker dem münsteraner Publikum einfach nicht mehr zugetraut haben. Dass das genau das ist, was die Menschen hier hören wollen. Ein wenig mehr Leben hätte der musikalischen Darbietung aber gut getan.
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