Der Südpark wurde Bühne und Werkstatt Wenig Theater, viel Mitmachen: Theater Titanick schuf mit dem Projekt "BUILDING" eine Mischung aus Abenteuerspielplatz, Bühne, Werkstatt und sozialem Experiment

Am Samstag Abend feierte Das „BUILDING“ Richtfest mit Livemusik der Band In den Wolken, Poledance-Performances der Schülerinnen von VI-Dance – und etwas Feuer. (Foto: Thomas Hölscher)

Das Wochenende ist vorbei und damit ist auch das Projekt „BUILDING“ schon wieder Geschichte. Von Freitag bis Sonntag hatte das Theater Titanick zusammen mit vielen Mitstreitern und regelmäßigen oder auch nur einmaligen Besuchern den Südpark in einen besonderen Wohnraum verwandelt. Es entstand dabei eine Mischung aus Abenteuerspielplatz, Bühne, Werkstatt und sozialem Experiment. An all dem beteiligten sich möglichst viele Kinder und Erwachsene, nicht nur aus dem Südviertel. Und wenn es langsam dunkel wurde, gab es jeden Tag noch ein wenig von den typischen Elementen eines Stücks der umtriebigen Theatergruppe aus Münster und Leipzig zu sehen, also dadaeske Performance und ein wenig Pyrotechnik.

Mit dem Programm sollten alle Altersgruppen angesprochen werden, nur nicht immer im gewohnten Ton. Auch Erwachsene fanden sich plötzlich in einer Art Kinderspiel wieder, wie zum Beispiel bei der Suche nach dem Lichtschalter als Schnitzeljagd mit dem Smartphone. Um an dieser wie auch weiterer der sogenannten Challenges teilzunehmen, war es erforderlich, sich über eine extra hierfür eingerichtete App anzumelden, wobei die Technik leider auch schon mal hakte. So dauerte es etwas länger als geplant, bis am Freitagabend eine kleine, zufällig zusammengewürfelte Gruppe um den Superhelden Tim endlich den Lichtschalter in dem aus Stahlgerüst zusammengesetzten Gebäude anbringen konnte – und damit auch die abendliche Beleuchtung und die obligatorische Pyro-Show auslöste.

Mitmachen war angesagt. Dafür brauchte man schon mal die App zum Projekt. (Foto: Thomas Hölscher)

Das war eben das Besondere am „BUILDING“ – es wuchs erst im Laufe der Tage zu einem Gebäude heran. Schon allein aus Sicherheitsgründen haben dazu natürlich vor allem die Darsteller vom Theater Titanick beigetragen. Aber so oft es ging, wurden die Besucherinnen und Besucher mit eingebunden, von klein bis groß. So haben eine ganze Reihe von handwerklich interessierten Menschen in einem sehr praktischen Planspiel von Studio Formagora mitgemacht, um die handwerkliche mit der industriellen Produktion von Sitzmöbeln zu vergleichen. So wurde an der arbeitsteiligen Werkbank die grundlegende Frage zu klären versucht, welchen Wert Effizienz und Produktivität in unserer Gesellschaft haben. Überhaupt waren sehr viele Partner eingebunden, von den benachbarten Wohnprojekt Südviertelhof und dem ABI Südpark über B-Side und dem Improtheater Peng! bis zu den JEKISS-Schulchören der Westfälischen Schule für Musik.

Wenig Theater, viel Mitmachen

Viele Aktionen richteten sich an Kinder. Hier werden gerade glitzernde Stoffreste für die Kinderdisco verteilt. (Foto: Thomas Hölscher)

Das Wirken in und für die Gemeinschaft stand ganz offensichtlich im Vordergrund dieses sozialen Experiments. Sei es das gemeinsame Bauen, Singen oder Yoga-Übungen machen, oder das Kochen, Essen und – ja, auch das gehörte dazu – das richtige Abwaschen. Immer wieder winkten einem die Ideen des Aufklärers Jean-Jacques Rousseau und sein Werk „Vom Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechtes“ entgegen, der Gemeinwille stand nicht nur als abstraktes Konstrukt stets im Vordergrund. So stand am Sonntag auch ein Workshop zur gewaltfreien Kommunikation auf dem Plan, sowie eine Podiumsdiskussion zu Nord-Süd Fragen, unter anderem mit Ruprecht Polenz und der Vorsitzenden des Integrationsrats Münster, Maria Salinas.

Auch vor Ort gab es Politik: Die Bürger des „BUILDING“ konnten am Samstag ihren Bürgermeister wählen. Dabei waren offensichtlich die Kinder entscheidend, denn die Wahl hat Franz Tanz mit seiner Forderung nach einer wöchentlichen Kinderdisco im Südpark gewonnen. Seine Gegenkandidatinnen hatten die Abschaffung des Montags gefordert („Für einen 2. Freitag in der Woche!“) oder in Ergänzung zum Aasee einen B-See, der bei der aktuellen Hitze zum Baden geeignet ist und im Südpark angelegt werden sollte.

Wer hier vom Theater Titanick ein opulentes Stück wie „Trip Over“, „Alice On The Run“ oder „Titanic“ erwartet hat, war womöglich enttäuscht. Wer sich aber auf das Mitmachen einließ, konnte ein wenig von der Gedankenwelt und dem Spirit der Akteure mitnehmen. Und das ist sicher den vielen anwesenden Kindern besonders gut gelungen, wie nachhaltig auch immer das nun sein mag.

Mehr zum Projekt findet ihr auf der Hompage vom Theater Titanick https://titanick.de/building/

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