Urvater von Cündi Wagner (ja, Cündi mit „ü“) und Ex von Shakira aus Hohenschönhausen zu sein, verpflichtet quasi zu einer anstrengend-komischen Biographie. Eben diesen lustigen Lebenslauf brachte Kurt Krömer, der eigentlich Alexander Bojcan heißt, in dem seit langem ausverkauften Congress Saal der Halle Münsterland zum Besten.
Zum Intro der Melodie aus „Der Preis ist heiß“ betrat Kurti Punkt 20 Uhr die Bühne und begrüßte sein Publikum in den ersten Reihen direkt mit Handschlag. Und mit der bekannten Berliner Schnauze: „Klatscht du da vorne etwa alleine? Biste bescheuert oder was? Lass die Scheiße, du Arsch. Entweder klatschen alle im Rhythmus, oder Keener.“
„Eigentlich wollte ich ja hier mit nem Gaul reinreiten, aber ist mir zu schwul. Das macht Putin ja schon. Putin ist doch schwul, oder? Ich meine oben ohne auf nem Pferd?“ Damit eröffnete Kurt Krömer vor johlendem Publikum direkt die erste Kategorie mit dem Thema „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“: „Es sind doch nur Nazis, die ihre Themen so durch die Blume verbreiten wollen, oder? Ich meine, ich habe nie vermisst ‚Heil Hitler‘ NICHT sagen zu dürfen, ihr etwa?“
Sein Outfit, das wie das eines Versicherungsvertreters aussah, wurde einer ersten Belastungsprobe unterzogen, als Kurt gekonnt über den Boden robbend bis hin zur Position einer Kerze („ja, die Hände müssen dabei unter den Arsch“) dem Publikum plakativ darstellte, was es heißt, in einer zu kleinen Badewanne im Hotelzimmer Körperhygiene zu betreiben. „Ey, dit war ein scheiß Bidet und keine Wanne! Am liebsten hätte ich mir noch die Füße abgeschnitten, um da janz reinzupassen, wa.“
Wer Krömhild kennt, der weiß, dass er selten stringent ist, aber intelligent improvisiert. Sein Bühnenprogramm führt daher immer wieder spontan in die wunderbarsten Winkel menschlicher Abgründe und Situationen. Arbeitslosigkeit, Impotenz, Flötenunterricht, Sexpillen, Space-Kekse, Raumschiff Enterprise und auch Tutanchamun waren eben diese Abgründe und Situationen, die das Publikum im Congress Saal immer wieder laut lachen ließen. „Kennt ihr bei Raumschiff Enterprise noch den Formwandler? Googelt den mal, sieht aus wie Björn Höcke.“
„Ey, ist dir da vorne langweilig, oder was hast du mit dem Buch da vor? Haste dir wat zu lesen mitjebracht, falls der Abend scheiße wird? Na dann komm ma hoch zu mir!“ Und schon war Zuschauerin Patricia plötzlich auf der Bühne und drehte mit Kurt Krömer Arm in Arm ein paar Runden Walzer, Autogramm und Selfie inklusive.
Nach einer kurzen Pause ging es weiter. „Ey, ick hab neulich mein erstes Pimmelbild jeschickt bekommen. Wat solln die Scheiße? Ick mein, ick hab dit Handy so direkt vorm Jesicht und dann kriegste so nen Pimmel jeschickt? Ick hab mich jefragt, was antwortet man dem jetzt? Wat schickste da zurück?“
Trotz unüberhörbarer Erkältung zog Kurt Krömer die Show gekonnt durch, Vollprofi eben. Das Aus von „Chez Krömer“ sprach der Chef leider nicht an, aber seine erneute Teilnahme bei der Comedy-Sendung „LOL: Last One Laughing“, worauf sich das Publikum mit viel Beifall freute.
Auch die Anekdote von Torsten, dem Unfallchirurg, den Kurt Krömer letzte Woche auf die Bühne geholt hatte, wusste zu unterhalten. „Der hatte einen in der Notaufnahme, der hatte eine Kuli-Mine bis zum Anschlag in seinem Puller versenkt.“ Nicht nur die Story brachte den Saal zum Beben, sondern vor allem die körperliche Darstellung dessen durch Kurt Krömer. Es war einfach grandios. Aber der Höhepunkt des Abends war, ohne hier zu spoilern, die Geschichte mit den Meerschweinchen – zumindest am Beifall gemessen.
„Ich gucke kein Fernsehen mehr, nur noch so Trash-TV so Reality-Formate wie Temptation Island. Weil die Kandidaten da so doof sind, da geht bei mir der Puls runter. Die Leute, die da mitmachen, haben ja kein Leben. Die müssen nur so gezupfte Augenbrauen haben und der Körper muss immer eingeölt sein. Das ist dann die Wochenchallenge. Weißte, wenn man alle Reality-Stars versammeln würde an so einem Ort, dann wären die alle zusammengerechnet so intelligent wie hundert Meter Mischwald.“ Als gäbe es noch etwas Erhellendes hinzuzufügen über B-Entertainment, C-Prominenz und televisionäre Sittenverrohung.
„Macht´s jut, Nachbarn!“