Wenn Helge Schneider vor sein Publikum tritt, dann kann er sich einer treuen Fangemeinde sicher sein und so war es auch am Freitag in der ausverkauften Halle Münsterland. Von der ersten Minute an trugen ihn die Zuhörerinnen und Zuhörer auf Händen und begleiteten ihn durch die „Big L.A.-Show – Der letzte Torero“.
Sein Humor dürfte einzigartig sein, zumindest auf Deutschem Parkett. Pendelnd zwischen horrendem Blödsinn, hintergründigem Wortwitz, großartigen Kalauern und absurden Geschichten navigierte der 67-Jährige durch das Programm und verblüffte zwischendurch zumindest das Erst-Publikum mit einer unglaublichen Virtuosität an einer schier unüberschaubaren Menge von Musikinstrumenten. Die Texte bestechen meist durch eine fast schon dadaeske Naivität, in der Alltagssituationen geschildert werden, die beim Erleben vollkommen belanglos wären, durch Schneiders einzigartige Darbietung aber so unfassbar komisch sind, dass die Lachanfälle im Publikum oft schon kurz vor der Behandlungspflicht standen. Das darf in dieser Form nur Helge Schneider, würde sich ein anderer Künstler auf diesem Terrain erproben, könnte es nur ein Plagiat sein.
Münster direkt zum Einstieg in den Abend als seinen Sehnsuchtsort zu bezeichnen, schmeichelte dem lokalen Publikum natürlich. Doch schon die Begründung, dass bei seiner Geburt im Kreißsaal, der natürlich rund war, ein Stadtplan von Münster hing, klang nicht unmittelbar glaubwürdig. Die nächsten Sätze machten dann ziemlich schnell deutlich, dass er vermutlich jeden Ort einer Tournee als Sehnsuchtsort bezeichnet und dass es wohl besser sein wird, nicht alles zu glauben, was der Entertainer seinem Publikum in den nächsten Stunden erzählen wird. Zum Beispiel, dass ihm die Band am Morgen vom Arbeitsamt zur Verfügung gestellt wurde, er Schlagzeuger eigentlich nicht mag, weil seine Freundin mit 15 Jahren mit einem Schlagzeuger durchgebrannt ist und er nur deswegen einen in der Band hat, weil es so im Vertrag steht.
So dürfen auch Zweifel an der Behauptung erlaubt sein, dass Helge Schneider bereits 40 Millionen Lieder komponiert hat, die überall auf der Welt gesungen werden, allerdings oft mit vollkommen anderen Melodien und Texten, wie er berichtet. Und ob es sich wirklich um Karel Gotts ehemalige Showtreppe handelt, die in der Mitte der Bühne steht und die er dem tschechischen Sänger Anfang der 70er aus dem Kofferraum seines Nissan Micra gezogen hat, dürfte einer gewissenhaften Überprüfung vermutlich auch nicht standhalten. Und hat Schneider die Pyrotechnik tatsächlich Rammstein für 80 Euro abgekauft? Wer weiß.
Zu den musikalischen Höhepunkten gehörte sicherlich die Darbietung des Titelstücks „The Last Torero“ auf der Gitarre im Duett mit seinem Gitarristen Sandro Giampietro, begleitet von Willy Ketzer am Schlagzeug und Reinhard Glöder am Bass. Als Stargast begeisterte einmal mehr Sergej Gleithmann sowohl an der Violine (in China stürmten 5000 Chinesinnen die Bühne, um ihn berühren zu dürfen) als auch beim Bodenturnen. Alles in allem ein großartiges Konzert mit einem absoluten Ausnahmekünstler, der ein begeistertes Publikum in die Nacht entlassen hat.
Fotos: Thomas M. Weber
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Mein größter Respekt an Helge Schneider mit so einem schwierigen Publikum umzugehen und dabei lustig zu bleiben. Ständig Zwischenrufe von Menschen, die glauben sie seien lustig und wichtig. Neben mir saßen drei Damen, die alles kommentiert haben und sich während der Instrumentalpassagen einfach unterhalten haben. Bleibt doch zu Hause! Gegen Ende sagte Helge zu einem Zuschauer: „Halt die Klappe.“