Am Freitag stellte der Grafiker und Buchkünstler Robert Nippoldt zusammen mit dem Green Light Ensemble in der Friedenskapelle sein neuestes Buchprojekt vor. Beim Coppenrath-Verlag hat er nämlich den Roman „Der große Gatsby“ des amerikanischen Schriftstellers F. Scott Fitzgerald in einer üppigen Ausstattung neu herausgebracht.
Natürlich war es schon von vornherin klar, dass es mehr sein wird als eine Lesung. Schließlich hat Grafiker Robert Nippoldt in den letzten Jahren nicht nur mit seiner Bücherkunst viele Fans für sich einnehmen können, sondern auch mit der Show „Ein rätselhafter Schimmer“ über das Berlin der 1920er Jahre, die er seit einigen Jahren zusammen mit dem Trio Größenwahn immer mehr erweitert hat. Am Freitag galt es aber sein neues Buchprojekt zu präsentieren, eine Neuausgabe des Romans „Der große Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald, die Nippoldt für den Coppenrath-Verlag in Münster aufwendig gestaltet hat.
Seit ein paar Monaten stellt er es hin und wieder in Buchhandlungen vor, wobei Schauspieler Ari Nadkarni Auschnitte aus diesen amerikanischen Roman-Klassiker vorträgt und auch ein wenig in sein Umfeld einführt. Währenddessen entstehen hinter oder neben ihm auf einer Leinwand zu den Szenen passende Zeichnungen, die Nippoldt live anfertigt, so wie es schon vom „Rätselhaften Schimmer“ bekannt ist. Das Ganze begleiten Pianist Philip Ritter und Sängerin Lotta Stein mit passenden Songs, die durch Broadway-Shows der „Roaring Twenties“ bekannt geworden sind. In der Friedenskapelle wuchs das nun am Freitag zu einer größeren Show heran: Bassist Christoph Kopp und Saxofonist Markus Münsterteicher verstärkten die Band, womit sie auch Veranstalter Tim Eberhardt überrascht hatten. Das Publikum überraschte Lotta Stein mit immer wieder neuen Kleidern aus dem Fundus der 1920er Jahre.
Aufwändige Buchgestaltung
So kamen die Songs wie „My Blue Heaven“ oder „Lover, Come Back to Me“ so richtig zur Geltung. Die erzählten zudem auch die vorgetragenen Szenen aus dem Buch ein wenig weiter, in der es zumindest vordergründig viel um Liebe geht, vor allem die unglückliche oder unerfüllte. Um die besondere Sprache von F. Scott Fitzgerald hervorzuheben, trug Ari Nadkarni eine Szene zuerst auf Deutsch und dann noch einmal im Englischen Original vor. Die komplette Story des Romans fasste Robert Nippoldt in drei Minuten mit einer Zeichnung auf einer Linie zusammen. Tatsächlich setzte er den Filzstift beim Zeichnen auf einer sich langsam weiterbewegenden, meterlangen Papierbahn nicht ein Mal ab. Auch hier passte mit „Love Me or Leave Me“ ein zeitgenössisches Lied sehr gut, als Herzen (auch zerbrochene) und Dollernoten erschienen, Panzer und Hochhäuser, bis es mit einem Autounfall, einer Pistole und den letzten Lebenszeichen endete.
Die anderen, etwas aufwändiger und mit unterschiedlichen Techniken live angefertigten Zeichnungen verkaufte Nippoldt in der Pause und nach der Show sogar an einige Interessierte aus dem Publikum. Noch mehr ließen sich von der Vorstellung animieren, das Buch zu erwerben. Nippoldt schien gar nicht müde zu werden, jedes einzelne davon mit einer kleinen Zeichnung und einer persönlichen Widmung zu verzieren. Zuvor hatte er allerdings auch ausführlich dargestellt, wie der Coppenrath-Verlag all seine detaillierten Wünsche für die üppige Ausstattung dieses Romans umgesetzt hat: Goldschnitt oben, schwarz an den anderen Schnittkanten, ein hochgeprägter Einband mit vielen Art Deco-Elementen in Schwarz und Gold, eine sorgfältig ausgewählte Schrifttype und ein dazu passender Satzspiegel. Vor allem aber sind es die vielen Zeichnungen von Robert Nippoldt, die zum Erwerb des Buches reizen. Und die gibt es nicht nur auf den Buchseiten, die hin und wieder sogar für ein Panoramabild aufklappbar sind, sondern auch auf vielen kleinen beiliegenden Extras: Kärtchen mit Cocktailrezepten oder Infos zum Broadway, eine Landkarte vom damaligen New York und sogar eine Zeitung („New Yorker Herold – An American Newspaper Printed in German Language“).
Wie viel Stress und Herzblut in die Planung und Produktion von so einem Buch fließen, stellte Nippoldt mit einem humoristischen Film dar. Den hatte seine Frau vor einigen Jahren über die Entstehung des dritten großen Bildbands für den Taschen-Verlag gedreht, passend zum Thema „Hollywood“ als ein Stummfilm im Slapstick-Stil der 1920er Jahre. So geriet der Abend in der Friedenskapelle zu einer rasanten Multi-Media-Show, die deutlich mehr war, als eine Lesung oder eine Buchpräsentation.
Mehr Infos über die Buchprojekte von Robert Nippoldt und auch über kommende Shows findet ihr auf seiner selbstverständlich auch wunderschön gestalteteten Homepage.
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