
Ein cineastischer Schatz kehrt nach Jahrzehnten auf die Leinwand zurück: Am kommenden Dienstag (18. März) startet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) gemeinsam mit der Stadt Münster und weiteren Partnern die diesjährige Filmreihe „Drehbuch Geschichte“ mit einer besonderen Premiere. In der historischen Rüstkammer des Rathauses Münster wird der lange verschollene westfälische Stummfilm „Der Friedensreiter“ erstmals wieder in einer Kinofassung präsentiert. Musikalisch begleitet wird das Spektakel vom Duo Anja Kreysing und Helmut Buntjer.
„Der Friedensreiter“, vermutlich der älteste Spielfilm aus und über Westfalen, entstand im Herbst 1918, unmittelbar vor dem Ende des Ersten Weltkriegs. Der Film thematisiert die Friedensverhandlungen zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges. Über Jahrzehnte galt das Werk als verloren, bis 2018 eine VHS-Kopie in der Filmuniversität Babelsberg auftauchte. Neue Recherchen des LWL-Medienzentrums für Westfalen führten schließlich zur Entdeckung einer gut erhaltenen 35mm-Kopie in der norwegischen Nationalbibliothek in Oslo. Neben einer besseren Bildqualität weist diese Version eine Viragierung auf – eine damals gängige Technik zur Einfärbung von Filmszenen, um unterschiedliche Stimmungen zu unterstreichen. Dank eines hochwertigen Digitalisats kann der Film nun wieder einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden.
Spannung und Intrigen vor Münsters Toren

„Wir hatten nicht mehr damit gerechnet, diesen für die Filmgeschichte Westfalens sehr wertvollen Schatz noch in einer echten Kinofassung finden zu können. Umso größer war dann die Freude über die Antwort aus Norwegen auf unsere Anfrage. Die Kollegen dort haben den Friedensreiter mit viel Liebe und Sorgfalt aufbereitet und wir freuen uns, dass er jetzt in neuem Glanz gezeigt werden kann“, so Prof. Dr. Markus Köster, Leiter des LWL-Medienzentrums für Westfalen, der sich als Historiker auf die Spur des Filmschatzes gemacht hatte.
Die Handlung des Films entführt die Zuschauer in die Endphase des Dreißigjährigen Krieges. Im Mittelpunkt steht der niederländische Gesandte Adrian Pauw, der nach Münster reist, um den Friedensschluss zu verhandeln. Doch eine vom französischen Kardinal Mazarin entsandte Agentin versucht, seine Mission zu sabotieren. Die titelgebende Sagengestalt des Friedensreiters greift schicksalhaft ins Geschehen ein und verkörpert die Hoffnung auf Frieden.
Der Film verbindet vor dem Hintergrund der Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs spannende Agentenelemente mit eindeutiger Propaganda gegen den 1918 aktuellen Kriegsgegner Frankreich. Historisch Interessierte können sich zudem über beeindruckende Aufnahmen westfälischer Schauplätze freuen, darunter die Burgen Gemen und Hülshoff sowie mehrere Orte in Münster, wie die Johanniterkommende an der Bergstraße, St. Josef in Kinderhaus und die längst abgerissenen Coermühle an der Aa.
Westfälische Filmgeschichte im Fokus
Die Filmreihe „Drehbuch Geschichte“ beleuchtet unter dem Motto „Filmwelt Westfalen – Geschichten einer Region“ weitere bedeutende Werke der westfälischen Filmkultur. Neben Klassikern wie „Bang Boom Bang“ (1999) und „Der Junge muss an die frische Luft“ (2018) bietet das Programm an acht Themenabenden eine Zeitreise durch die regionale Filmgeschichte. Begleitende Einführungen und Diskussionen runden die Veranstaltungen ab.
Die Eröffnungsveranstaltung am 18. März im Rathaus zu Münster beginnt um 18 Uhr. Prof. Dr. Stefan Höppner von der LWL-Literaturkommission für Westfalen führt in den Film „Der Friedensreiter“ ein. Karten sind unter www.cineplex.de/muenster und www.dielinse.de erhältlich.
Organisiert wird die Filmreihe in Zusammenarbeit mit dem Verein Die Linse e.V., dem Geschichtsort Villa ten Hompel, dem LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, der LWL-Literaturkommission für Westfalen, dem Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V., dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. in Westfalen-Lippe und dem Stadtmuseum Münster.