Die Segelschiffe und Tretboote sind im Winterschlaf, eigentlich gehört der Aasee den Möwen und Fischen. Wenn da nicht das etwas skurril anmutende „RiverBoat“ seine Runden drehen würde. Das schwimmende Hightech-Gerät des Forschungsinstituts für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen soll Grundlagendaten zu Münsters Innenstadtgewässer liefern.
Hintergrund ist das katastrophale Fischsterben vom August des Vorjahres mit dessen Erforschung Prof. Dr. Dietrich Borchardt vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung beauftragt wurde. „Wir gehen von mindestens fünf bis sechs unterschiedlichen Faktoren aus, die an diesem Tag zusammenkamen“, berichtet Lutz Hirschmann von der Umweltbehörde. Eine zentrale Rolle könnte der Schlamm am Boden des Aasees spielen, das sogenannte Sediment. „Wir vermuten, dass Prozesse im Sediment eine Rolle gespielt haben. Jetzt reichen Vermutungen aber nicht mehr, wir brauchen Wissen!“ betont Hirschmann. Über das Sediment des Aasees wissen die Experten bislang allerdings herzlich wenig, nur punktuell wurden Proben entnommen. „Das Sediment ist für uns ein großes Fragezeichen. Wie ist es beschaffen? Wie ist es im Aasee verteilt? Das soll die Drohne herausfinden“, erläutert der Fachmann von der Umweltbehörde. Nach der ökologischen Katastrophe wurde von unterschiedlichen Seiten gefordert, den Aasee zu entschlammen. „Das wäre zwar eine spektakuläre aber auch sehr teure Aktion und ob das wirklich etwas bringen würde, wissen wir nicht“, gibt Hirschmann zu bedenken.
David Wehmeyer und Lukas Klatt bedienen das rund 120.000 Euro teure Forschungsgerät, das in ein paar Wochen satellitengesteuert seine Arbeit aufnehmen soll. „Das ‚RiverBoat‘ ist modular aufgebaut und kann mit unterschiedlichen Systemen ausgestattet werden. Bei diesem Einsatz ist das Echolot unser wichtigstes Werkzeug“, berichtet Wehmeyer. Die aktuellen Vorversuche sollen dazu dienen, ein Raster zu entwickeln, in dem das 30 Kilogramm schwere Gerät zukünftig autonom die gesamte Fläche des Aasees abfahren wird. Fünf bis sechs Tage soll es dann dauern, bis das Gewässer komplett untersucht ist. Am Ende steht eine dreidimensionale Karte, auf der genau zu erkennen sein soll, wie die Sedimente am Grund verteilt sind. „Das Boot navigiert zentimetergenau mit der russischen Variante des GPS, im Grunde genommen könnten wir uns in der Zeit in ein Café setzen und uns die Zeit vertreiben“, erzählt Wehmeyer schmunzelnd. Aber dafür hängt bei den beiden Wissenschaftlern dann doch zu viel Herzblut an ihrem schwimmenden Forschungsgerät, als das sie es aus den Augen lassen würden.
Welche Ergebnisse unter anderem diese Untersuchungen liefern, wird spätestens voraussichtlich im Mai bekannt, wenn das Abschlussergebnis von Dietrich Borchardt vorliegt. Doch selbst die Fachleute, die sich zum Testlauf der Drohne am Ufer des Aasees versammelt haben, sind skeptisch, dass die Untersuchungsergebnisse zukünftig ein derart massives Fischsterben zuverlässig verhindern können.
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